Der Pharmariese Merck & Co. hat im ersten Quartal dank Kostensenkungen sowie starker Umsätze seiner Spitzenmedikamente mehr verdient als vor Jahresfrist. Der Skandal um das Merck-Medikament Vioxx tritt deshalb heute an der Börse in den Hintergrund: Merck-Aktien legen deutlich an Wert zu.
New York - Der amerikanische Pharmakonzern Merck & Co hat nach einem Gewinn- und Umsatzanstieg im ersten Quartal seine Gewinnprognose für das gesamtjahr 2006 angehoben. Das Konzernmanagement rechnet nun damit, ein Ergebnis pro Aktie in Höhe von 2,32 bis 2,40 Dollar zu erwirtschaften. "Wir machen klar Fortschritte bei unserem im Dezember ausgegebenen Ziel, dass Merck wieder eine führende Position in der Branche erlangt", erklärte Konzernchef Richard Clark.
In den ersten drei Monaten steigerte Merck das Ergebnis pro Aktie von 0,62 Dollar im Vorjahr auf 0,69 Dollar und unterm Strich auf 1,520 Milliarden Dollar. Von First Call befragte Analysten hatten jedoch im Schnitt mit 0,72 Dollar gerechnet. Sie schätzten die Erlöse im Durchschnitt auf 5,47 Milliarden Dollar, Merck erreichte aber nur einen Umsatz in Höhe von 5,41 Milliarden Dollar.
Dabei legten die US-Umsätze mit der Spitzenarznei des Konzorns um 13 Prozent auf 833 Millionen Dollar zu. Dem Mittel steht aber in den USA, da der Patentschutz ausläuft, voraussichtlich ab dem zweiten Halbjahr scharfer Wettbewerb durch Generika bevor. Außerhalb der USA besteht bereits Wettbewerb durch Nachahmerprodukte. Der Gesamtumsatz mit dem Medikament sank im ersten Quartal um 4 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar. Neuere Präparate, die der Konzern zusammen mit dem US-Konkurrenten Schering-Plough vertreibt, erwiesen sich als weitere Umsatzstütze.
Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der amerikanische Pharma-Konzern noch immer in Rechtsstreitigkeiten steckt. Mehr als 10.000 Klagen wurden gegen das Unternehmen allein von Menschen eingereicht, die sich durch die Einnahme des Merck-Schmerzmittels Vioxx körperlich geschädigt fühlen. Merck hat erst kürzlich vor Gericht eine Niederlage gegen einen Vioxx-Kläger hinnehmen müssen müssen. Eine Jury in New Jersey verdonnerte den Konzern zu Zahlungen von 13,5 Millionen Dollar Schadenersatz. Der Kläger hatte Merck & Co für seinen Herzinfarkt verantwortlich gemacht.
Merck hatte sein Medikament Vioxx im September 2004 vom Markt genommen, nachdem eine Studie ein erhöhtes Risiko von Herzproblemen durch die Arznei bei Patienten aufgedeckt hatte, die das Mittel mindestens 18 Monate einnahmen. Mercks Aktienkurs war daraufhin eingebrochen, hatte aber zuletzt wieder einiges an Boden gutgemacht.
Allein In den vergangenen sechs Monaten stieg der Preis für eine Merck-Aktie um rund 27 Prozent - und heute kommt noch einmal etwas dazu. Nach Bekanntgabe seiner Geschäftszahlen legte der Aktienkurs des Unternehmens im vorbörslichen US-Handel mehr als 2 Prozent auf 35,10 Dollar zu.
manager-magazin.de mit Material von dpa und reuters