Halloren Volkspraline an der Börse
Halle - Zum Frauentag gab's eine Rose und eine Packung Halloren. Das war eine typische Präsentkombination am Arbeitsplatz. Eine kleine Anerkennung, so der Gedanke, für die Doppelbelastung der Frauen als Mütter und Werktätige.
Halloren? Edle Confiserie war nicht leicht zu bekommen in der DDR. Halloren schon. Verglichen mit der "Schlager Süßtafel" - Einheitlicher Verkaufspreis (EVP) 80 Pfennig, Kakaogehalt 7 Prozent - waren die Schokokugeln mit dem Creme-Kakao-Kern etwas Besonderes. Immerhin nicht zu exklusiv: es gab sie recht zuverlässig in der Kaufhalle. Und gemessen an West-Pralinen war der Preis bescheiden.
Halloren gehört zu den wenigen überlebenden DDR-Marken. Das Marketing des Hallenser 300-Mann-Unternehmens betont zwar die viel längere Tradition des Hauses. "Deutschlands älteste Schokoladenfabrik" ist rund 200 Jahre alt. Dennoch, die Stammkundschaft verbindet damit oft Ostalgisches.
Halloren? Im Westen der Republik ist die Marke eher unbekannt. 25 Prozent der Konsumenten sollen davon gehört haben, gibt die Pressestelle recht optimistisch an. Kein Vergleich zum Osten, wo der Wert bei 94 Prozent liegt.
Der Unterschied macht sich schon bei der Aussprache des Namens bemerkbar: Wessis betonen auf die letzte Silbe, sodass er fast wie "Halogen" klingt. Korrekt ist ein betontes "O" in der Mitte.
Der Bekanntheitsgrad könnte nun merklich zunehmen, zumindest auf dem Börsenparkett. Halloren wurde 2006 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Zeichnungsfrist ist abgelaufen, heute ist Erstnotiz. Ausgabepreis 7 Euro, Kurs am Mittag 7,10 Euro.
Eroberung des Westens als Ziel
Ziel: Eroberung des Westens
Insgesamt wurden gut 2,2 Millionen Aktien platziert, inklusive der kompletten Mehrzuteilungsoption, was einem Emissionsvolumen von 15,6 Mio. Euro entspricht. Dabei stammen 1,5 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung, die 9,3 Millionen Euro in die Unternehmenskasse spülen soll. Ein Teil davon wird in vollautomatische Produktionsanlagen investiert. Neben dem alten Fabrikgebäude steht bereits jetzt eine neue Halle, dreimal so groß wie das Stammwerk.
Vorstandschef Klaus Lellé will neue Märkte erschließen. Das heißt vor allem: den Westen. Auch dort soll der Name Halloren ein Begriff werden. Längst gibt es die Kugel in unterschiedlichsten Variationen - Joghurt, Minze, Blutorange, Eierlikör, etwas für jeden Geschmack. Auch das Original hat sich gewandelt. Mancher Ostalgiker vermisst die typische Konsistenz. Doch heute ist die Qualität der Zutaten besser, die Schokolade nicht mehr leicht bröselig wie früher.
Andere Produktlinien haben längst den Weg in westdeutsche Supermärkte gefunden, etwa mit Auftragsproduktionen für Feinkost Käfer, meist aber in Form von Handelsmarken für Plus, Edeka oder Aldi. Dann firmiert man unter "Confiserie Weibler". Die niedersächsische Firma wurde 2003 übernommen. Das wirft ein Schlaglicht auf den Wachstumskurs, den Lellé Halloren verordnet hat.
Einstieg in ein heikles Umfeld
Seit zehn Jahren ist er Vorstandschef und hat in dieser Zeit den Umsatz - 2006: 25,9 Millionen Euro bei gut einer Million Euro Gewinn - mehr als verdoppelt. Für die Zukunft plant er weitere "gezielte" Zukäufe.
Das klingt alles ganz optimistisch. Muss es auch, denn Lellé braucht den Großteil des frischen Kapitals für diese Akquisitionen. Das Börsenumfeld indes ist schwierig, allen Rekordmeldungen vom Dax zum Trotz. Halloren wird nach Entry Standard gehandelt. Vergleichbare Werte haben jüngst nicht allzu viel Vertrauen bei den Investoren genossen. Dass das Papier mit einem Kursplus startet, darf als Erfolg gewertet werden.
Andere deutsche Neuemissionen wie Alstria Office und Versatel floppten in diesem Jahr. Vor allem der Internetdienstleister Versatel musste schon am ersten Handelstag Kursrutsche unter den Ausgabepreis hinnehmen.
Halloren, ein besonderes Angebot zum bescheidenen Preis? Nun wird sich zeigen, ob Halloren wieder das richtige Verhältnis getroffen hat. Wie damals in der Kaufhalle.