Ricardo Verkorkste Neuemission
Düsseldorf/Hamburg - Lange Gesichter beim Gründungsteam und den Erstzeichnern von Ricardo.de: Am ersten Börsentag schoß der Kurs des Internet-Auktionshauses nicht steil nach oben, sondern lief beinahe seitwärts. Nach der Eröffnung mit 39,50 Euro schaffte die Aktie noch ein Hoch von 40 Euro, rutschte dann auf ein Tief von 34,50 Euro. Am Schluß notierte das Papier mit 36,50 Euro noch in der Mitte der Preisspanne.
Für Erstzeichner, die das Papier in der Zeichnungsfrist für 28 Euro erhielten, bleibt immer noch ein respektables Plus von 30 Prozent - falls sie heute verkauften. Zum flotten Verkauf rieten allerdings viele Analysten, denn so schnell die Hamburger Firma ihr Geschäft aufbaute, so schnell können es auch potentielle Konkurrenten. Auch die Deutsche Bank, unter deren Regie das Hamburger Gründungsteam den Gang an die Börse wagte, gab vor der Erstnotiz noch eine routinemäßige Warnung heraus.
Nachhaltig gestört wurde das Interesse an Ricardo.de jedoch durch die WestLB. Das Spitzeninstitut der Sparkassen in Nordrhein-Westfalen war aus "technischen Gründen" aus dem Emissionskonsortium ausgestiegen. Ein Rückzug, der zumindest am Neuen Markt noch einmalig ist. Schließlich sollte sich eine Bank ein gutes Geschäft nicht entgehen lassen - sofern sie davon überzeugt ist, ein gutes Geschäft zu machen. Das war bei der WestLB scheinbar nicht der Fall.
In der Folge waren schon die vorbörslichen Kurse von Ricardo.de eingeknickt. Nach einem Hoch von 73 Euro blieben bis zur Emission nur noch knapp 45 Euro, die im Telefonhandel vor der Erstnotiz geboten wurden.
Kein gutes Licht wirft diese verkorkste Neuemission auch auf die Deutsche Bank. Im Vergleich zum Star unter den Emissionsbanken am Neuen Markt, der DG Bank, geizten die Frankfurter nicht mit Studien und verärgerten so die Analysten. Die Erfahrungen der Anleger mit Deutsche-Bank-Emissionen sind ebenfalls ärgerlich: viele Kandidaten dieser Bank haben sich im Kurs nur unterdurchschnittlich entwickelt.