KarstadtQuelle Banken verkaufen Kredite unter Nennwert
Einige Gläubigerbanken von KarstadtQuelle verkaufen ihre Kredite deutlich unter dem Nennwert. LBBW, NordLB und HVB sind vorgeprescht. KarstadtQuelle bestätigte die Verkäufe.
Frankfurt am Main - Der Handelskonzern KarstadtQuelle hat Kreditverkäufe eines Teils seiner Gläubigerbanken bestätigt. Der Weiterverkauf von Darlehen sei ein "international bankenüblicher Vorgang und nicht beunruhigend", sagte ein Konzernsprecher am Dienstag. Die im MDAX notierte KarstadtQuelle-Aktie hatte nach Spekulationen über die Kreditverkäufe zeitweise stark nachgegeben.
"Es ist ein branchenüblicher Vorgang, dass sich Banken von ihren Risiken trennen", sagte KarstadtQuelle-Konzernsprecher Jörg Howe am Dienstag. "Dies berührt unser Sanierungsprogramm überhaupt nicht." Von Zweifeln der Banken an der Sanierung könne keine Rede sein.
Die verkauften Darlehen sind laut dem Konzernsprecher Teil der im Herbst vereinbarten, überlebenswichtigen syndizierten Kreditlinie über 1,75 Milliarden Euro mit einer Laufzeit von drei Jahren.
Pensionsfonds angeblich unter den Käufern
"Die Kredite werden zum Teil von Pensionsfonds übernommen, die sehr gute Renditen erwarten", so Howe. Schon die Tatsache, das die Investmentbank Goldman Sachs die Kredite auch für Pensionsfonds aufkaufe, zeige: "Das ist kein Engagement, wo man furchtsam die Hände zusammenschlägt".
Die Pensionsfonds würden ihren Schwerpunkt "auf Rendite und Langfristigkeit" legen. Dabei haben sie aber offenbar mehr Vertrauen in die langfristige Entwicklung des Konzerns als die Banken, die ihre Kredite unter Nennwert verkauft haben.
Gleichzeitig bestätigte der Konzernsprecher, dass die Gespräche über einen Verkauf der Karstadt-Beteiligung am Deutschen Sportfernsehen (DSF) weit fortgeschritten seien. "Wir rechnen bald mit dem Abschluss." Nach Medieninformationen will der Münchner Medienkonzern EM.TV die Anteile für bis zu 28 Millionen Euro übernehmen.
Hedgefonds mit von der Partie?
Spekulationen am Markt, dass auch internationale Hedgefonds unter den Käufern seien, kommentierte der Sprecher nicht.
Hedgefonds, die die Karstadt-Kredite mit einem Abschlag auf den Nennwert erwerben und somit in die Rolle einer Gläubigerbank bei KarstadtQuelle gelangen, dürften die Restrukturierung des Konzerns deutlich aggressiver vorantreiben als eine deutsche Geschäftsbank, hieß es am Dienstag aus Finanzkreisen.
Ein Investmentbanker betonte am Dienstag im Gespräch mit manager-magazin.de, der Abschlag von unter 10 Prozent deute darauf hin, dass die Käufer der Kredite sehr wohl an eine Zukunft von Karstadt glaubten. Wäre dies nicht der Fall, dann würden die Abschläge 70 Prozent und mehr betragen.
Darlehen von mehr als 300 Millionen Euro verkauft
Mehrere Banken haben inzwischen insgesamt Darlehen von mehr als 300 Millionen Euro an Investmentbanken und Hedge-Fonds verkauft. Wie "Financial Times Deutschland" und "Börsen-Zeitung" (Dienstagsausgaben) unter Berufung auf Bankenkreise berichteten, verkaufte als erstes die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) rund 25 Millionen Euro am Freitag. Noch am selben Tag habe die HypoVereinsbank mit 88 Millionen Euro den größten Teil ihres Engagements abgestoßen. Danach habe die WestLB ihre 120 Millionen Euro vollständig abgegeben.
"Damit ist der Damm gebrochen", zitiert die "FTD" einen mit der Situation vertrauten Banker. In den nächsten Tagen dürften sich weitere Institute anschließen. Damit sei das zwischen dem Konzern und den Banken vereinbarte "Gentleman's Agreement" gebrochen worden, schreibt die "Börsen-Zeitung".
"Gentleman's Agreement" gebrochen
Als erstes verkauft hat die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) rund 25 Millionen Euro am Freitag, wie es aus mehreren Quellen hieß. Noch am selben Tag habe die HypoVereinsbank mit 88 Millionen Euro den größten Teil ihres Engagements abgestoßen. Dann gab die WestLB ihre 120 Millionen Euro vollständig ab.
Die Hessisch-Thüringische Landesbank (Helaba) verkaufte 100 Millionen Euro ihres 130-Millionen-Euro-Kredits. Gestern hätte zudem die ING Kredite angeboten, die NordLB sich erkundigt. Beim Verkauf mussten die Institute zu Anfang einen Abschlag von rund 7 Prozent in Kauf nehmen, inzwischen sind es 9 Prozent.
Nach Informationen der "Börsen-Zeitung" erwägt auch die Commerzbank (96,5 Millionen Euro) diesen Schritt. Größte Kreditgeber von KarstadtQuelle sind die Bayern LB und ABN Amro.
Ursprünglich hatten die Gläubigerinstitute vereinbart, auf Kreditverkäufe zu verzichten. Erst im November hatten sie Karstadt nach wochenlangem Ringen Kredite von 1,75 Milliarden Euro über drei Jahre zugesagt. Bedingung war neben einer Kapitalerhöhung ein radikaler Sanierungskurs.