Börsenschluss Die Angst will nicht weichen
Frankfurt am Main - Der deutsche Aktienmarkt ist am Montag mit Verlusten in die neue Börsenwoche gestartet. "Lustlose Verkäufer und schlechte Vorgaben von den Börsen aus Asien und den USA drücken den Dax ins Minus", sagte ein Aktienhändler. Der Index schloss mit minus 1,55 Prozent auf 4271 Zählern. Der MDax verlor 1,02 Prozent auf 5.046,25 Punkte und der TecDax gab um 3,47 Prozent auf 468 Zähler nach.
Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten verschafften den Märkten nur eine kleine Verschnaufpause. Die Talfahrt in der US-Industrie war im Januar überraschend etwas gebremst worden. Von einer Trendwende mochten Analysten aber nichts wissen, zumal die Bauausgaben weiter im Sinkflug sind.
Für den Dax blieben die meisten Händler sehr skeptisch. Ein Abtauchen unter die 4000-Punkte-Marke gilt als sicher. "Sobald wir darunter fallen, kommt es sicher zu einem Rutsch von weiteren 200 bis 300 Punkten", sagte ein Händler. Im Oktober hatte der Dax ein Vier-Jahres-Tief von 4014 Zählern erreicht, das bislang nicht unterschritten wurde.
Angesichts der Unsicherheit blieben die Umsätze an den Märkten extrem gering. "Das geht an die Substanz, an die Nerven", klagte ein Händler. "Man hat das Gefühl, nur noch Zuschauer und nicht mehr Akteur zu sein." In London verhinderte ein Schneesturm, dass viele Anleger und Börsianer überhaupt an ihre Arbeitsplätze kamen.
Bankentitel erneut schwach
Die Angst vor neuen Milliardenabschreibungen bei den Banken drückte auf diese Titel, die besonders deutlich verloren. Börsianer verwiesen zudem auf Gerüchte über einen weiteren Kapitalbedarf bei dem US-Versicherer AIG. Zudem laste die Diskussionen um die stockende Einführung einer sogenannten "Bad Bank" auf der Stimmung.
Die Aktien der Deutschen Bank fielen um 6,55 Prozent auf 19,345 Euro. Postbank verloren 4,78 Prozent auf 8,97 Euro. Commerzbank sanken um 5,77 Prozent auf 3,35 Euro. Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck & Co, verwies angesichts der jüngsten Kursabschläge bei den Bankaktien auf Gewinnmitnahmen. Außerdem herrsche eine "gewisse Katerstimmung" nach den euphorischen Kursanstiegen der Vorwoche. Langsam werde klar, dass die "Erwartung, dass die Banken alle ihre Probleme mit einem Schlag los werden", wohl enttäuscht würden. Gegebenenfalls könne es zu einer Verwässerung der Aktionärsanteile kommen. "Die Lösung der Probleme wird nicht billig werden", sagte Becker.
Bankenwerte brechen europaweit ein
In London brachen die Aktien von Barclays um 10,6 Prozent ein. Die Titel hatten in der vergangenen Woche allerdings ihren Wert mehr als verdoppelt. Neben den Gewinnmitnahmen machten Händler die Abstufung durch die Ratingagentur Moody's verantwortlich, die wegen drohender weiterer "deutlicher" Verluste als Folge von Abschreibungen die Bonitätseinstufung des Institutes gesenkt hatte. Die Bekanntgabe neuer Details zum Einstieg beim belgischen Fortis-Konzern drückte in Paris die Aktien von BNP Paribas um 8,7 Prozent ins Minus. BNP Paribas teilte mit, dass ihre Kernkapitalquote von rund acht Prozent durch den modifizierten Einstieg bei Fortis konstant bleiben wird. Analysten hatten dagegen gehofft, dass BNP durch den Einstieg bei Fortis ihre Kernkapitalquote stärken kann.
Sorgen um Scania-Zahlen drücken MAN
Als schwächster Wert im Dax gingen allerdings die Titel von MAN aus dem Handel. Sie verloren 6,80 Prozent auf 31,80 Euro. Händler verwiesen auf die bevorstehende Veröffentlichung von Zahlen des Wettbewerbers Scania an diesem Dienstag. "Da wird nichts Gutes erwartet", sagte ein Händler. "Einige Investoren dürften deshalb vorher die Aktien der LKW-Hersteller verkaufen". Ein anderer Händler verwies auf "Nachwirkungen" eines negativen Analystenkommentars in der Vorwoche. Morgan Stanley hatte das Kursziel für MAN von 39 auf 32 Euro gesenkt.
Bayer hält im Dax die Fahne hoch
Die Titel von Bayer stiegen um 1,39 Prozent auf 42,19 Euro und zählten damit zu den gefragtesten Werten im Dax. Die Kunststofftochter MaterialScience verzichtet vorerst auf Kurzarbeit wegen der Krise und reduziert stattdessen die Wochenarbeitszeit. Der Vereinbarung zufolge soll die Arbeitszeit befristet um 6,7 Prozent bei entsprechender Absenkung der Tarifentgelte verringert werden.
Der Lufthansa verhalf die Beteuerung der eigenen Stärke nicht zum Kursanstieg. Der Titel verlor 1,16 Prozent auf 9,390 Euro. Die Fluggesellschaft will die aktuelle Finanzkrise im Gegensatz zu anderen deutschen Großunternehmen ohne Beistand der Bundesregierung bewältigen. Das bekräftigte Konzern-Chef Wolfgang Mayrhuber in einem Gespräch mit dem Nachrichten-Magazin "DER SPIEGEL".
Premiere kommt seiner Rettung näher
Bei den Werten aus der zweiten Reihe stemmten sich Premiere gegen den schwachen Markttrend und legten um 3,74 Prozent auf 3,05 Euro zu. Der schwer angeschlagene Medienkonzern ist seiner Rettung einen Schritt näher gekommen. Der US-Konzern News Corp müsse gemäß einer Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kein Pflichtangebot für die ausstehenden Aktien der Münchner vorlegen, teilte News Corp mit. Diese Entscheidung hatte Konzernchef Rupert Murdoch aber zur Bedingung für ein Rettungspaket gemacht. "Mit der BaFin-Entscheidung ist der Weg zur Rettung von Premiere geebnet", sagte ein Börsianer.
manager-magazin.de mit Material von dpa