Während die deutsche Wirtschaft im abgelaufenen Jahr mehr Waren exportiert hat als jedes andere Land der Welt, klafft in der US-Haushaltsbilanz ein Milliardenloch. Zwar fiel das Defizit im November und Dezember kleiner aus als prognostiziert, unter dem Strich prangt dennoch ein Rekordwert.
Washington/Wiesbaden - Wie schlimm es um die US-amerikanische Exportwirtschaft bestellt ist, haben die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen wieder einmal offenbart: Mit einem Minus von 56,4 Milliarden Dollar (von revidiert 59,3 Milliarden Dollar) ist das Handelsdefizit im Dezember zwar geringer ausgefallen, als von Analysten prognostiziert, es wurde dennoch ein Dezember-Rekordwert erreicht.
Ähnlich die Zahlen für den Vormonat: Auch das November-Minus kappte das US-Handelsministerium überraschend auf 59,3 Milliarden Dollar von revidiert 60,3 Milliarden Dollar - es bleibt aber immer noch der höchste je gemessene Monatswert.
Für das Gesamtjahr wurde eine neue Höchstmarke im Bilanzdefizit markiert: 2004 weitete sich das Minus um mehr als 24 Prozent auf knapp 620 Milliarden Dollar aus.
Trotz dieses gigantischen Fehlbetrags sind die Zahlen am Devisenmarkt mit Erleichterung aufgenommen worden, der Dollar reagierte mit Kursgewinnen zum Euro. "Das US-Handelsbilanzdefizit ist im Dezember etwas stärker als prognostiziert zurückgegangen. Das ist zunächst positiv für den Dollar", sagte Folker Hellmeyer, Analyst bei der Bremer Landesbank. Allerdings dürfte man dies noch nicht als eine Trendwende sehen, ergänzte er.
Deutscher Exportmotor brummt
In einem ganz anderen Licht strahlt dagegen die deutsche Wirtschaft: Der Wert der Ausfuhren kletterte im vergangenen Jahr um 10,0 Prozent auf 730,9 Milliarden Euro, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit und bestätigte damit seine erste Schätzung. Trotz des starken Euro und der anziehenden Ölpreise hätten die deutschen Firmen ihre Wettbewerbsfähigkeit bewiesen.
Die Importe legten um 7,4 Prozent auf 574,2 Milliarden Euro zu, wie das Statistikamt in Wiesbaden mitteilte. Der Außenhandelsüberschuss erreichte mit 156,7 Milliarden Euro ebenfalls ein Rekordniveau.
Monatlich zweistellige Milliardenüberschüsse
Auf die einzelnen Monate gerechnet hat die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr beständig zweistellige Milliardenüberschüsse eingefahren. Im März 2004 wurde mit 16,6 Milliarden Euro ein Rekordstand markiert.
Revidierte Außenhandelsergebnisse von Januar bis November 2004
Monat
Ausfuhren
in Mrd. Euro
Einfuhren
in Mrd. Euro
Ausfuhrüberschuss
in Mrd. Euro
Januar
55,5
42,9
12,5
Februar
56,4
44,2
12,2
März
64,7
48,1
16,6
April
61,5
47,2
14,3
Mai
60,4
46,3
14,1
Juni
62,6
47,9
14,7
Juli
62,2
48,6
13,6
August
55,9
44,8
11,1
September
61,5
49,4
12,1
Oktober
64,1
51,4
12,7
November
66,5
54,5
12,0
Dezember
59,5
48,8
10,7
Quelle: Statistisches Bundesamt:
Schwächeres Wachstum in 2005 erwartet
Für dieses Jahr erwartet der Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels eine abgeschwächte Fortsetzung des Exportwachstums von etwa 5 Prozent. Zu Begründung verwies der Verband auf das nachlassende Wachstum in den Hauptabsatzländern in Übersee, vor allem im Dollar-Raum, angeführt von den USA. "Hier sind auf Grund der Wechselkurswirkungen kaum Steigerungen zu erwarten", erklärte Verbandspräsident Anton Börner.
Zum vergangenen Jahr erklärte Börner, selbst mit einem überdurchschnittlich hohen Exportwachstum lasse sich die lahmende deutsche Binnenkonjunktur nicht ankurbeln. "Der Exportweltmeister Deutschland bleibt wachstumsschwach, die Rekordzahlen ohne Wirkung auf den anhaltend schwachen Arbeitsmarkt", erklärte der Verbandspräsident. Im Ergebnis stehe Deutschland vor einer immer noch gespaltenen Konjunktur. Während sich die deutschen Unternehmen als fit am Weltmarkt erwiesen, stagniere das Wachstum bei Konsum und Investitionen in Deutschland.