Die knapp 31.000 Kunden der deutschen Niederlassung der isländischen Kaupthing Bank kommen immer noch nicht an ihr Geld. 308 Millionen Euro haben sie dem Institut anvertraut. Die Sparer setzen auf die Bundesregierung. Doch die hat im Gegensatz zu anderen Regierungen für die Anleger noch nichts erreicht.
Berlin - "Wir sind von der Bundesregierung enttäuscht, die im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern in den Verhandlungen mit Island bislang zu keinem Ergebnis gekommen ist", erklärte der Sprecher der Vereinigung der deutschen Kaupthing-Bank-Kunden, Jochen Heimberg, am Dienstag.
Die in Deutschland ansässige Kaupthing Edge hatte Sparer mit Tagesgeldzinsen von 5,65 Prozent gelockt. Im Zuge der Finanzkrise wurde die isländische Bank vor wenigen Wochen verstaatlicht. Seither haben die Kunden keinen Zugriff mehr auf ihre Konten. Da Kaupthing nicht der deutschen Einlagensicherung angehört, profitieren die Kunden nicht von der Garantieerklärung der Bundesregierung. Die Einlagen sind dem isländischen Einlagensicherungsfonds angeschlossen, der jeden Anleger bis zu einer Höhe von 20.887 Euro schützt.
Heimberg rechnet bis zum 30. Oktober mit konkreten Informationen der Isländischen Finanzaufsichtsbehörde, ob die Kaupthing Bank "noch lebensfähig ist". Die deutschen Kaupthing-Bankkunden fordern von der Bundesregierung, sich für eine Lösung einzusetzen, in der sie ihre Spareinlagen in vollem Umfang zurück erhalten. Großbritannien, Finnland, Norwegen und Belgien haben im Laufe der vergangenen zwei Wochen entsprechende Regelungen in Verhandlungen mit Island für ihre Sparer durchgesetzt.
Die Bundesregierung ist in Kontakt mit Kaupthing, um eine
Entschädigung der 30.000 deutschen Kaupthing-Kunden zu erreichen. Sie will sich nach eigenen Angaben für eine Entschädigung
im Umfang von rund 20.000 Euro pro Kunde bei der isländischen
Regierung einsetzen. Bei den Gesprächen gehe es jedoch nicht primär
um eine bilaterale Vereinbarung, hatte ein Ministeriumssprecher vor Tagen erklärt. Es gehe darum, für die Sparer aus Deutschland "im Zuge der internationalen Stabilisierung des isländischen
Finanzsystems eine Lösung zu finden, bei der sie nicht diskriminiert
werden", erklärte der der Sprecher des Bundesfinanzministeriums ausweichend.
manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen