Konjunktur
Wachstum wird am Arbeitsmarkt vorbeigehen
Zwei weitere Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen für Deutschland angehoben. In Erwartung der höheren Mehrwertsteuer im Jahr 2007 werde die Konjunktur im kommenden Jahr von vorgezogenen Käufen profitieren. Danach könne das Wachstum kräftig abfallen. Deutlich mehr Jobs erwarten die Forscher nicht.
Berlin - Nach anderen führenden Wirtschaftsinstituten haben auch das Hamburger HWWA/HWWI sowie das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) am Mittwoch ihre Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum 2006 angehoben.
Die Hamburger Forscher rechnen 2006 mit einem realen Wachstum von 1,4 Prozent statt zuletzt 1,0 Prozent, wie der Leiter beider Institute, Thomas Straubhaar, mitteilte. Bis Juli waren die Konjunkturforscher von 1,3 Prozent Wachstum ausgegangen, hatten diese Annahme aber wegen der gestiegenen Ölpreise im September auf 1,0 Prozent nach unten korrigiert. In diesem Jahr erwarten die Forscher ein Wachstum von 0,8 Prozent.
Nach Einschätzung der Experten aus Halle werde das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 1,7 Prozent zulegen. Bisher hatte das IWH 1,5 Prozent erwartet. 2007 werde sich das Wachstum auf 1,2 Prozent abschwächen. Für das laufende Jahr rechnet das IWH weiterhin mit einem Plus von 0,9 Prozent.
Mit ihrer Prognose von 1,7 Prozent für 2006 gehört das IWH mit dem Ifo-Institut zu den Konjunkturoptimisten unter den großen Instituten. Das Institut für Weltwirtschaft IfW prognostiziert 1,5 Prozent und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung RWI 1,6 Prozent. Im gemeinsamen Herbstgutachten waren die führenden Forschungsinstitute noch von nur 1,2 Prozent ausgegangen.
"Weg zum zyklischen Aufschwung gefunden"
"Deutschland hat nach mehreren Anläufen inzwischen seinen Weg zum zyklischen Aufschwung gefunden", so das IWH. Inzwischen machten sich die Impulse vom Export vor allem bei steigenden Investitionen bemerkbar.
Die Anfang 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung werde den privaten Konsum 2006 etwas beleben, ihn dann jedoch 2007 einbrechen lassen. "Hier offenbart sich das Janusgesicht der staatlichen Eingriffe", warnte das IWH.
"Die Erwerbstätigkeit wird zwar infolge der Wirkung der Reformansätze auf dem Arbeitsmarkt und mit dem Erreichen der Beschäftigungsschwelle im gesamten Prognosezeitraum steigen", so das IWH. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung werde aber bis in das Jahr 2007 hinein zurückgehen, sind die Forscher in Halle überzeugt.
Ähnlich skeptisch äußerten sich die Hamburger Kollegen: Für eine durchgreifende Besserung am Arbeitsmarkt reiche das Wachstum nicht aus. Die Zahl der Arbeitslosen werde trotz weiterer Zusatzjobs nur wenig sinken, teilte das HWWA mit
HWWA erwartet für 2007 maximal 0,75 Prozent Wachstum
2007 dürfte die Wirtschaft wieder deutlich an Schwung verlieren und nur noch um rund 0,75 Prozent zulegen. "Da nicht auszuschließen ist, dass sich 2007 auch die Expansion der Weltwirtschaft verlangsamt, könnte das Wachstum sogar noch geringer ausfallen", hieß es weiter aus Hamburg.
Die Erholung der deutschen Wirtschaft profitiere nach HWWA-Ansicht nach wie vor von Exportimpulsen, während die Binnennachfrage sich nur schleppend erhole. Dies werde sich aber 2006 voraussichtlich ändern. Denn der private Konsum werde nicht mehr wie 2005 sinken, sondern um 0,2 Prozent zulegen. Auch die Ausrüstungsinvestitionen dürften deutlich zunehmen.