Keine Dividende Tui senkt Gewinnziele und plant Sparprogramm
Hannover - Der Reise- und Schifffahrtskonzern Tui hat ein umfangreiches Sparprogramm beschlossen und gleichzeitig seine mittelfristigen Gewinnziele deutlich gesenkt. Zudem kündigte der Konzern an, für das laufende Geschäftsjahr keine Dividende zu zahlen.
Mit dem Abbau von 3600 Stellen in der Touristiksparte wolle der Konzern 250 Millionen Euro bis 2008 einsparen, teilte Tui in der Nacht zu Freitag nach einer Sitzung des Aufsichtsrates mit. manager-magazin.de hatte bereits vor einigen Tagen über den geplanten Stellenabbau berichtet. Gleichzeitig will Tui im Reisegeschäft allerdings wachsen und bei Hotels, Fluggesellschaften und in den Urlaubsgebieten 3300 neue Arbeitsplätze schaffen.
Durch den Abbau der 3.600 der insgesamt rund 50.000 Stellen in der Touristiksparte sollen die Kosten bis zum Jahr 2008 um 250 Millionen Euro gedrückt werden. "Die Sachkosten sollen um rund 150 Millionen Euro und die Personalkosten um rund 100 Millionen Euro gesenkt werden", hieß es in der Mitteilung.
Verkauf von Hafenterminal und Schiffen
Neben den Kosten will Tui auch die Schulden senken. Daher habe der Aufsichtsrat den Verkauf eines Hafenterminals im kanadischen Montréal und einiger kleinerer Schiffe aus dem Bestand von CP Ships beschlossen, die teilweise an Dritte verchartert sind. "Darüber hinaus ist die Desinvestition von nicht betriebsnotwendigen Immobilien geplant", hieß es.
Dadurch sollen die Schulden um eine Milliarde Euro auf 2,5 Milliarden sinken. Für den heutigen Freitag ist eine Pressekonferenz geplant.
Konzernaufspaltung steht nicht mehr zur Debatte
Eine Aufspaltung des Konzerns, wie sie von Finanzinvestoren in den vergangenen Monaten wiederholt gefordert wurde, steht damit derzeit nicht zur Debatte. Für beide Konzernsparten aber beurteilt die Tui-Führung die Entwicklung in den kommenden Jahren erheblich skeptischer als bisher. In der Schifffahrt sei der Markt schwierig, so dass das bisherige operative Gewinnziel (Ebita) für 2008 auf 400 bis 500 Millionen Euro von 650 Millionen Euro gesenkt werde. Im vorigen Jahr lag der operative Gewinn der Schifffahrt bei 318 Millionen Euro.
In der Touristik sei der Druck auf die Preise und damit auf die Gewinnmargen sehr stark, teilte Tui weiter mit. Deshalb sei bis 2008 anstatt der erhofften 700 Millionen Euro nur ein Ergebnis von 450 bis 550 Millionen Euro zu erwarten. Im vorigen Jahr hatte Tui 365 Millionen Euro erwirtschaftet.
Keine Prognose für das laufende Geschäftsjahr
Zu den konkreten Gewinnerwartungen für das laufende Jahr machte TUI keine weiteren Angaben, teilte aber mit, dass die Kosten für den Stellenabbau von rund 140 Millionen Euro so weit wie möglich in diesem Jahr verbucht werden sollen. Für die Schifffahrt war bereits im November ein Verlust von bis zu gut 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden.
Es könne auch sein, dass infolge der nun schlechteren Gewinnaussichten in der Touristik noch Abschreibungen auf die Firmenwerte notwendig seien. Auch dies würde das Konzernergebnis in diesem Jahr belasten. Analysten rechneten bereits vor der Aufsichtsratssitzung mit einem Verlust in diesem Jahr.
Einheitliche Flugmarke geplant
Zusammenlegung der Konzernzentrale
Der Aufsichtsrat gab grünes Licht für das rigide Sparprogramm, wie Konzernchef Michael Frenzel am Freitag berichtete. Die Arbeitsplätze sollen Konzernkreisen zufolge vor allem in Großbritannien unter anderem durch Schließung oder Verkauf von etlichen der dort noch rund 700 Reisebüros gestrichen werden. Auch in Frankreich soll der Rotstift angesetzt werden, hieß es. Für Deutschland war am Stammsitz Hannover die Zusammenlegung der Konzernzentrale mit der Verwaltung der Tui Deutschland vorgesehen.
Bei der von Frenzel schon seit langem angestrebten Expansion ins Massengeschäft mit Kreuzfahrten stand eine Kooperation mit dem amerikanischen Weltmarktführer Carnival zur Beratung. Einzelheiten sollen am Freitag mitgeteilt werden.
Einheitliche Flugmarke Tuifly.com geplant
Das Fluggeschäft wird Tui weiterhin ohne Partner betreiben, allerdings einheitlich unter der neuen Marke "Tuifly.com". Wie im Vorfeld der Sitzung am Donnerstag bekannt wurde, soll der Ticketverkauf vor allem auf das Internet ausgerichtet werden.
Die neue deutsche Fluggesellschaft, die aus der Zusammenlegung der Töchter Hapagfly und HLX hervorgeht, solle als erste unter dem neuen Markennamen starten, sagte eine mit den Plänen vertraute Person zu Reuters. Verworfen wurden den Angaben aus dem Konzernumfeld zufolge ein ernsthaft erwogener Einstieg von Tui beim Billigflieger Air Berlin.
Die Marke Tuifly.com könnte Ausgangspunkt für die schon mehrfach angestrebte europaweit einheitliche Flugstrategie des Konzerns werden. Tui betreibt weitgehend getrennt voneinander außerhalb Deutschlands fünf weitere Fluggesellschaften und hat mit derzeit 123 Maschinen und zuletzt 25 Millionen Fluggästen (2005) eine der größten Flugflotten in Europa.
manager-magazin.de mit Material von reuters