Kolumne Immobilienaktien unter Feuer
Kaum ein Bereich bleibt derzeit von Verlusten in historischen Dimensionen verschont. Die Kurse der Bauwerte Bilfinger Berger, Hochtief oder Wienerberger beispielsweise sind binnen Jahresfrist zwischen 65 Prozent und 80 Prozent gefallen mehr als der Durchschnitt der großen Indizes. Und sie stehen exemplarisch für das gesamte Immobiliensegment an der Börse: Die Aktien der Immobilienspezialisten von Estavis, Colonia Real Estate und der IVG Immobilien haben auf Jahressicht gar zwischen 87 und 85 Prozent ihres vorherigen Wertes eingebüßt.
Sogar der durchschnittliche Kursverlust der 20 Immobilienaktien im deutschen Prime Standard beträgt mit etwa 65 Prozent nahezu 25 Prozent mehr als das Minus des Frankfurter Vorzeigeindexes Dax. Und die Talfahrt der Immobilienaktien ging ohne Rücksicht auf die Börsengröße der Unternehmen voran, ihrer so genannten Marktkapitalisierung. Branchengrößen wie die Gagfah mussten seit Januar ebenso überdurchschnittliche Kursverluste von mehr als 64 Prozent hinnehmen, wie kleinere Branchenvertreter, etwa Alstria Office.
Die globale Finanzkrise sorgt aber nicht nur an den Börsen für chaotische Zustände. Auch die realen Immobilienmärkte sind betroffen. In den USA spitzt sich die Lage am Hypothekenmarkt zu. Eine Abwärtsspirale ist im Gang. Obwohl sich die Kreditkonditionen in den vergangenen Monaten deutlich verbessert haben, geraten immer mehr US-Bürger in Zahlungsschwierigkeiten. Der rasante Anstieg der Arbeitslosigkeit verschärft die Lage zusätzlich. Die Anzahl der Zwangsversteigerungen steigt beständig. Dies wiederum verstärkt das ohnehin schon große Angebot an Wohnimmobilien der Preisverfall wird dadurch zusätzlich angeheizt.
Die Krise schwappt zunehmend auf Europa und auch Deutschland über. Hypotheken mit fünf Jahren Laufzeit und solche mit 10-jähriger Bindungsfrist sind derzeit mit nominal 3,75 Prozent sowie 3,95 Prozent extrem günstig und notieren nahe ihrer historischen Tiefstände. Während sich bei Kreditvermittlern die Hypothekenzinsen im freien Fall befinden, fehlt Investoren der Mut, diese Krise zu nutzen. Ein Käuferstreik ist zu beobachten, ähnlich wie an den Aktienmärkten.
Warren Buffet macht es vor
Warren Buffet macht es vor
Die Immobilienmärkte werden weiter maßgeblich von der Konjunkturentwicklung beeinflusst. Die USA befinden sich laut offiziellen Angaben bereits seit 13 Monaten in der Rezession. Seit der großen Depression 1929 bis 1932 hat keine Rezession länger als 16 Monate angedauert. Der Spread zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen ist regelrecht explodiert.
Während die Kurse deutscher und amerikanischer Staatsanleihen mit 3 Prozent und 2,65 Prozent nahe an ihren Rekordtiefs rentieren, werden für Unternehmensanleihen selbst bester Bonität mehr als 5 Prozent pro Jahr obendrauf gezahlt. Diese Dimensionen sind ebenfalls seit 1929 nicht mehr zu verzeichnen gewesen. Die Panik scheint auf dem Höhepunkt angekommen zu sein. Die Volatilitätsindizes deuten ebenfalls in diese Richtung.
Die globalen Aktienmärkte haben jeweils sechs bis neun Monate vor dem Ende der Rezession ihren finalen Tiefpunkt erreicht. Während die Weltbank noch vor einer dramatischen Rezession warnt, wird diese bereits weitläufig erwartet. Schauen Sie sich die Schätzungen der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) genau an.
Während die Weltwirtschaft in 2009 nur noch um 0,9 Prozent wachsen soll, Europas Wirtschaft aber um 0,6 Prozent und die der Vereinigten Staaten um 0,5Prozent schrumpfen sollen, wird das Plus in Indien mit 5,8 Prozent und China mit 7,5 Prozent gesehen. Die Zeit für antizyklische Investoren scheint gekommen.
US-Superinvestor und Anlegerlegende Warren Buffett hat bereits vor einigen Wochen angekündigt, seine Bestände an US-Staatsanleihen zu veräußern und in Aktien zu tauschen. Er hält es für äußerst unwahrscheinlich, dass die Renditen von Anleihen und Festgeldkonten in den nächsten Jahren die Renditen der Aktienmärkte schlagen werden. Warren Buffett zu folgen war in den letzten Jahrzehnten keine dumme Idee. Nicht ohne Grund ist er zum reichsten Mann der Welt geworden.