Quartalszahlen SAP erfreut die Börse
Hamburg - Mit Erleichterung haben die Aktienmärkte die jüngsten Geschäftszahlen von Europas größtem Softwarehersteller SAP am Freitag aufgenommen. Die Aktie kletterte bis zum Mittag um 3,7 Prozent auf 37,42 Euro. "Nach dem zuletzt negativen Sentiment für die Aktie bewerten wir es als absolut positiv, dass die Zahlen den Erwartungen entsprachen", sagte HVB-Analyst Knut Woller im Gespräch mit manager-magazin.de.
SAP-Anleger können endlich aufatmen. Seit April 2006 zeigt der Kurs der Vorzeigeaktie der deutschen Softwareindustrie entgegen dem allgemeinen Markttrend nach unten. Eine Reihe von Negativnachrichten hatte den Kurs der Aktie seit Jahresbeginn erneut unter Druck gesetzt und die Titel von rund 42 Euro auf 33 Euro abfallen lassen. So hatte SAP mit der vergangenen Jahresbilanz bei den Produkt- und den darin enthaltenen Lizenzumsätzen die eigenen Erwartungen und die des Marktes verfehlt.
Dann musste SAP den Starttermin seiner neuen Mittelstandssoftware verschieben, Erzkonkurrent Oracle verklagte den Konzern wegen angeblichen Datendiebstahls und zu schlechter Letzt quittierte auch noch Technologievorstand Shai Agassi zum 1. April überraschend seinen Dienst.
Die neuen Zahlen seien umso erfreulicher, als das Vergleichsquartal des Vorjahres eine besonders hohe Marke war, sagte Analyst Woller. Damals hatte SAP noch von starken Währungseffekten profitiert, während der starke Euro nun die Bilanz drückte. In den ersten drei Monaten 2007 konnte das Unternehmen seine Software- und softwarebezogenen Serviceerlöse gleichwohl um 9 Prozent auf 1,52 Milliarden Euro steigern. Währungsbereinigt hatte das Plus bei diesen Umsätzen 15 Prozent betragen, was über dem vom Konzern ausgegebenen Ziel für das Gesamtjahr von 12 bis 14 Prozent liege. Der Gesamtumsatz kletterte um 6 Prozent auf 2,17 Milliarden Euro, ohne die Wechselkurseinflüsse waren es 11 Prozent.
"Viele hatten dagegen schon das Ende der Wachstumsstory befürchtet. Deshalb zeigt sich der Markt heute erleichtert", sagte Woller, der am Freitag seine Kaufempfehlung für die Aktie erneuerte und das Kursziel von 51,25 Euro bestätigte.
Der Analyst wollte allerdings auch nicht ausschließen, dass so mancher Investor im Vorfeld der Zahlen angesichts des schwachen Sentiments der Aktie auf fallende Kurse gewettet habe und nun zurückkaufen müsse.
Auch Skeptiker überzeugt
Auch Skeptiker überzeugt
Nach SAP-Angaben konnte der Konzern seinen weltweiten Marktanteil bei Unternehmenssoftware im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,4 Prozentpunkte auf 25,1 Prozent ausbauen. Vorstandschef Henning Kagermann interpretierte diese Steigerung als Beleg dafür, dass man dem Konkurrenten Oracle Marktanteile habe abnehmen können. Ob SAP dies wirklich gelungen sei, wollte Analyst Wollner nicht abschließend kommentieren. "Das Positive ist auf jeden Fall, dass Befürchtungen, ein drohender US-Konjunkturabschwung und die Oracle-Klage könnten zu Verwerfungen im SAP-Geschäft führen, nicht eingetreten sind", erklärte der HVB-Analyst.
Die Zahlen stimmen sogar Marktbeobachter freundlich, die den Aktienkurs grundsätzlich für zu hoch halten. "Die Ergebnisse sind sehr beruhigend", sagte Jonathan Crozier von der WestLB. Crozier hob hervor, dass die Softwarelizenzerlöse, die in der Branche als besonders wichtig gelten, im Jahresvergleich um 16 Prozent zulegten - jedenfalls um Währungseffekte bereinigt. Denn der schwache Dollar hat das Umsatzwachstum auf 10 Prozent reduziert.
Auch in Zukunft müsse SAP mit einem ungünstigen Wechselkurs des Dollar zum Euro rechnen, meinte Crozier. "Das wird die Ergebnisse etwas weniger hübsch aussehen lassen." Wirklich dramatisch sei das aber nicht. SAP sei ja schließlich kein klassisches Exportunternehmen. Die Leistungen würden in den USA erbracht und dort eben in Dollar bezahlt. In Dollar ausgedrückt sähen die Wachstumsraten beeindruckender aus als in Euro, wie SAP sie bilanziert.
Das Geschäft mit Lizenzen, Software und Service in Amerika wuchs um 11 Prozent, ohne den Währungseffekt sogar um 22 Prozent. "Darüber sind die Marktteilnehmer erleichtert", sagte Crozier. Schließlich habe Wettbewerber IBM erst vor zwei Tagen schlechtere Zahlen vorgelegt und den US-Softwaremarkt derzeit als schwierig bezeichnet. "Deshalb dachte man, das würde auch SAP treffen", sagte Crozier.
Nur die Gewinnmarge von 20 Prozent bezeichnete Crozier als "etwas enttäuschend". Doch einen Margenverfall in diesem Jahr habe der Konzern bereits angekündigt. Als Grund gibt SAP Invesitionen in neue Software für kleine und mittlere Unternehmen an. Dieses Projekt hält Crozier allerdings für zu wenig durchdacht - einer der Gründe, warum er als Kursziel weiterhin nur 31 Euro sieht.