Anlagebetrug Weiterer Phoenix-Skandal
Frankfurt am Main - Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat gegen einen weiteren führenden Manager des Kapitalanlagedienstes Phoenix Anklage wegen schweren Betruges mit einem Gesamtschaden von knapp 200 Millionen Euro erhoben.
"Der für den skandinavischen Kapitalanlegermarkt zuständige Mitarbeiter des Unternehmens hat zwischen April 2001 und März vergangenen Jahres in 1814 Einzelfällen von ahnungslosen Geldanlegern 200 Millionen Euro kassiert", sagt Staatsanwalt Wilhelm Möllers. Der 60 Jahre alte, namentlich nicht genannte, Deutsche sei im April in Dänemark festgenommen worden und befinde sich bereits seit Mai in Untersuchungshaft.
Den Ermittlungen zufolge zweigte der 60-Jährige von den Einnahmen rund 3,3 Millionen Euro für sich ab. Nach seiner Festnahme in Kopenhagen im April diesen Jahres und der Auslieferung einen Monat später verweigerte der Manager zunächst die Aussage. Mit dem ehemaligen Phoenix-Geschäftsführer Dieter Breitkreuz unterhielt er laut Möllers ein "intimes Geschäftsverhältnis"; der Geschäftsführer ist im April 2004 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
Anders als in Deutschland, wo rund 30.000 Kleinanleger von dem Betrug betroffen waren, zählten zu den Geschädigten in Skandinavien vor allem Großanleger.
So sollen zu den geschädigten Firmen nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch das schwedische Möbelhaus Ikea und der dänische Spielwarenfabrikant Lego gehören, die über Investitionen bei Phoenix die Betriebsrenten ihrer Mitarbeiter aufstocken wollten. Der neue "Phoenix"-Prozess soll laut Möllers im Februar bei einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts beginnen.
Einfach erfunden
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Phoenix Kapitaldienst hatte im Auftrag von tausenden Anlegern in der Bundesrepublik so genannte Managed Accounts verwaltet. Bei diesen Anlageprodukten betreut ein Finanzmanager Kundengelder, die auf einem separaten Konto angelegt sind. Phoenix hatte vorgegeben, das Geld mehrerer Anleger gebündelt und in Termingeschäften angelegt zu haben. Mit diesen Einlagen sollte Phoenix dann im Auftrag auf Preisschwankungen von Rohstoffen, Devisen oder Aktien speklulieren. Das allerdings ging schief.
Phoenix Kapitaldienst geriet bereits im Jahr 1992 in Schwierigkeiten, als Optionsgeschäfte des Investmentunternehmens platzten. Zur Deckung der Verluste setzte Phönix Kapitaldienst stets aufs Neue das Geld weiterer Anleger ein, die sich zu einem Investment in die betroffenen "Phoenix Managed Account" entschieden hatten. Mit Falschbuchungen wurde der Betrug vertuscht, sagte der Ex-Prokurist des Unternehmens in der ersten Gerichtsverhandlung in diesem Fall aus. Er habe gehofft, die immer größeren Löcher durch lukrative neue Geschäfte zurückverdienen zu können.
Das aber passierte nicht, im Gegenteil: Ende der neunziger Jahre betrug die Differenz zwischen den manipulierten Buchwerten und dem fairen Wert der Anlagen bereits 40 Millionen bis 50 Millionen US-Dollar. 1997 sei bei einem Krisengespräch zwischen dem damaligen Firmenchef und ihm erstmals die Idee aufgekommen, "Positionen einfach zu erfinden", sagte der Ex-Prokurist vor Gericht weiter aus.
Der Skandal wurde vor mehr als einem Jahr publik, als schließlich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Wind von den zwielichtigen Geschäften bekam und die Phoenix-Konten sperrte.
Die beiden in Deutschland maßgeblichen Phoenix-Manager wurden bereits im Juli vom Landgericht Frankfurt zu Haftstrafen von sieben Jahren und vier Monaten sowie zwei Jahren und drei Monaten verurteilt.
manager-magazin.de mit Material von ddp und dpa