Der wichtigste Pfeiler der deutschen Konjunktur, der Export, zieht weiter an. Im November lieferten deutsche Unternehmen rund 13 Prozent mehr Waren ins Ausland als im Vorjahr. Der Leistungsbilanzüberschuss sank dennoch, denn auch die Importe legten kräftig zu. In die Prognosen für 2005 mischen sich denn auch warnende Stimmen.
Berlin - Deutsche Unternehmen verkauften im November Waren im Wert von 66,6 Milliarden Euro ins Ausland. Saisonbereinigt entspricht das einem Zuwachs von 0,4 Prozent seit Oktober, teilte das Statistische Bundesamt mit. Damit lagen die Exporte 13,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor.
Wie stark Deutschland 2005 von der Nachfrage aus dem Ausland profitieren kann, ist bei Volkswirten umstritten. "Ich sehe keinen Grund, warum die Exporte nicht weiter ganz gut laufen sollten", sagte Ralph Solveen von der Commerzbank. "Die Weltwirtschaft läuft noch ordentlich, und die Lage beim Euro hat sich entspannt." Skeptischer äußerte sich Andreas Rees von der HypoVereinsbank: "Es gibt eine Reihe von Hinweisen, dass die Weltwirtschaft an Fahrt verliert. Das ist nur eine Frage der Zeit."
Weil die Importe im November mit 54,7 Milliarden Euro um 1,8 Prozent über dem Niveau vom Oktober lagen, schrumpfte das Plus in der Handelsbilanz auf 11,9 von 12,6 Milliarden Euro im Oktober. Analysten hatten im Schnitt mit einem leichten Rückgang des Handelsüberschusses gerechnet. In der Leistungsbilanz verbuchten die Statistiker einen Überschuss von 8,5 Milliarden Euro nach 6,6 Milliarden Euro im Vormonat.
Im November konnte die deutsche Exportwirtschaft in alle wichtigen Regionen der Welt im Jahresvergleich kräftige Zuwächse verbuchen. Die Ausfuhren in die anderen Länder der Euro-Zone legten um 12,4 Prozent zu. Überdurchschnittlich stieg der Export in die restlichen Länder der EU: Der Zuwachs betrug hier 17,5 Prozent. In Länder außerhalb der EU führte Deutschland 11,7 Prozent mehr Waren aus.
Nachdem die Ausfuhren nach dem Boom zu Jahresbeginn im Sommer gesunken waren, erwarten Analysten für das Schlussquartal 2004 wieder günstigere Zahlen. "Wenn der Dezember noch einmal gut kommt, ist ein reales Plus von 1,5 Prozent drin", sagte Solveen. Ob der Handel insgesamt damit zum Wachstum beigetragen hat, hält Rainer Guntermann von Dresdner Kleinwort Wasserstein aber noch für fraglich: "Falls der Außenhandel auch im Dezember eher enttäuscht, belastet das natürlich auch die Erwartungen einer Erholung der Wirtschaft im vierten Quartal."
Insgesamt sorgte die starke Exportwirtschaft im vergangenen Jahr fast im Alleingang für Wirtschaftswachstum in Deutschland. Die erste Schätzung für das deutsche Bruttoinlandsprodukt für 2004 veröffentlicht das Statistikamt am Donnerstag. Volkswirte erwarten im Schnitt eine Wachstumsrate von 1,7 Prozent.