HypoVereinsbank HV als Zwei-Tage-Show
München - Die mutmaßlich letzte Hauptversammlung der HypoVereinsbank (HVB) ist am Dienstagmorgen wegen eines Störmanövers unterbrochen worden. Ein Aktionär störte bereits die Eröffnung der Hauptversammlung in München mit Zwischenrufen und stürmte aufs Podium. Nachdem ein Kleinaktionär versucht hatte, das Podium zu betreten und daran von Sicherheitskräften gehindert worden war, forderte der Betroffene eine ärztliche Behandlung. Im Anschluss verließ er den Saal in einem Rollstuhl.
Versammlungsleiter Lothar Meyer unterbrach daraufhin die Sitzung für rund eine Viertelstunde. Eine Teilnehmerin, die den Vorfall beobachtet hatte, bezeichnete den Aktionär als "Schauspieler", der als Störer bekannt sei. Eine Schwalbe also, mit der Fußballer Elfmeter schinden.
Dies war aber nur der Auftakt für eine Hauptversammlung, die wohl zur längsten in der Geschichte der Bank werden dürfte. Nachdem am Dienstagabend noch eine Reihe von Wortmeldungen vorlag, ging eine HVB-Sprecherin davon aus, dass das Aktionärstreffen in München am Mittwoch fortgesetzt wird.
Die Bank hatte mit Störern der Versammlung gerechnet. Gegen die geplante Zwangsabfindung (Squeeze-Out) der Minderheitsaktionäre mit 38,26 Euro je Aktie gibt es zahlreiche Gegenanträge. Die außenstehenden Aktionäre werten das Angebot der HVB-Mutter Unicredit als "unredlich" und "unfair". Da der Hauptversammlungsbeschluss zum Squeeze-Out aber nur wegen formaler Fehler und nicht wegen Bewertungsfragen anfechtbar ist, wird damit gerechnet, dass Aktionäre versuchen könnten, formale Fehler der Versammlungsleitung gezielt zu provozieren. "Der Vorstand der HVB hält die vom Hauptaktionär UniCredit angebotene Abfindung für angemessen", sagte Sprißler.
Zwei Jahre nach der Übernahme der Mehrheit durch die italienische Unicredit wehren sich die verbliebenen Minderheitsaktionäre der HVB noch gegen den geplanten Zwangsausschluss. Aktionärsschützer halten das Abfindungsangebot für viel zu niedrig, einige Investoren und Hedgefonds haben bereits Klagen eingereicht.
Die Vorwürfe sind alt
Unicredit hatte die angeschlagene HVB im Juni 2005 für gut 15 Milliarden Euro zu 95 Prozent übernommen. Minderheitsaktionäre halten noch 4,55 Prozent an der HVB. Sie werfen Unicredit vor, der HVB ihre profitable Tochter Bank Austria mit dem Osteuropageschäft im vergangenen Jahr weit unter Wert weggenommen und damit die übrigen HVB-Aktionäre geschädigt zu haben. Statt der von Unicredit gebotenen 38,26 Euro je HVB-Aktie fordern sie über 43 Euro.
Auch das Landgericht München hatte eine Unterbewertung der Bank Austria zu Lasten der Minderheitsaktionäre für wahrscheinlich gehalten und als Vergleich eine Nachzahlung über 4 bis 5 Milliarden Euro an die HVB vorgeschlagen. Obwohl am Vormittag nur wenige hundert Aktionäre zu der Hauptversammlung kamen, rechnet die HVB mit einer sehr langen Aussprache und hat die Messehalle vorsichtshalber für eine Fortsetzung am Mittwoch reserviert.
Vorstandschef Wolfgang Sprißler betonte, dass die HVB seit dem Zusammenschluss mit Unicredit wieder profitabel geworden sei und sich der Aktienkurs verdoppelt habe. Die HVB bündle das gesamte Investmentbanking der Unicredit-Gruppe und gehöre im Firmenkundengeschäft zu den führenden Banken in Deutschland. Der Verkauf der profitablen Bank Austria und des Osteuropageschäfts habe der HVB viel Geld für den Ausbau ihres Deutschlandgeschäfts gebracht, erklärte Sprißler. Der Aktienkurs der HVB lag wegen Spekulationen auf eine Erhöhung des Abfindungsangebots am Dienstag mit rund 42 Euro deutlich über dem Abfindungsangebot von 38,26 Euro.
"Der Vorstand der HVB hält die vom Hauptaktionär UniCredit angebotene Abfindung für angemessen", sagte Sprißler am Dienstag auf der Hauptversammlung der HVB in München. Der Hauptaktionär UniCredit will auf dem Aktionärstreffen eine Zwangsabfindung (Squeeze-Out) von 38,26 EUR je Aktie für die verbliebenen Aktionäre beschließen lassen.
manager-magazin.de mit Material von ap und dow jones