US-Notenbank Bernankes Worte
Washington - US-Notenbankchef Ben Bernanke hat deutliche Hinweise auf weitere Leitzinssenkungen gegeben. "Angesichts jüngst gestiegener Wachstumsrisiken könnte eine zusätzliche geldpolitische Lockerung gut notwendig sein", sagte Bernanke. Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve stehe bereit, um zusätzliche Schritte zur Stützung des Wachstums zu ergreifen und konjunkturellen Risiken vorzubeugen.
Die Notenbank müsse weiterhin "alarmiert und flexibel" sein, um entschlossen und rechtzeitig handeln zu können. Die US-Notenbank habe damit ein deutliches Signal zu weiteren geldpolitischen Lockerungsschritten gegeben, sagte Analyst Marc Chandler vom amerikanischen Bankhaus Brown Brothers Harriman. Bernankes Aussagen deuteten unmissverständlich auf weitere Leitzinssenkungen hin.
Der Offenmarktausschuss der Fed wird seine Leitzinsentscheidung am 30. Januar bekanntgeben. Seit dem Aufflammen der US-Hypothekenkrise im Sommer 2007 hatte die Federal Reserve den US-Leitzins um insgesamt einen Prozentpunkt auf aktuell 4,25 Prozent gesenkt.
Jüngste Konjunkturdaten sprechen laut Bernanke für eine Verschlechterung des Wachstumsausblicks für das laufende Jahr. Die Abwärtsrisiken für das Wachstum seien nun ausgeprägter. So habe sich die Nachfrage am Häusermarkt weiter abgeschwächt. Zudem könnten hohe Ölpreise sowie geringere Aktienkurse und Häuserpreise auf dem Konsum lasten.
Auch die weiter angespannte Lage an den Finanzmärkten stelle ein Abwärtsrisiko für das Wachstum dar. Darüber hinaus verwies Bernanke auf jüngste Daten vom US-Arbeitsmarkt, die ein Risiko für die heimische Konjunktur darstellten. Sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter verschlechtern, würde dies die Konsumausgaben zusätzlich belasten, sagte Bernanke.
US-Aktienmärkte drehen ins Plus, Dollar unter Druck
Die Aktienmärkte in New York drehten nach der Erklärung ins Plus. Der Euro stieg über die Marke von 1,48 Dollar. In der Spitze notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,4814 Dollar, soviel wie seit Ende November nicht mehr. Derzeit liegt das Leitzinsniveau in der Euro-Zone mit 4,00 Prozent um 25 Basispunkte niedriger als in den USA. Mit einen aggressiven Zinsschritt könnte die Fed das europäische Niveau unterbieten und damit den Dollar weiter unter Druck bringen.
Die EZB hatte wenige Stunden vor Bernankes Rede in ihrer Ratssitzung in Frankfurt die Politik der ruhigen Hand fortgesetzt und nicht an der Zinsschraube gedreht. Zugleich drohte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet im Anschluss an die Sitzung offen mit einer geldpolitischen Straffung, sollten die Lohnerhöhungen in diesen Jahr zu üppig ausfallen.
Übernahmegerüchte um Countrywide
Wird Countrywide von Bank of Amercia übernommen?
Der zweitgrößte US-Finanzkonzern Bank of America führt unterdessen laut einem Medienbericht Verhandlungen über eine vollständige Übernahme der krisengeplagten größten US-Hypothekenfirma Countrywide. Die Gespräche seien bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, berichtete das "Wall Street Journal" in seiner Online-Ausgabe unter Berufung auf darüber informierte Personen.
Countrywide ist durch die Kreditkrise massiv unter Druck geraten. Erst am Dienstag dementierte der Kreditgeber Insolvenzgerüchte. Im August war die Bank of America durch eine Kapitalspritze von zwei Milliarden Dollar als neuer Großaktionär mit 16 Prozent bei Countrywide eingestiegen. Bereits damals hatte es Spekulationen über eine Komplettübernahme gegeben.
Der Börsenwert von Countrywide stürzte seither dramatisch ab. Auf die Übernahmegerüchte reagierte die Aktie am Donnerstag mit einem heftigen Anstieg um rund 50 Prozent auf etwa 7,50 Dollar. Die Bank of America mit Sitz in Charlotte (North Carolina) wollte auf Anfrage der Zeitung zu dem Bericht keine Stellung nehmen.
manager-magazin.de mit Material von dpa, reuters