Den Unternehmen in der Bundesrepublik geht es so gut wie seit Jahren nicht mehr. Der lang ersehnte Aufschwung scheint da zu sein, die Konjunkturindikatoren erreichen Rekordwerte. Doch daran gemessen bleibt das Wirtschaftswachstum eher niedrig. Schuld ist die Konstruktion der Indikatoren, sagen Experten.
München - Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach Einschätzung von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn auf Erholungskurs - trotz aktuell mehr als fünf Millionen arbeitsloser Menschen im Lande.
"Wir haben einen Aufschwung", sagte Sinn am Mittwoch im Deutschlandfunk. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sei so gut wie zuletzt im Jahr 2000. Nicht nur die Aussichten der Unternehmen, sondern auch deren Lage habe sich deutlich verbessert. Der Geschäftsklimaindex seines Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts ist im Januar abermals deutlich gestiegen, nachdem er sich bereits in den Vormonaten spürbar verbessert hatte.
"Mit ihrer momentanen Geschäftslage waren die befragten Unternehmen zufriedener als im Dezember. Nochmals deutlich zuversichtlicher schätzten sie zudem ihre Perspektiven für die nächsten sechs Monate ein", sagte Sinn. Die meisten Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen nun in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum in Deutschland von 1,4 bis 2,0 Prozent - ebenfalls so viel, wie lange nicht mehr. Doch gemessen an den Rekordwerten der Wirtschaftsindikatoren fällt das erwartete Wirtschaftsplus noch immer moderat aus.
Nach Meinung des FX-Direkt-Experten Carsten Stern liegt der Grund für die Differenz zwischen den überaus guten Indikatordaten und der vergleichsweise geringem Wirtschaftswachstum von höchstens 2 Prozent in 2006 im Aufbau der Wirtschaftsbarometer, wie beispielsweise dem Ifo-Geschäftsklimaindex. "Ein höherer Indexwert zeigt zwar, dass der Aufschwung an Breite gewinnt. Aber nicht unbedingt, wie stark das Wachstum zulegt", sagt Stern.
Zudem bildeten die Indikatoren nicht unbedingt den Querschnitt der deutschen Wirtschaft ab. "Im Lauf der Zeit schlingern die schwachen Unternehmen in die Insolvenz", meint Stern. Die Folge: Der Index tendiert dazu, die Wirtschaftsentwicklung der widerstandsfähigen Firmen abzubilden. "Und drittens ist jener Sektor im Ifo-Index unterrepräsentiert, der am inländischen Konsum hängt", ergänzt Stern.
manager-magazin.de mit Material von ddp und fx-direkt