DaimlerChrysler Hoffnung ruht auf Modelloffensive
Sindelfingen - Der deutsch-amerikanische Autokonzern DaimlerChrysler will seine Modellpalette in den nächsten Jahren deutlich ausbauen. Bis 2008 seien mehr als 50 neue Fahrzeugmodelle geplant, kündigte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag in Sindelfingen an. Damit und mit dem angekündigten Programm zur Effizienzsteigerung will Zetsche die Ertragswende bei der renditeschwachen Mercedes-Pkw-Gruppe vorantreiben. Zudem sollen die Pkw-Töchter Mercedes-Benz und Chrysler enger verzahnt und Doppelarbeit vermieden werden.
Zetsche zeigte sich mit dem Gewinn des Autokonzerns alles andere als zufrieden. "Beim Ergebnis sind wir noch nicht da angelangt, wo wir hinwollen", sagte er am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens in Sindelfingen. "Hier gibt es Handlungsbedarf", betonte er. Der Autobauer hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar seinen Nettogewinn von 2,4 Milliarden auf 2,8 Milliarden Euro gesteigert. Der operative Gewinn ging jedoch von 5,8 Milliarden auf 5,2 Milliarden Euro zurück.
Der Anstieg des Konzernüberschusses gehe zudem vor allem auf Beteiligungsverkäufe und das dadurch verbesserte Finanzergebnis zurück. Ohne den Verkauf des Aktienpakets an dem japanischen Fahrzeughersteller Mitsubishi Motors (MMC) wäre der Konzernüberschuss 2005 gesunken. Allein durch das im November veräußerte restliche Aktienpaket von 12,42 Prozent an MMC seien das Finanzergebnis um 681 Millionen Euro und das Konzernergebnis um 502 Millionen Euro gestiegen
Der Konzernumsatz legte 2005 stärker als erwartet von 37,745 auf 41,454 Milliarden Euro zu. Die Analysten hatten rund 40 Milliarden Euro erwartet. Von den erwarteten Gesamtkosten für den massiven Stellenabbau in der Mercedes Car Group in Höhe von 950 Millionen Euro verbuchte DaimlerChrysler bereits 570 Millionen Euro. Zetsche betonte, dass DaimlerChrysler aktuell keinen weiteren großen Personalabbau plant. Es bleibe derzeit bei dem bereits bekannten Abbau von 8500 Stellen in den deutschen Werken und weltweit bis 2008 bei rund 6000 Jobs in Verwaltung und Management. Er erklärte aber zugleich, dass in allen Bereichen deutliche Produktivitätszuwächse nötig seien. Wie sich diese dann auf das Personal auswirken würden, hänge vom Fahrzeugabsatz ab.
Vor allem Mercedes müsse in Sachen Profitabilität und Qualität wieder an die Spitze geführt werden, betonte Zetsche. Die Mercedes Car Group hatte 2005 vor allem wegen der milliardenschweren Sanierung der Kleinstwagenmarke Smart rund eine halbe Milliarde Euro Verlust gemacht. Die Analysten hatten allerdings mit 700 Millionen Euro einen noch stärkeren Absturz erwartet. 2004 hatte Mercedes noch 1,666 Milliarden Euro verdient. Über die weitere Zukunft der Trendmarke Smart wollte Zetsche keine Aussagen treffen.
Chrysler überrascht positiv
Chrysler überrascht positiv
Im Gesamtkonzern zeige die Ergebnisentwicklung nach Zetsches Worten mittlerweile aber zumindest in die richtige Richtung. Die Chrysler Group habe sich im härtesten Markt der Welt als erneut profitabel erwiesen, betonte der seit dem 1. Januar amtierende Konzernchef. "Aber wir können heute schon absehen, dass der Kosten- und Wettbewerbsdruck weiter zunehmen wird", betonte Zetsche. Chrysler müsse noch mehr außerhalb der USA präsent sein.
