Aktienmarkt Japan Tokios Techniktücken
Tokio - Die wichtigste Börse Asien will möglichst schnell ein neues Handelssystem einführen. In den vergangenen Monaten haben Computerprobleme den Ruf der Tokyo Stock Exchange (TSE) beschädigt und Tokios Renommee als eines der führenden Finanzzentren der Welt angekratzt. TSE-Chef Taizo Nishimuro sagte der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News deshalb jetzt, die Börse wolle immerhin im Jahr 2008 ein neues Handelssystem in Betrieb nehmen.
Bis dahin allerdings muss die Börse mit kleineren Verbesserungen des bestehenden Systems über die Runden kommen. So soll die japanische Firma Fujitsu offenbar in den kommenden Wochen versuchen, die Kapazität des vorhandenen elektronischen Tokioer Wertpapierhandelssystems um 20 Prozent zu erhöhen; Fujitsu hat das Handelssystem einst selbst entwickelt und gilt auch als Favorit für die anstehende Neuentwicklung. Und auch die Erweiterung der Handelskapazität im Oktober erledigte Fujitsu, ohne die folgenden Probleme der Börse in Japans Hauptstadt allerdings verhindern zu können.
Am 1. November hatten Computerprobleme beispielsweise dafür gesorgt, dass der Handel an der TSE mehr als vier Stunden lang unterbrochen werden musste. Nur einen Monat später folgte die nächste schwere Panne: Ein Aktienhändler des Brokerhauses Mizuho Securities orderte zum Börsenstart des Personalberaters J-Com versehentlich 610.000 Aktien des Unternehmens zum Preis von einem Yen statt wie vorgesehen einen J-Com-Titel für 610.000-Yen. Fujitsus Handelssystem war technisch jedoch nicht in der Lage, die fehlerhafte Eingabe rückgängig zu machen, obwohl so viele J-Com-Aktien gar nicht gehandelt werden konnten - mit üblen Folgen für das Brokerhaus:
Mizuho musste den Käufern der nicht existierenden J-Com-Papiere jeweils 812.000 Yen Entschädigung zahlen und die übrigen Aktien auch noch ins eigene Depot übernehmen. Der eigene Fehler und die mangelnde technische Reife des Tokioer Wertpapierhandelssystems kosteten das Aktienhaus Mizuho schließlich umgerechnet knapp 300 Millionen Euro. Damit aber riss die Fehlerkette an Japans Börse nicht ab.
Erst am vergangenen Mittwoch meldete Nikko Citigroup einen Fehler beim Kauf von nur zwei Aktien des Papierherstellers Nippon Paper. Statt der Minimenge hatte das Unternehmen aufgrund eines weiteren Fehlers des Handelssystems plötzlich das Tausendfache dessen gekauft, teilte die Investmentbank von Citigroup und Nikko Cordial mit.
Und auch am heutigen Freitag dem 13. geht die Pannenserie an der Aktienbörse in Tokio weiter: Ein Mitarbeiter des japanischen Wertpapierhauses Daiwa Securities SMBC platzierte irrtümlicherweise einen Verkaufsauftrag für 25 000 Aktien in Sumitomo Mitsui Financial statt für Aktien eines anderen Unternehmens. Daiwa bemerkte den Fehler kurze Zeit später, dennoch wurden 13.417 Aktien verkauft. Bis Handelsende konnte Daiwa die meisten Papiere wieder zurückkaufen; die Aktie schloss über dem Vortageskurs.
Die japanische Finanzaufsicht Financial Services Agency (FSA) hat inzwischen angeordnet, dass Tokios Börse die Ursachen untersuchen und Maßnahmen ergreifen soll, um weitere Probleme zu verhindern. Börsenchef Chef Taizo Nishimuro sagte, das für 2008 angekündigte neue Handelssystem könnte auch von anderen japanischen Börsen eingeführt werden. Er deutete an, dass nicht nur die TSE Probleme hat. Denn erst kürzlich verzögerten hohe Handelsvolumina auch an der Technologiebörse Jasdaq und dem regionalen Wertpapiermarkt in Osaka.