Der Solaranlagenbauer Conergy wagt den zweiten Versuch. Voraussichtlich Mitte März wird das Unternehmen an die Börse gehen. Das Emissionsvolumen könnte bis zu 200 Millionen Euro betragen. Der Konkurrent Solarworld hat sich an der Börse bislang prächtig geschlagen.
Frankfurt - Der Solaranlagenhersteller Conergy strebt für März den Gang an die Börse an. "Wir sehen fundierte Ertrags- und Wachstumsperspektiven, die
wir mit den Erlösen aus dem Börsengang nutzen wollen", erklärte Conergy-Chef Hans-Martin Rüter am Freitag. Conergy habe sich zum Ziel gesetzt, das weltweit jährliche Wachstum der Solarbranche von 20 bis 30 Prozent zu übertreffen. "Dabei sind auch Zukäufe vor allem im Ausland nicht ausgeschlossen", ergänzte Rüter im
Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Das Emissionsvolumen dürfte sich nach Informationen aus mit der Transaktion vertrauten Kreisen auf 100 bis 200 Millionen Euro belaufen. In den Kreisen wird mit einer Erstnotiz am Kapitalmarkt um den 18. März gerechnet. Der Beginn der so genannten Roadshow bei Investoren solle am 7. März starten. Firmenchef Rüter selbst wollte keine Angaben zum genauen Zeitpunkt des Börsengangs (IPO) sowie zum Emissionsvolumen machen.
Der Chef bleibt größter Aktionär
Nach Aussage Rüters stammen die zur Ausgabe vorgesehenen Aktien teils aus einer Kapitalerhöhung, teils geben auch Altaktionäre Anteile ab. Neben Firmengründer Rüter halten Aufsichtsratschef Dieter Ammer, der zugleich Vorstandschef beim Kaffeeröster Tchibo ist, sowie die Beteiligungsgesellschaft Grazia Equity GmbH jeweils knapp über 20 Prozent der Anteile. Rüter wird nach dem IPO voraussichtlich größter Aktionär bei Conergy sein. Den IPO des Herstellers von Photovoltaik-Anlagen, die Stromerzeugung durch Solarenergie ermöglichen, werden die Deutsche Bank und die Commerzbank federführend begleiten.
Solar-Aktien an der Börse begehrt
Das Hamburger Unternehmen hatte bereits für April 2001 einen Börsengang geplant, ihn damals aber mit Verweis auf das schlechte Kapitalmarktklima abgesagt. Conergy wäre das dritte Börsendebüt in diesem Jahr. Die Biotechnologiefirma
Paion hatte den Schritt bereits im Februar vollzogen. Der Bezahlfernsehsender Premiere peilt seine Erstnotiz für den 9. März an.
Neben einem starken Ölpreisanstieg haben neue Gesetzesvorschriften zur Förderung der Solarenergie hier zu Lande für einen Branchenboom gesorgt. Die Aktie des inzwischen im Technologieindex TecDax notierten Solaranlagenbauers Solarworld spiegelt diese Entwicklung wider mit Kursgewinnen von rund 30 Prozent seit Jahresbeginn sowie von etwa 500 Prozent im vergangenen Jahr.
"Unsere Auftragsbücher sind randvoll. Wer heute eine Photovoltaik-Anlage bei uns bestellt, muss mit längeren Lieferzeiten rechnen", sagte Rüter. Die über 420 Mitarbeiter zählende Conergy-Gruppe erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatzanstieg um mehr als 130 Prozent auf 285 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg auf 19 Millionen (Vorjahr: eine Million) Euro, der Jahresüberschuss auf rund elf (0,4) Millionen Euro. Eine Dividende will Conergy für 2004 nicht ausschütten.