Börsenschluss Der Himmelsstürmer
Frankfurt am Main - Der deutsche Aktienmarkt hat heute hohe Gewinne verzeichnet. Trotz zögerlichen Beginns und vergleichsweise niedriger Umsätze kam die Wertpapierbörse in Frankfurt am Main heute noch in Schwung. Der Aktienleitindex Dax stieg um 1,16 Prozent auf 6063 Indexpunkte. Für denn entscheidenden Impuls sorgten allerdings nicht mal Deutschlands Aktienhändler selbst.
Der Wertpapierhandel in New York entwickelte sich parallel zu dem deutschen so gut, dass der Dax kurz vor Handelsschluss in Frankfurt noch einmal Auftrieb erhielt. "Die Amerikaner haben uns geholfen. Nach dem Start der US-Börsen ist der Markt sprichwörtlich in die Höhe gegangen", sagte Fidel Helmer, Leiter des Wertpapierhandels bei Hauck & Aufhäuser. New Yorks Aktienleitindex Dow Jones erreichte im Handelsverlauf in Übersee zwischenzeitlich den höchsten Wert seit dem Jahr 2000.
Angetrieben von der Kraft des Standardwerteindex Dax legte der MDax ebenfalls deutlich an Wert zu. Das Börsenbarometer der mittelgroßen deutschen Aktiengesellschaften gewann 0,93 Prozent auf nunmehr 8751 Zähler. Einzig der TecDax musste heute Verluste hinnehmen. Deutschlands Technologieindex verlor 0,46 Prozent auf 732 Punkte.
Besonders gut entwickelten sich die Anteilsscheine des Chemieriesen BASF. Die Titel des Ludwigshafener Unternehmens legten 3,33 Prozent auf 67,55 Euro zu. Händler verwiesen zur Begründung auf die guten Geschäfte des Branchenkonkurrenten Akzo Nobel, die den BASF-Kurs mit nach oben getrieben hätten. Zudem gäben charttechnisch orientierte Anleger vor allem Kauforders ab.
Auch die Aktien des Chipherstellers Infineon machten mit deutlichen Kursgewinnen auf sich Aufmerksam. Sie rückten um 3,31 Prozent auf 9,35 Euro vor. Angeblich will der Unterhaltungselektronikkonzern Samsung demnächst Infineon-Chips in einem neuen Mobiltelefon des koreanischen Unternehmens einbauen. "Das wäre das erste Mal seit drei Jahren, dass Infineon bei Samsung einen Fuß in die Tür bekommt", kommentierte ein Händler das Gerücht. Infineon machte zur Höhe des Auftrags keine Angaben.
Das Spitzentrio des heutigen Handelstages komplettierten die Papiere des Energiekonzerns Eon. Der Preis für eine Aktie des Düsseldorfer Unternehmens stieg um 2,98 Prozent auf 95,80 Euro. Zuvor hatte die EU-Kommission klar gemacht, dass sie keine Behinderung des Eon-Übernahmeangebotes für den spanischen Energieversorger Endesa hinnehmen werde.
Eon hat nach eigenen Angaben mittlerweile die Übernahmedetails und Szenarien für die Versorgungssicherheit Spaniens den zuständigen Behörden des südeuropäischen Landes übergeben.
Verluste mussten heute dagegen unter anderem die Besitzer von SAP-Aktien hinnehmen. Der Wert ihres Investments sank um 0,93 Prozent auf 181,50 Euro. Die Wertpapiere des größten europäischen Softwareunternehmens hatten heute nach Vorlage der Quartalszahlen mit Gewinnmitnahmen zu kämpfen. Analysten äußerten sich in zahlreichen Studien grundsätzlich positiv zur weiteren Entwicklung des Softwareherstellers.
An das Ende der Dax-Liste rutschten allerdings die Anteilsscheine von Schering. Die Titel büßten 1,44 Prozent ihres gestrigen Schlusskurses auf 85,05 Euro ein. Die Hoffnung auf steigende Aktienkurse des Berliner Konzerns infolge des Übernahmeangebotes von Bayer scheint bei vielen Anlegern zu sinken.
Kasse gemacht
Kasse gemacht
Im TecDax sorgten heute vor allem die teils hohen Verluste prominenter Firmen aus dem Technologieindex für Aufsehen. So verloren die Q-Cells-Aktien nach einer Aktienplatzierung des größten Aktionärs Immo Ströher 8,3 Prozent auf 77,30 Euro.
Die Titel von Combots standen dagegen unter Druck, nachdem das Management der Firma ein ungewöhnliches Geständnis abgeben musste: Die Internetfirma hat im ersten Quartal dieses Jahres keinen Umsatz verbucht - und entsprechend einen hohen Verlust hinnehmen müssen. Der Kursverlust der Combots-Papiere hielt sich allerdings in Grenzen, die Titel verloren 0,85 Prozent an Wert auf 14,05 Euro.
Öl bleibt teuer. "Der Markt brodelt", kommentierte Energieexperte Victor Shum von Purvin & Gertz den Handel. Nach Berichten über einen starken Rückgang der US-Lagerbestände an Benzin kletterte der Rohölpreis am Donnerstag auf den Rekord von 72,49 Dollar je Barrel. In London stieg der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent ebenfalls und erreichte zeitweise den Rekordstand von 74,22 Dollar (Juni-Kontrakte), sackte dann aber wieder auf 73,82 Dollar ab. Das waren allerdings immer noch 10 Cent mehr als am Mittwoch.
Leichte Entspannung gibt es wenigstens bei den Benzinpreisen. Nach Angaben von Shell und Esso lag der Preis für Superbenzin etwa bei 1,35 Euro und der Preis für Diesel bei etwa 1,14 Euro im Bundesdurchschnitt. Vor Ostern waren im Schnitt zwischen 1,36 und 1,37 Euro pro Liter Super fällig gewesen. Diesel kostete 1,17 Euro pro Liter.
Der Euro zeigt sich heute stabil. Die Europäische Zentralbank hat ihren Referenzkurs für die Gemeinschaftswährung auf 1,2346 Dollar festgesetzt, das ist genauso viel wie gestern. Ein Dollar kostete damit ebenfalls unverändert 0,8100 Euro.
Überwiegend positiv aufgenommene Quartalszahlen zahlreicher großer US-Konzerne haben derweil den Standardwerteindizes in New York Auftrieb gegeben. Die Nasdaq-Indizes, die am Vortag mit einem deutlich größeren Plus als der Leitindex Dow Jones aus dem Handel gegangen waren, behaupteten sich knapp. Einzig die Geschäftszahlen des Internetauktionshauses Ebay passten mit deutlichen Verlusten nicht in das positive Stimmungsbild, hieß es am Markt.
Der Weltleitindex Dow Jones Industrial Average stand zuletzt mit 0,65 Prozent auf 11.355 Punkte im Plus und erreichte den höchsten Stand seit September 2000. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gab hingegen um 0,4 Prozent auf 2360 Zähler nach.
manager-magazin.de mit Material von dpa, dpa-afx, ddp, reuters und vwd