Sepa Banken hoffen auf Milliardeneinsparungen
Frankfurt am Main - Schneller, besser, billiger - damit werben Banken für den europaweiten Zahlungsverkehrsraum Sepa. Doch Verbraucherschützer befürchten, dass langfristig die Bankkunden die Zeche für die Milliardeninvestitionen zahlen müssen, die allein die deutsche Kreditwirtschaft seit 2006 in die Umstellung gesteckt hat. Die Banken sind zuversichtlich, dass bereits zum Start von Sepa (Single Euro Payments Area) an diesem Montag alles reibungslos läuft. Befürchtungen, der riesige Zahlungsraum mit bereits 31 Staaten berge Sicherheitsrisiken, zerstreuen die Fachleute.
"Ähnlich wie die Euro-Einführung 1999 wird der Sepa-Start zunächst für die meisten Verbraucher kaum spürbar sein: Die Veränderungen im Zahlungsverkehr betreffen zunächst vor allem den Interbankenmarkt sowie das Firmenkundengeschäft", sagt Hansjörg Nymphius von der Deutschen Bank. Deutschlands größte Bank starte am 28. Januar europaweit mit gut 100 Firmenkunden "und Kunden aus Sepa vom ersten Tag an auch von Privatkunden genutzt werden. "Spürbar werden wird das im inländischen Massenzahlungsverkehr aber erst 2009/2010", sagt Nymphius.
Für die Sepa-Umstellung investierte die Deutsche Bank nach Angaben von Nymphius einen "niedrigen, zweistelligen Millionenbetrag". Höhere Preise für Überweisungen müssten Kunden aber nicht fürchten. "Wir bieten unseren Firmenkunden den Sepa-Zahlungsverkehr zum Inlandstarif, so dass diese im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr deutliche Kosteneinsparungen erreichen können", sagt der Deutsche- Bank-Experte.
Zum Start des gemeinsamen europäischen Zahlungsverkehrs rechnen EU-Kommission und Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig mit Einsparungen in Milliardenhöhe. Die Kostenvorteile von Sepa für Unternehmen und Verbraucher werden in den kommenden sechs Jahren etwa 123 Milliarden Euro betragen, erklärten die beiden Institutionen in Brüssel und Frankfurt mit Hinweis auf eine neue Studie.
Das Wirtschaftsmagazin "Impulse" hat errechnet, dass ein Unternehmen, das pro Monat etwa 100 Geldeingänge- und -ausgänge mit Beträgen zwischen 50.000 und 100.000 Euro im Sepa-Raum verbucht, pro Jahr mehr als 50.000 Euro Gebühren sparen kann. Dazu wird auch der zunehmende Wettbewerb unter Europas Banken beitragen: Experten haben ausgerechnet, dass es bei den Gebühren für ein Bankgeschäft Kostenunterschiede von bis zu 30 Cent gibt.
Auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) gibt an der Preisfront Entwarnung für Verbraucher: "Der Wettbewerb im Zahlungsverkehr wird europaweit durch Sepa noch zunehmen" - und davon profitiere letztlich auch der Kunde, sagt der geschäftsführende Vorstand des DSGV, Bernd Fieseler.
Längere Kontonummern
Längere Kontonummern
Verbraucherschützer Frank-Christian Pauli ist skeptischer: "Diese Umstellungsprozesse sind teuer, wir trauen den Versprechen nicht, dass alles einfacher und billiger wird. Wir haben die Befürchtung, dass die Verbraucher auf Dauer höhere Kosten tragen müssen", sagt der Bank-Experte des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV).
Pauli sieht weitere Probleme: Im Unterschied zu bisherigen Überweisungen sind bei Sepa statt nationaler Kontonummer und Bankleitzahl eine internationale Kontonummer (Iban) und eine internationale Bankleitzahl (Bic) nötig. Bei der Iban müssen auf dem Überweisungsträger künftig bis zu 32 Stellen eingetragen werden. "Wir haben Sorge, dass der Bankkunde beim Übertragen dieser langen Nummern Fehler macht", sagt Pauli.
Das sei riskant, weil Verbrauchern auch mehr Risiko aufgelastet werde: Nach heutiger Rechtsprechung zählt bei einem Verschreiber auf der Überweisung der Name des Begünstigten, im Zweifel gilt dann die Buchung als falsch ausgeführt. Künftig gelte bei Streitfällen die Kontonummer des Empfängers: Wer fälschlicherweise eine andere gültige Kontonummer eintrage, müsse sehen, wie er sein Geld zurückbekomme, erläutert Pauli.
Grundsätzlich begrüßen aber selbst Kritiker die Idee, nach einer gemeinsamen Währung auch einen gemeinsamen Zahlungsverkehr in Europa zu etablieren. Zwar werde es "nicht in jedem Winkel Europas vom ersten Sepa-Tag an das gleiche Service-Niveau geben", wie DSGV-Vorstand Fieseler sagt. Sicherheitsrisiken in dem Markt von Norwegen bis Zypern und von Portugal bis Polen sehen Experten aber nicht.
"Über 4000 Banken in 31 europäischen Staaten sind ab dem 28. Januar per Sepa erreichbar", erläutert Christian Westerhaus, Direktor Produktmanagement Zahlungsverkehr bei der Deutschen Bank. "Ein Sicherheitsproblem sehen wir nicht: Wir arbeiten ja mit diesen Banken im Ausland schon nach dem derzeitigen Verfahren gut zusammen - jetzt werden die Technik und die Geschäftsregeln vereinheitlicht." Ziel von Sepa ist, schrittweise Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen in Europa zu standardisieren.
manager-magazin.de mit Material von dpa