Rekordhoch Euro erstmals bei 1,55 Dollar

Hiobsbotschaft für deutsche Exporteure: Der Euro ist am Mittwoch erstmals über die Marke von 1,55 US-Dollar gestiegen. Nach der Milliardenspritze der US-Notenbank rechnen Investoren nun mit weiteren Zinssenkungen in den USA. Dies treibt den Eurokurs - und verteuert Ausfuhren aus Euroland.

Frankfurt am Main - Die Gemeinschaftswährung erklomm am Nachmittag ein Rekordhoch von 1,5502 Dollar, nachdem sie am Dienstag nach der Ankündigung neuer Dollar-Liquiditätsspritzen kurzzeitig bis auf 1,5231 Dollar gefallen war. Zum japanischen Yen büßte der Dollar mehr als ein Prozent ein und wechselte mit 102,30 Yen den Besitzer.

Gestützt wurde der Euro von robusten Konjunkturdaten und der Erwartung stabiler Zinsen in der Euro-Zone. In den USA wird dagegen mit einer weiteren Zinssenkung in der kommenden Woche gerechnet.

"Es war ein kurzer Freudentaumel für den Dollar", konstatierte Analyst Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. "Aber der wirklich große Befreiungsschlag war es nicht. Die Aktion hilft zwar, die Liquidität in gewissen Marktsegmenten zu erhöhen, aber die grundsätzlichen Probleme bleiben bestehen." Allein die US-Notenbank (Fed) hatte angekündigt, bis zu 200 Milliarden Dollar zusätzlich zur Verfügung zu stellen.

Konjunktur in Euroland robuster als erwartet

Die Industrieproduktion in der Euro-Zone ist im Januar unterdessen überraschend stark angezogen. "Die Daten passen in das Bild, das die EZB derzeit verkauft - dass die Konjunktur gar nicht so schlecht läuft", sagte Sartoris. Die jüngsten Äußerungen der EZB-Banker ließen darauf schließen, dass Zinssenkungen weiter kein Thema seien.

Außerdem verwiesen Analysten auf Spekulationen, wonach die Ölexporteure aus dem Nahen Osten ihre Bindung an den Dollar aufgeben könnten. Jordanien kündigte an, die Dollar-Reserven zu reduzieren, Chinas Handelsminister sprach sich dafür aus, die Reserven in verschiedenen Währungen zu halten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) legte am Mittag den Referenzwert des Euro mit 1,5477 (Dienstag: 1,5379) Dollar fest.

manager-magazin.de mit Material von reuters

Müllers Welt: Warum der Dollar weiter abstürzt

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