Banken Gerangel um CL-Tochter
Frankfurt/Main - Für die zur Übernahme freigegebene BfG Bank haben sich Interessenten gemeldet. Sowohl die Deutsche Bank als auch die Bausparkasse BHW sind am Erwerb der Tochter des französischen Credit Lyonnais (CL) interessiert. Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, bestätigte am Freitag in Frankfurt, daß sein Haus an dem Ausschreibungsverfahren teilnehme.
Ein Sprecher Breuers schränkte allerdings ein, man sammele derzeit nur Informationen, um sich ein Urteil über den Wert der BfG zu bilden. Erst danach könne es eventuell zu konkreten Verhandlungen kommen.
Die drei Hauptaktionäre der BfG - der CL (50 Prozent plus eine Aktie), die BGAG Beteiligungsgesellschaft der Gewerkschaften AG (25 Prozent minus zwei Aktien) und die Aachener und Münchener Versicherungsgruppe (25 Prozent plus eine Aktie) - haben die US-Investmentbank Morgan Stanley vor geraumer Zeit beauftragt, einen "Käufer zu finden. "Angesichts der fortschreitenden Konsolidierung im Bankgewerbe können wir da nicht einfach zuschauen", hieß es bei der Deutschen Bank.
Die Bestätigung für ein Interesse wurde am Bankenplatz Frankfurt zunächst mit Unverständnis aufgenommen. "Warum soll sich der Branchenprimus angesichts ohnehin bestehender Überkapazitäten ein weiteres Institut im Inland zulegen?", wurde argumentiert. Andere Branchenkenner spekulierten dagegen, mit der BfG erhalte die Deutsche Bank ein "probates Schwert, um in die Phalanx der Sparkassen und Volksbanken einzudringen". Mit Image und Kultur der Deutschen Bank sei diese Kundengruppe nicht zu erreichen.
Das Privatkundengeschäft der BfG interessiert offenbar auch die BHW Holding in Hameln. Mit einer Bank in Frankfurt könne der Baufinanzierer aus seiner Marktnische heraus und unmittelbar am neuen europäischen Finanzplatz Fuß fassen. Auch wurde darauf hingewiesen, daß beide Häuser über profitable Hypothekentöchter verfügten. BHW wollte Meldungen über ein gestiegenes Kaufinteresse allerdings nicht kommentieren.
Die BfG verfügt in Deutschland über rund 180 Filialen. Beschäftigt werden 4500 Männer und Frauen, vor allem im Privatkundengeschäft. Die Konzernbilanzsumme erreichte Ende 1997 knapp 80 Milliarden Mark. Auf die BfG Hypothekenbank mit einer Bilanzsumme von gut 23 Milliarden Mark entfällt der zweitgrößte Geschäftsanteil. Darüber hinaus verfügt die einstige Gewerkschaftsbank noch über eine Luxemburg-Tochter sowie zahlreiche Beteiligungsgesellschaften.