Euro Ab 1,35 Dollar tut es richtig weh

Noch ist für die meisten Volkswirte die Schmerzgrenze beim Eurokurs für Europas Wirtschaft nicht erreicht. Sie raten daher von Interventionen der EZB zu Gunsten des US-Dollar ab. Die Unternehmen ächzen aber immer lauter, zum Beispiel auch DaimlerChrysler.

Frankfurt/Stuttgart - Chefvolkswirte deutscher Banken haben sich gegen Devisenmarkt-Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Stützung des US-Dollar ausgesprochen. "Es hätte keinen Sinn für die EZB, derzeit Dollar gegen Euro zu kaufen, um so den Euro-Kurs zu drücken", sagte der Chefvolkswirt der HypoVereinsbank , Martin Hüfner, der "Berliner Zeitung". "Gegen die starke Anti-Dollar-Stimmung an den Märkten hat die EZB derzeit keine Chance", so Hüfner in der Freitagausgabe der Zeitung. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank , Norbert Walter, sagte, "noch hat der Euro-Wechselkurs seinen Wendepunkt nicht erreicht".

Laut HVB-Mann Hüfner "geht der Trend des Dollar derzeit eindeutig nach unten, der Markt zweifelt nicht". Interventionen seien aber nur erfolgreich in Phasen, in denen die Marktteilnehmer sich unsicher seien. Dann könne eine Zentralbank mit gezielten Käufen den Trend kippen. "Greift die EZB aber jetzt ein, so muss sie Riesensummen in die Hand nehmen, da reichen ein paar Milliarden Euro nicht aus", sagte Hüfner.

Laut Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise würde eine Intervention derzeit schnell verpuffen. "Wirkungsvoller wäre sie zudem, wenn man gemeinsam mit der US-Notenbank vorgeht", so Heise. Diese habe jedoch kein Interesse gezeigt. Skeptisch ist man auch beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag.

"Die EZB wäre gut beraten, jetzt nicht überstürzt zu handeln", sagte DIHK-Währungsexperte Matthias Schroder ebenfalls der "Berliner Zeitung". Schließlich seien die Wirkungen des hohen Euro-Kurses auf die deutsche Wirtschaft "keineswegs so eindeutig, wie es manchmal dargestellt wird". Ein hoher Euro bringe auch Vorteile für hiesige Unternehmen. Bei einem Kurs von 1,40 bis 1,45 Dollar sieht Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Walter aber doch die Notwendigkeit für die EZB, mit Zinssenkungen den Euro-Kurs zu drücken.

Nach Meinung von Commerzbank-Chefvolkswirt Ulrich Ramm ist es bereits "bei Euro-Kursen zwischen 1,35 und 1,40 Dollar so weit", sagte Ramm, "weil dann der Euro-Kurs Europas Wirtschaft richtig weh tut."

Mercedes-Ergebnis leidet unter Dollar-Schwäche

Mercedes-Ergebnis leidet unter Dollar-Schwäche

Bei DaimlerChrysler  sind die Schmerzen wohl jetzt schon heftig. Das Ergebnis der Mercedes Car Group werde vom Euro beeinflusst sein, sagte Thomas Weber, der für Forschung, Entwicklung und Technologie bei Mercedes zuständige Vorstand am Donnerstagabend. Das Unternehmen habe nicht mit einem Euro von 1,30 Dollar gerechnet. Die Höhe der Auswirkungen der Dollarschwäche auf das Mercedes-Ergebnis wollte Weber jedoch nicht beziffern.

Neben den Wechselkursen dürften auch höhere Rohstoffkosten, Produkteinführungskosten und die Kosten der Qualitätsoffensive kurzfristig ihren Tribut bei der Sparte zollen. Er sei aber bezüglich der Aussichten für Mercedes-Benz optimistisch, fügte Weber hinzu und verwies auf die zahlreichen neuen Produkte, die vor der Markteinführung stehen. Unter anderem will Mercedes-Benz im kommenden Jahr eine neu gestaltete M-Klasse und S-Klasse auf den Markt bringen.

Die im MDax  gelistete K+S-Gruppe  hat unterdessen das auf Bandbreitenoptionen basierende US-Dollar-Hedging den veränderten Marktbedingungen angepasst. Sämtliche ausstehenden Optionen für die Jahre 2005, 2006 und 2007 seien nun mit oberen Knock-outs von mindestens 1,40 Dollar je Euro ausgestattet, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Kassel mit. Infolge der Umstrukturierung werde sich der durchschnittliche Sicherungskurs inklusive Prämienzahlung für das Jahr 2005 von 1,06 Dollar auf 1,11 Dollar erhöhen. Für die Jahre 2006 und 2007 lägen die Nettosicherungskurse unverändert bei 1,04 Dollar beziehungsweise bei 1,02 Dollar. Der Vorstand von K+S AG ist laut Mitteilung aber weiterhin zuversichtlich für die Ergebnisentwicklung im Jahr 2005.

"Großes Handicap"

Auch der französische Elektronikkonzern Schneider bezeichnet den steigenden Euro als "großes Handicap", erwartet aber dennoch 2005 ein Wachstum des Nettogewinns um mehr als 5 Prozent. Zur Begründung verwies Chairman und CEO Henri Lachmann in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires auf die Umsatzstruktur von Schneider Electric. Ein starker Euro könne die Erlöse im Asien- und US-Geschäft zwar belasten, doch das Unternehmen werde im kommenden Jahr trotzdem wahrscheinlich ein Umsatz- und Gewinnwachstum ausweisen. "Beinahe die Hälfte des Umsatzes wird auf dem europäischen Markt generiert", sagte er.

Das Unternehmen habe die Ziele 2005 noch nicht festgelegt, doch der Umsatz dürfte um mehr als 5 Prozent und der Gewinn um deutlich mehr als 5 Prizent klettern. Dies gelte unter der Annahme, dass der Euro unter der Marke von 1,35 Dollar bleibe. Weil die Hälfte des Umsatzes in Europa erwirtschaftet werde, sei in der Prognose auch berücksichtigt, dass der Euro einen Stand zwischen 1,30 und 1,35 Dollar erreiche.

Eine mögliche weitere Aufwertung des Euro bezeichnete er als Anlass zur Sorge, denn es sei schwieriger die Waren in Asien und den USA zu verkaufen. Die Kosten für die Zwischenprodukte von europäischen Unternehmen nähmen zu.

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