Hedgefonds hatten den Kauf der Londoner Börse durch die Deutsche Börse gestoppt, jetzt stören sie wohl auch den Deutsche-Börse-Konkurrenten Euronext: Die Fonds wollen das geplante Euronext-Gebot für die Briten-Börse womöglich torpedieren. Stattdessen soll Euronext anscheinend selbst fusioniert werden mit der Deutschen Börse.
Hamburg - Der große Gegenspieler der Deutschen Börse gerät offenbar unter Druck. Die Vierländerbörse Euronext wird sich womöglich einigen ihrer Großaktionäre beugen und statt der geplanten Übernahme der London Stock Exchange (LSE) eine Fusion mit der Deutschen Börse anstreben müssen.
Einen entsprechenden Vorschlag habe einer der größten Anteilseigner des Börsenbetreibers dem Euronext-Chef Jean-Francois Theodore bereits Ende vergangener Woche unterbreitet, schreibt das "Wall Street Journal". Eine Transaktion mit der Deutschen Börse "sei sehr viel sinnvoller als eine mit der LSE", zitiert die Zeitung David Herro, Investmentchef des US-Fonds Harris Associates aus Chicago.
Er gebe damit die Meinung einiger anderer Aktionäre der Euronext wieder, vor allem der Hedgefonds. Die Londoner Börse ist den Fondsmanagern und Anteilseignern der Vierländerbörse Euronext offenbar schlicht zu teuer für das geworden, was sie bieten kann. Die Aktien der Londoner Börse kosten derzeit rund 5,80 Britische Pfund.
Ein Sprecher von Euronext wollte sich nicht zu dem Vorgang äußern. Zu privaten Treffen mit Aktionären sage man nichts, hieß es. Laut Herro wurde bei dem Treffen mit Theodore nicht über den Preis für die LSE geredet, da Harris bereits deutlich gemacht habe, dass sie eine Offerte von "deutlich mehr als 5 Britische Pfund je Aktie" nicht unterstützen werde.
Derzeit halte Theodore noch an dem Plan fest, möglicherweise für die Übernahme der Londoner Börse zu bieten, zitiert das Blatt aus dem Manager nahe stehenden Kreisen. Er würde zwar eine Fusion mit der Deutschen Börse zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschließen, doch werde eine solche Transaktion mehr Probleme aufwerfen als eine Verbindung mit der Londoner Börse.
Die Deutsche Börse hatte ihrerseits zweimal einen Anlauf genommen, die Londoner selbst zu übernehmen. Die Gebote waren von der LSE jeweils als zu niedrig zurückgewiesen worden. Börsenchef Werner Seifert musste nach den gescheiterten Übernahmeversuchen zurücktreten. Die Euronext hat dagegen bisher nicht einmal eine offizielle Offerte für den Londoner Wettbewerber unterbreitet. Sie wartet angeblich noch auf die Freigabe des Gebots durch die britischen Behörden.
Bis dahin scheint Börsenchef Theodore schnell noch weitere Zusammenschlussmöglichkeiten mit anderen europäische Börsenbetreibern zu prüfen. Die London Stock Exchange hat laut einem Zeitungsbericht gemeinsam mit der schwedischen OMX über eine Fusion im Wert von 2,3 Milliarden Britischen Pfund gesprochen.
Die beiden Börsenbetreiber hätten bei einem Treffen zudem über mögliche Joint Ventures beraten, schreibt "The Sunday Times" ohne Nennung von Quellen. LSE-Chef Clara Furse soll sich mit ihrem Kollegen bei der OMX, Magnus Bocker, getroffen und mit ihm über eine Reihe von Verbindungen diskutiert haben, heißt es in dem Artikel. Bei der LSE sei zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen gewesen.