Tognum Kühler Empfang

Die Anleger haben dem Dieselmotorenhersteller Tognum beim Börsendebüt einen kühlen Empfang bereitet. Nach der Eröffnung bei 24 Euro konnte die Aktie den Ausgabepreis gerade so halten.

Frankfurt am Main - Anleger haben dem Dieselmotorenhersteller Tognum  beim größten Börsendebüt seit knapp sieben Jahren einen kühlen Empfang bereitet. Während Zeichnungsgewinne kaum drin waren, ließ sich der Finanzinvestor und Tognum-Eigner EQT hingegen den Ausstieg über die Börse vergolden.

Die zum Ausgabepreis von 24 Euro am Montag in den Handel gestartete Aktie der Dachgesellschaft um die frühere DaimlerChrysler-Tochter MTU Friedrichshafen fiel zeitweise bis auf 23,80 Euro. Sie lag damit knapp ein Prozent unter dem in der Mitte der Preisspanne festgezurrten Zuteilungspreis. Im weiteren Verlauf pendelte der Kurs in einem von Verlusten geprägten Gesamtmarkt um die 24 Euro. Tognum-Chef Volker Heuer erklärte: "Für uns wird der Kurs nicht in der ersten Minute festgelegt, wir sehen das langfristig." Finanzkreisen zufolge war die Emission drei- bis vierfach überzeichnet. Angesichts eines Streubesitzes von 65 Prozent rechnen Experten mit einer raschen Aufnahme von Tognum in den Nebenwerteindex MDax.

Der Hersteller von Dieselmotoren für Schiffe, Panzer und Schienenfahrzeuge sammelte insgesamt 2,07 Milliarden Euro bei Investoren ein. Tognum ist damit die größte Neuemission in Deutschland seit der Post im November 2000, die auf ein Volumen von 5,8 Milliarden Euro kam. Das Emissionsvolumen von Tognum könnte im Herbst aber wieder übertroffen werden, sollte Siemens die Börsenpläne für seine Autozuliefer-Tochter VDO umsetzen.

Der Löwenanteil des Emissionserlöses bei Tognum geht mit 1,8 Milliarden Euro an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Die Investmentgesellschaft aus dem Umfeld der Familie Wallenberg hatte MTU Friedrichshafen erst Anfang 2006 für 1,5 Milliarden Euro von DaimlerChrysler gekauft. Wie zuvor bereits die Finanzinvestoren bei den Börsenneulingen Versatel und Gerresheimer ließ EQT Anlegern bei der Preisfestsetzung kaum Spielraum für Zeichnungsgewinne. "Es ist immer mehr zu sehen, dass Beteiligungsgesellschaften keinen Cent mehr beim Ausgabepreis liegen lassen und Kasse machen", sagte ein Fondsmanager. Im vergangenen Jahr hatten noch viele von Finanzinvestoren an die Börse geführte Unternehmen Anlegern am ersten Handelstag Zeichnungsgewinne beschert.

Mit den Tognum aus der Aktienemission zufließenden rund 270 Millionen Euro will Heuer die Schuldenlast reduzieren. Sie war auf über 700 Millionen Euro angestiegen, nachdem EQT einen Teil des Kaufpreises - wie bei Finanzinvestoren üblich - dem gekauften Unternehmen aufgebürdet hatte.

Tognum sieht sich Heuer zufolge zudem nach Zukäufen im Bereich dezentrale Energie um. Für 2007 stellte er einen Umsatzanstieg im hohen einstelligen oder niedrigen zweistelligen Prozentbereich in Aussicht. 2006 hatte der 7500 Mitarbeiter zählende Motorenhersteller vom Bodensee 2,5 Milliarden Euro umgesetzt.

manager-magazin.de mit Material von reuters

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