Bubis
Vizepräsidentin Knobloch kandidiert für Nachfolge
Zum ersten Mal könnte eine Frau dem Zentralrat der Juden in Deutschland vorsitzen. Die amtierende Vizepräsidentin Charlotte Knobloch verkündete am Mittwoch ihre Kandidatur für die Nachfolge von Ignatz Bubis.
"Ja, ich werde kandidieren", sagte die parteilose Knobloch. Die 66-Jährige ist zugleich Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde in München. Auf die Frage, wie sie ihre Chancen beurteile, antwortete Knobloch: "Ich will nicht hoffen, dass ich als Frau behandelt werde, sondern aufgrund meiner Leistung beurteilt werde."
Wichtigste Aufgaben des Zentralrats sind für Charlotte
Knobloch die Integration der Zuwanderer aus der ehemaligen
Sowjetunion und die schnelle Entschädigung der Zwangsarbeiter. "Alle Unternehmen, die damals Zwangsarbeiter beschäftigt haben, müssen sich an dem Fonds beteiligen, auch die Städte und Kommunen", forderte sie.
Ignatz Bubis habe "etwas Erstaunliches bewirkt: Er war mit großer Selbstverständlichkeit präsent. Er war ein Jude zum Anfassen. Er hat das Judentum, das sich aus verständlichen Gründen lange isoliert hat, für die Umwelt geöffnet. Auf diesem Weg möchte ich weitergehen."
Ähnlich wie Bubis und andere deutsche Juden habe auch sie
manchmal die Erfahrung gemacht, nicht als Deutsche angesehen zu werden. "Ich werde beglückwünscht zu meinem neuen Ministerpräsidenten oder meinem neuen Botschafter. Und das sind dann immer Repräsentanten Israels." Im Wirrwarr der Begriffe über Juden in Deutschland, deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens sei sie "ganz einfach deutsche Jüdin. Was denn sonst? Ich bin doch kein
Exot. Und mein Grab ist längst schon neben meinem Mann in München reserviert", sagte Knobloch wörtlich.
Als weitere mögliche Kandidaten für die Position des Präsidenten im Zentralrat der Juden in Deutschland gelten der Frankfurter Gemeindevorstand und Architekt Salomon Korn, der Berliner Gemeindevorsitzende Andreas Nachama und Zentralratsmitglied Michel Friedman.