Ein Euro kostete am Dienstag 1,6038 Dollar, soviel wie nie zuvor. Selbst der - nicht zuletzt wegen des starken Euros - unerwartet schwache ZEW-Index belastete den Wechselkurs kaum. Jetzt gehen die Blicke Richtung USA, wo am Nachmittag Konjunkturdaten sowie eine Rede von Fed-Chef Ben Bernanke zu Wirtschaftslage anstehen.
Hamburg - Mit dem Kurs von 1,6038 US-Dollar wurde der letzte Rekordstand von 1,6018 Dollar, der am 22. April erreicht worden war, knapp übertroffen. Zuletzt ermäßigte sich der Euro wieder leicht und kostete 1,6020 Dollar. Ein Dollar war damit 0,6242 Euro wert.
Der jüngste Kursschub wurde durch die neuerliche Zuspitzung der US-Finanzkrise ausgelöst. Analysten zufolge bleibt das Vertrauen in die US-Finanzbranche trotz des jüngsten Rettungspakets untergraben, was den Dollar belastet. Der
Euro notiert damit nur noch knapp unter seinem im April erreichten Rekordhoch von 1,6020 Dollar.
Analysten zufolge bleibt das Vertrauen in die US-Finanzbranche trotz des jüngsten Rettungspakets untergraben. Mit Spannung erwarten die Märkte am Dienstag die Anhörung von US-Notenbank-Präsident Ben Bernanke ab 16 Uhr (MESZ) vor dem Senat.
"Der Fed-Präsident wird unseres Erachtens zwar versuchen, angesichts der hohen Inflationsraten einen scharfen Ton anzuschlagen, aber letztlich die abwartende Haltung der US-Notenbank bestätigen und weiter davon Abstand nehmen, die Märkte auf einen Kurswechsel vorzubereiten", heißt es in einem Marktkommentar der Commerzbank.
Dies könnte den Dollar zusätzlich drücken, da nach Einschätzung von Helaba-Volkswirt Ralf Umlauf im Markt noch immer Zinserhöhungsfantasien vorhanden sind. Noch vor Bernankes Anhörung dürften Konjunkturdaten aus den USA in den Blick rücken. Um 14:30 (MESZ) werden die Einzelhandelsumsätze und die Erzeugerpreise für Juni sowie der Empire-State-Index für Juli veröffentlicht.
ZEW-Barometer auf Rekordtief
In Deutschland hat unter anderem der starke Euro bereits zu einer Stimmungseintrübung bei Analysten und Anlegern geführt. Deren Konjunkturerwartungen sind laut ZEW-Konjunkturbarometer, das am Vormittag veröffentlicht wurde, im Juli eingebrochen und auf ein Rekordtief gefallen.
Das ZEW-Barometer sank um 11,5 auf minus 63,9 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte 46 Volkswirte hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang auf minus 55,0 Zähler gerechnet.
"Der hohe Ölpreis, der starke Euro, die Krise in den USA, die Leitzinserhöhung der EZB und eine schwache inländische Konsumnachfrage dürften die deutschen Unternehmen in den kommenden sechs Monaten belasten", hieß es zu der monatlichen Umfrage unter rund 300 Börsianern. Die Lage bewerteten die Experten ebenfalls schlechter als im Mai. Der Teilindikator brach um 20,6 auf 17,0 Zähler ein. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 32,7 Punkte gerechnet.