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zuletzt aktualisiert: 14. Oktober 2008, 08:08 Uhr
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Finanzkrise Wir brauchen gemeinsame Werte

Von Deborah Sturman

Bei der globalen Finanzkrise musste die Politik eingreifen, die Folgen wären andernfalls unabsehbar gewesen. Auch der internationale Schulterschluss war dringend nötig. Die USA mussten erkennen, das Europa die besseren Lösungen hat. Jetzt fehlt nur noch eine Verbesserung der Corporate Governance in der Bankenwelt.

Das Bankensystem liegt jedem Aspekt des Handelslebens zu Grunde. Jede Familie und jedes Unternehmen ist davon abhängig. Das ist der Grund dafür, dass jede Regierung berechtigt ist, einzugreifen, sobald eine Finanzpanik aufkommt. Der Eingriff kann sogar, wenn notwendig, auf eine massive Weise erfolgen. Denn Geldmärkte handeln nicht mit Waren, sondern mit Papierverträgen, die Versprechen auf zukünftige Zahlungen darstellen. Sobald der Glaube in diese Versprechungen zerstört ist, sind nur Regierungen, die das Recht haben, Geld zu drucken und Steuern zu erheben, in der Lage, glaubwürdige Finanzgarantien anzubieten.

Mangelnde Corporate Governance? Richard Fuld, Chef der Pleitebank Lehman Brothers
DPA
Mangelnde Corporate Governance? Richard Fuld, Chef der Pleitebank Lehman Brothers
Das ist der Grund, weshalb jedes Land Maßnahmen ergreifen muss, um seine Banken- und Finanzsysteme zu sichern, wenn eine globale Finanzkrise, wie der jüngst in Amerika aufkeimend, aber nunmehr in jedem Finanzzentrum der Welt verbreitet, droht.

Aber weil dieses ein globales Problem ist, erfordert es auch eine globale Lösung. Die zwei wichtigen internationalen Sitzungen am letzten Wochenende, die Sitzungen der G7 und des IWF und der Weltbank, zeigen an, dass zumindest erkannt wurde, dass die Krise sich jetzt auf einer globalen Ebene ausbreitet. Die Antwort wird eine Vereinbarung zwischen allen Führungen der großen Geldmärkte sein müssen, in denen Grundregeln, sowie eine neue Politik für die Umstrukturierung des Bankverkehrs und der Finanzsysteme für die ganze Welt vereinbart werden.

Was die aktuelle Krise soviel schlimmer als erwartet gemacht hat, ist nicht der Umfang der zugrunde liegenden Probleme, sondern die Unzulänglichkeit der bisherigen behördlichen Antwort, die von der inkompetentesten US-Verwaltung seit 1930 gegeben wurde. Die Panik hat sich verstärkt, als Finanzminister Henry M. Paulson den Konkurs der Investment Bank Lehman Bros. zuließ.

Seit dem Fannie Mae-Debakel (bei dem Paulsons "Rettung" das Vermögen der einstigen Aktionäre auslöschte) haben Investoren jedes Mal, wenn das Gerücht aufkommt, dass die Regierung "Unterstützung" leisten wird, ihre Bankaktien in Panik verkauft. Das eigentliche Ziel sollte jedoch sein, dass private Anleger Bankanteile als langfristige Anlagen kaufen.

Paulsons schwaches Urteilsvermögen setzte sich fort, als er in seinem ersten Antrag auf 700 Milliarden US-Dollar aus Steuergeldern den US-Kongress gebeten hat, ein Gesetz zu erlassen, welches untersagt, den Banken neues Kapital, das sie benötigen, um geschäftlich tätig zu bleiben, zur Verfügung zu stellen. Der Kongress hat auf den Einschluss einer Bestimmung in das Gesetz bestanden, wodurch Paulson genau dieses Kapital den Banken zur Verfügung stellen kann.

Sich nunmehr an den Schatzkanzler von Großbritannien Alistair Darling anschließend, hat Paulson eine Kehrtwendung gemacht und sich damit einverstanden erklärt, umfangreiche Garantien für Geldtransaktionen zwischen Banken zu gewährleisten. Jene Tätigkeiten sowie die unbegrenzte Sicherung von Bankguthaben werden dazu beitragen, die Krise in den Märkten einzudämmen.

Jetzt, wo die G7 sowie IWF und Weltbank dazu stoßen, sollten strengere internationale Richtlinien für die Transparenz und die Offenlegung sowie für ein akzeptables Niveau der Corporate Governance vereinbart werden. Eine erfolgreiche Marktwirtschaft benötigt Vertrauen, welches nur dadurch aufgebaut werden kann, dass die Anerkennung gemeinsamer Werte zugesichert wird.

Die Änderungen sollten eine internationale Regulierung und Aufsicht umfassen. Außerdem sollte jede Bank in jedem Land dazu angehalten werden, die Grundsätze der Unternehmensführung und die Vorschriften über den Kapitalbedarf einzuhalten.

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