Märkte Geldwäschevorwurf belastet Commerzbank
Frankfurt am Main - Der Leitindex Dax sank bis Handelsende um 0,30 Prozent auf 4922 Punkte. Der MDax verlor 0,16 Prozent auf 6770. Der TecDax gab um 0,39 Prozent auf 584 Punkte nach. "Mit dem Ende der Bilanzsaison fehlen uns Kurs bewegende Impulse, die Handelsumsätze sind entsprechend niedrig", sagte Marktbeobachter Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Ein Händler sprach von einer "Verschnaufpause" an der Börse.
Angesichts der Geldwäsche-Ermittlungen bei der Commerzbank gaben die Aktien des Finanzinstituts einen Teil der jüngsten Kursgewinne wieder ab. Das zuletzt gut gefragte Commerzbank-Papier büßte 0,76 Prozent auf 20,93 Euro ein. In der Vorwoche hatten Übernahmespekulationen den Titel deutlich angetrieben.
Zu den größten Gewinnern im Dax gehörten Metro, die 0,9 Prozent auf 41,91 Euro zulegten, sowie ThyssenKrupp und Allianz. ThyssenKrupp gewannen etwas mehr als 0,5 Prozent auf 15,85 Euro. Händler verwiesen zur Begründung auf die positiven Vorgaben asiatischer Stahlwerte.
Beobachter berichten bei den Versicherungswerten von anhaltenden Umschichtungen von Aegon in das Papier des Münchener Versicherers. Allianz werden den Angaben zufolge zudem von einigen positiven Analystenkommentaren gestützt: Die Investmentbanken Lehman Brothers, Merrill Lynch und JP Morgan hatten das Kursziel für die Versicherungsaktie angehoben. Allianz-Aktien legten 0,5 Prozent auf 109,20 Euro zu.
Tagesverlierer waren am Mittag die Papiere der Commerzbank. Ihr Kurs fiel bisher um 1,4 Prozent auf 20,80 Euro. Darin seien die Spekulationen um eine Übernahme wieder in den Hintergrund getreten, sagten Händler.
Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller hatte zwar erklärt, dass Übernahme-Interesse bestehe. Allerdings habe er auch eingeschränkt, dass man sich nicht in Gesprächen befinde. Negativ sei zudem, dass die Staatsanwaltschaft nun die Ermittlungen im Geldwäscheskandal auch auf Müller ausgedehnt hat, sagte ein weiterer Händler.
Übernahmegerüchte belasten Siemens
Übernahmegerüchte belasten Siemens
Siemens-Papiere verloren 0,27 Prozent auf 63,75 Euro. Die Münchener sind laut "The Sunday Telegraph" neben LM Ericsson unter den Kaufinteressenten des angeschlagenen britischen Telekomausrüsters Marconi. "Momentan wäre das keine gute Idee, da Siemens bei der Kommunikationssparte bereits sehr mit internen Restrukturierungen beschäftigt ist", sagte Analyst Michael Busse von Helaba Trust.
Im TecDax verteuerten sich QSC mit einer positiven technischen Lage um 2,6 Prozent auf 3,99 Euro zu. Am anderen Ende verloren Evotec 1,8 Prozent auf 2,72 Euro.
Überraschend gute Unternehmensdaten und anhaltende Übernahmespekulationen vor allem im Finanzsektor haben zuletzt den Dax weiter angetrieben. Seit April ist der deutsche Leitindex um rund 20 Prozent geklettert. Die befürchtete Korrektur blieb bislang aus.
Die Widerstandskraft des Dax hatten Beobachter zuletzt auf die vergleichsweise niedrige Bewertung der deutschen Blue Chips zurückgeführt. Mit Blick auf die Gewinnentwicklung trauen sie einer ganzen Reihe von Konzernen sogar weitere Kursgewinne zu. Der Dax könnte deshalb trotz des durchwachsenen Starts in die neue Handelswoche einen Anlauf auf die 5000-Punkte-Marke nehmen. Mögliche Kursrückschläge dürften nur von kurzer Dauer sein, meinen etwa die Strategen der Landesbank Rheinland-Pfalz.
Am Montag fiel der Ölpreis im asiatischen Handel nach Gewinnmitnahmen wieder etwas. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI zur September-Auslieferung sank im elektronischen Handel auf 66,30 Dollar je Barrel (159 Liter).
Der Euro tendierte etwas schwächer als in der vorigen Handelswoche. Die Gemeinschaftswährung war im frühen europäischen Handel unter die wichtige Marke von 1,24 US-Dollar gerutscht und wurde gegen 13.15 Uhr mit 1,2368 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte am Freitag einen Referenzkurs von 1,2457 Dollar festgestellt.