Die Deutsche Börse greift zu ungewöhnlichen Mitteln, um ihre kritischen Aktionäre ruhig zu stellen. Künftig soll ein Aktionärsgremium den Vorstand der Börse und seinen Aufsichtsrat beraten. Was aus dem Vorschlag wird, soll jetzt ein britischer Hedgefondsmanager entscheiden.
Der Mann weiß zu überraschen. Werner Seifert, Chef der Deutschen Börse plant seine Unternehmensführung kurzerhand um ein "Aktionärskomitee" zu erweitern. Die Anteilseigener der Börse sollen ihren Vorstand und Aufsichtsrat darin bei wichtigen Entscheidungen beraten.
Seifert hat seinen Vorschlag (PDF 2,4 MB) bereits per Post an Hedgefondsmanager Christopher Hohn gesandt, der Seiferts Management zuletzt heftig kritisiert hatte.
Das neue Gremium soll jeweils eine Woche vor jeder turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung mit der Unternehmensführung der Börse zusammenkommen, außer der Reihe auch vor strategisch wichtigen Entscheidungen. Dem Komitee könnten zehn Mitglieder angehören, regt Seifert an, die der Aktionärsbasis der Deutschen Börse entsprechen.
Der Chef der Deutschen Börse schlägt deshalb vor, ein Drittel der Komiteesitze an Anleger aus den USA, Großbritannien und Kontinentaleuropa zu vergeben, dazu an einen Vertreter des Privatkundengeschäfts der Deutschen Börse. Zudem sollten die Gremiumsvertreter die Geschäftswünsche der Börsenaktionäre repräsentieren, die auf dem Handelsparkett des Frankfurter Unternehmens teils unterschiedliche Anlagemethoden nutzen - wie beispielsweise Investment- und Hedgefondsmanager.
Nachgeben und Grenzen setzen
Die Deutsche Börse versucht so offenbar jene Aktionäre in die Geschäfte der Deutschen Börse einzubinden, die sich ihr zuletzt besonders kräftig widersetzt haben. Bei der gescheiterten Übernahme der Londoner Börse durch die Deutsche Börse beispielsweise hatte auch eine Gruppe von Hedgefonds gegen die Übernahmepläne Stimmung gemacht, angeführt von Christopher Hohns "The Children's Investment Fund Management".
Die Gruppe soll schließlich rund 35 Prozent des Börsenkapitals unter Kontrolle gebracht und Seifert damit zur Aufgabe seines Übernahmeversuchs gezwungen haben.
Vollends will sich Börsenchef Seifert seinen Kritikern dann aber doch nicht beugen. Ginge es nach ihnen, sollte gleich der Aufsichtsrat der Deutschen Börse neu besetzt werden, und zwar schon auf der nächsten Hauptversammlung im Mai. Dann will Hohn selbst als Aufsichtsrat kandidieren. Das aber ist mit Seifert offenbar nicht zu machen. "Der Aufsichtsrat sollte erhalten bleiben", machte Seifert in seinem Brief an den britsichen Hedgefondsmanager deutlich.