Die Londoner Börse (LSE) gilt weiter als heißer Übernahmekandidat. Interesse sollen die australische Investmentbank Macquarie und der schwedische Börsenbetreiber OM Gruppen bekundet haben. Die Deutsche Börse schweigt. Nach der fehlgeschlagenen Übernahme hatten sich die Frankfurter eine weitere Offerte offen gehalten.
Sydney/London - Fünf Monate nach dem Rückzug der Kaufofferte der Deutsche Börse hat nun die australische Macquarie Bank offiziell ihr Interesse an der LSE angemeldet. Einem Zeitungsbericht zufolge erwägt auch der schwedische Börsenbetreiber OM Gruppen eine Kaufofferte. An der 300 Jahre alten Londoner Aktienbörse ist seit Ende Dezember auch die Vier-Länder-Börse Euronext interessiert.
Macquarie, die größte Investmentbank Australiens, erwägt nach eigenen Angaben vom Montag zusammen mit anderen Investoren eine Kaufofferte für die LSE in Höhe von 1,4 Milliarden Pfund (rund zwei Milliarden Euro). "Wenn ein Angebot gemacht wird, dann im Rahmen eines Konsortiums." Voraussichtlich würde es sich dabei um ein Bar-Angebot handeln. Allerdings befänden sich die Überlegungen noch in einer sehr frühen Phase. "Daher ist nicht garantiert, dass die Überlegungen auch zu einer formellen Annäherung und/oder zu einer Offerte für die Londoner Aktienbörse führen werden", teilte das Finanzinstitut mit.
Offenbar OM Gruppen erneut interessiert
Einem Bericht der britischen "Sunday Times" zufolge erwägt auch OM Gruppen ein Kauf-Angebot. Dies wäre dann der zweite Übernahmeversuch des schwedischen Börsenbetreibers. Die OM Gruppen hatten im August 2000 ein Angebot für die Londoner Börse vorgelegt, waren aber damit gescheitert. Lediglich 6,7 Prozent der LSE-Anteilseigner sprachen sich seinerzeit für die Fusion mit den Schweden aus.
Die LSE-Aktie legte am Montag rund vier Prozent zu und markierte mit 575 Pence den höchsten Stand seit Februar. Bei der LSE war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Deutsche Börse will Vorgänge nicht kommentieren
Eine Sprecherin der Deutschen Börse wollte die Entwicklung nicht kommentieren. Deren Aktie notierte am Montagvormittag nahezu unverändert bei 73,26 Euro. Der Frankfurter Börsenbetreiber war Ende 2004 bereit gewesen, knapp zwei Milliarden Euro für die LSE zu zahlen. Die LSE-Führung hatte das Angebot aber als zu niedrig abgelehnt. Euronext hatte damals ebenfalls Interesse an der LSE signalisiert, jedoch bislang kein konkretes Angebot vorgelegt.
Auf Druck von Großaktionären um den britischen Hedge Fonds TCI hatte die Deutsche Börse im März ihr Angebot zurückgezogen und die Ausschüttung der Barreserven angekündigt. Der langjährige Börsenchef Werner Seifert verließ daraufhin das Unternehmen. Seitdem leitet Finanzchef Mathias Hlubek kommissarisch die Geschäfte.
Die Deutsche Börse hatte sich damals aber eine Hintertür offen gelassen. Im Falle einer Offerte eines Konkurrenten hielt sie sich die Option offen, wieder in den Bieterwettstreit einzusteigen. Auch wurde um eine weitere Prüfung einer LSE-Übernahme bei der britischen Kartellbehörde gebeten. Diese hatte Ende Juli gewarnt, eine Übernahme der LSE durch die Deutsche Börse oder die Euronext würde dem Wettbewerb schaden und wäre nur unter Auflagen möglich. Eine endgültige Entscheidung der Behörde wird für den 12. September erwartet.