Rohstoffe Ölpreis seit zwei Tagen im Sinkflug
Hamburg - Der Preis für ein Barrel Öl (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) fiel heute auf 134,99 US-Dollar. Das waren 4,41 Dollar weniger als zum Handelsschluss am Vortag. Zeitweise war der Ölpreis sogar bis auf 132 Dollar gesunken. In der vergangenen Woche hatte der US-Ölpreis noch einen Rekordstand von 147,27 Dollar erreicht.
Schon am Dienstag war der WTI-Preis nach Aussagen von US-Notenbankchef Ben Bernanke zeitweise um rund zehn Dollar zurückgegangen. Laut Experten war das der stärkste Preisrückgang an einem Tag seit 17 Jahren. Bernanke hatte vor dem Bankenausschuss des US-Senats vor zahlreichen Wachstumsrisiken für die amerikanische Wirtschaft gewarnt und zugleich Inflationsgefahren betont.
"Damit stellt sich erneut die Frage, ob das Ende der Hausse am Ölmarkt erreicht ist", schrieb die Commerzbank daraufhin in einer Studie. "Die heftigen Kursschwankungen der vergangenen Tage legen den Schluss nahe, dass sich der Ölpreis der Spitze nähert." Spätestens in den kommenden zwei bis drei Monaten sollte eine langfristige Wende eingeleitet werden.
Den heutigen Preisrückgang erklärten Händler mit dem überraschenden Anstieg der US-Rohöllagerbestände. Am Nachmittag war gemeldet worden, dass die Vorräte an Rohöl in der vergangenen Woche deutlich gestiegen sind. Experten hatten mit einem Rückgang gerechnet.
Der vor der aktuellen Entspannung starke Anstieg des Ölpreises hat indes zu einer drastischen Verschärfung der Inflation in den USA geführt. Im Juni stiegen die Verbraucherpreise laut US-Arbeitsministerium um 5 Prozent - so stark, wie seit 1991 nicht mehr. Volkswirte hatten mit lediglich 4,5 Prozent gerechnet. Von Mai auf Juni kletterten die Lebenshaltungskosten um 1,1 Prozent und damit so stark wie zuletzt 1982. Größter Preistreiber war die Energie.
Fed-Chef Bernanke bezeichnete die Inflation in einer Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus als mittlerweile echte zusätzliche "Steuer" für die privaten Haushalte, die unter den Preisschüben besonders stark zu leiden hätten. "Es ist eine Toppriorität für die Fed die Inflation auf ein akzeptables Level zubringen, das mit Preisstabilität vereinbar ist." Er räumte aber ein, dass die Zentralbank kaum Möglichkeiten hat, die steigenden Öl- und Rohstoffpreis zu dämpfen. Diese seien "außerhalb der Kontrolle der Federal Reserve". "Die Fed kann kein einziges zusätzliche Barrel Öl bereitstellen."
Eine Sprecherin von US-Präsident George W. Bush sagte, die Regierung sei sehr besorgt darüber, dass die Teuerung vor allem die Bezieher niedrigerer Einkommen immer stärker treffe. "Wir haben Vertrauen, dass Bernanke sowohl die Inflation als auch das Wirtschaftswachstum in den Griff bekommen wird", fügte sie hinzu.
An den Börsen sorgten die Nachrichten über die Inflations- und Ölpreisentwicklung unterdessen für eine Berg- und Talfahrt. Während die Preissteigerung die Kurse unter Druck setzte, löste die Entspannung am Ölmarkt später eine deutliche Erholung aus.
manager-magazin.de mit Material von reuters und dpa