Die niederländische Fernsehproduktionsfirma Endemol feiert Premiere: Die Aktien des Unternehmens werden heute erstmals an der Börse in Amsterdam notiert. Große Vorfreude herrschte bei den Anlegern indes nicht. Endemol-Besitzer Telefonica wurde seine Aktien nur gegen Rabatt los.
Hilversum, Niederlande - Der spanische Telekomkonzern Telefonica hat 22,3 Prozent seines Anteils an der TV-Produktionsgesellschaft Endemol an der Vierländerbörse Euronext platziert - und etwa neun Euro pro Endemol-Aktie bekommen. Der erste Kurs der Endemol-Titel lag anschließend bei 9,52 Euro. Rechte Freude darüber dürfte bei den Telefonica-Managern nicht aufgekommen sein: Sie hatten Anlegern ihre Endemol-Aktien zum Preis von 8,80 bis 12,80 Euro zum Kauf angeboten.
Die niederländische Zeitung "Het Financieele Dagblad" berichtet, die Spanier hätten mit ihrem Aktienverkauf so nur gut eine Milliarde Euro verdient. Nicht unbedingt viel: Telefonica zahlte für das gesamte Endemol-Unternehmen im Jahr 2000 rund 5,5 Milliarden Euro.
Damit muss der Mutterkonzern Telefonica mit geringeren Einnahmen aus dem Verkauf eines Teils seiner Endemol-Aktien leben als von Telefonica-Chef César Alierta Izuel bisher erhofft. Entsprechend unter Druck gerieten heute die Aktien der spanischen Telefongesellschaft: Telefonica-Titel kosten heute 12,40 Euro und damit 0,25 Prozent weniger als gestern.
Die Spanier können das Geld aus dem heutigen Verkauf seines 22,3-Prozent-Anteils an der niederländischen Fernsehfirma gut gebrauchen. Im April dieses Jahres kaufte Telefonica bereits die Mehrheit an der osteuropäischen Telefonfirma Cesky Telekom zum Preis von 2,75 Milliarden Euro. Zuletzt hat Telefonica 26 Milliarden Euro in Bar für den Kauf des britischen Mobilfunkkonzerns O2 ausgegeben, der in Großbritannien, Deutschland und Irland derzeit 24,6 Millionen Kunden hat und etwa 15.000 Menschen beschäftigt.
An dem britischen Unternehmen war auch die Deutsche Telekom interessiert. Die Bonner hatten dieses Jahr vergeblich versucht, gemeinsam mit der niederländische Telefonfirma KPN einen Übernahmeplan für O2 aufzustellen. Deutsche Telekom und KPN wollten angeblich bis zu 20,4 Milliarden Euro für ihren britischen Mobilfunkkonkurrenten zahlen. Nach der Milliardenofferte der Spanier verzichtete die Deutsche Telekom auf ein verbessertes Angebot.
Damit überbot Telefonica erneut seine Konkurrenz beim Kauf fremder Firmen. Schon für Cesky Telekom zahlte Telefonica deutlich mehr als die Wettbewerber Belgacom, Swisscom sowie ein Konsortium aus den Beteiligungsgesellschaften Blackstone Group Technologies, CVC Capital Partners und Providence Equity Partners sowie der France Telecom zu zahlen bereit war.
Dennoch verfügt Telefonica weiterhin über durchaus passable Bonitätsnoten. Die Ratingexperten von Standard & Poor's, Moody's sowie Fitch bewerten Investments in Anleihen der spanischen Telefongesellschaft als gerade noch gering riskant, auch wenn der O2-Zukauf vielleicht eine Abwertung um eine Notenstufe nach sich ziehen könnte. Zum Vergleich: Die führenden Ratingagenturen beurteilen die Finanzstärke der Deutschen Telekom nahezu gleich.
Telefonica setzte im ersten Halbjahr gut 17 Milliarden Euro um und wies einen Nettogewinn von 1,8 Milliarden Euro aus.