Die US-Tochter überraschte im vierten Quartal mit einem Gewinnanstieg von 386 auf 428 Millionen Euro. Analysten hatten einen Rückgang auf 310 Millionen Euro erwartet. Im Geschäftsjahr 2005 verdiente Chrysler damit operativ 1,534 Milliarden Euro. Der Umsatz wurde 2005 leicht von 49,5 auf 50,1 Milliarden Euro verbessert, im Quartal von 12,7 auf 13,5 Milliarden Euro.
Noch 2003 machte Chrysler eine halbe Milliarde Euro Verlust - doch Zetsche kappte 26.000 Stellen, schloss mehrere Werke und hatte ein gutes Händchen für neue Modelle. Bereits 2004 verdienten die Amerikaner ordentlich Geld. Aber Zetsche warnte auch vor zu großem Optimismus. Angesichts des Kosten- und Wettbewerbsdrucks könnten in Detroit für den Konzern auch wieder härtere Zeiten anbrechen.
Bei den von einem zyklischen Branchenverlauf gekennzeichneten Nutzfahrzeugen zeichnet sich das Ende der Boomzeiten ab. Der operative Gewinn der Sparte ging im vierten Quartal von 437 auf 357 Millionen Euro zurück. Erwartet worden waren 470 Millionen Euro. 2005 verdiente der Weltmarktführer im LKW-Geschäft insgesamt 2,093 Milliarden Euro und steuerte damit den Löwenanteil zum Konzerngewinn bei. 2004 hatte die Sparte ein Ergebnis von 1,332 Milliarden Euro erzielt. Der Quartalsumsatz lag bei 10,8 Milliarden Euro, im Gesamtjahr bei 40,6 Milliarden Euro. Das Geschäft mit Finanzdienstleistungen erwies sich mit 1,4 Milliarden Euro operativem Gewinn nach 1,2 Milliarden Euro im Vorjahr erneut als sehr profitabel.
DaimlerChrysler will seinen Aktionären eine Dividende auf dem Niveau des Vorjahres zahlen. Wie der größte deutsche Industriekonzern am Donnerstag in Sindelfingen mitteilte, wird der Vorstand dem Aufsichtsrat eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie vorschlagen.
Auf eine konkrete Ertragsprognose für das laufende Geschäftsjahr verzichtete der Konzernchef am Donnerstag. Denn der finanzielle Aufwand für die Effizienzsteigerungsprogramme und die Modelloffensive müsse in den kommenden Monaten erst ermittelt werden. Die Börse reagierte darauf verschnupft und schickte die Daimler-Aktie auf Talfahrt. Sie gab bis zum Mittag um 3,4 Prozent auf 48,41 Euro nach.
"Der fehlende Ausblick für 2006 und schwache Lkw-Zahlen drücken die Stimmung", sagte ein Händler. Allerdings sei die Reaktion "etwas überzogen", da die übrigen Daten diese Aspekte "eigentlich überkompensieren". Ein weiterer Marktteilnehmer äußerte sich ähnlich: "Die Trucksparte lief nicht so wie erwartet, zudem ist die Aktie schon vor den Zahlen mit den übrigen Autotiteln gut gelaufen".
Die Analysten der Landesbank Rheinland Pfalz (LRP) bestätigten die Aktien unterdessen mit "Outperformer" und bekräftigten das Kursziel von 55 Euro. Die vorgelegten Zahlen hätten im Rahmen der LRP-Erwartungen gelegen, hieß es zur Begründung. Das schwächere Ergebnis der Mercedes Car Group sei zum Teil auf höhere Restrukturierungsaufwendungen zurückzuführen. Die LRP hatte hier lediglich mit 500 Millionen Euro statt der tatsächlich aufgewendeten 570 Millionen Euro gerechnet. Die Dividende bleibe wie von der LRP erwartet unverändert.
manager-magazin.de mit Material von ap, dpa-afx, rtr, vwd