Fannie Mae SEC leitet formelle Untersuchung ein
Washington - Fannie Mae hat eine dreijährige Anleihe über 4 Milliarden US-Dollar begeben. Die Anleihe habe einen Kupon von 3,125 Prozent und laufe am 15. Dezember 2007 aus, teilte der Konzern am Mittwoch in Washington mit. Die Transaktion werde federführend von Goldman Sachs, Merrill Lynch und UBS begleitet.
Inzwischen hat die US-Börsenaufsicht ihren Umgang mit Fannie Mae verschärft. Am Vortag hatte das wegen seiner Bilanzpraktiken in die Schlagzeilen geratene Unternehmen gemeldet, die SEC habe eine formelle Untersuchung eingeleitet. Bislang hatte Fannie Mae weder unsaubere Bilanzierungen zugegeben noch bestritten, sondern stets seinen Willen zur Kooperation mit den Behörden versichert.
Die Fannie-Mae-Aktie geriet daraufhin unter Druck und verlor am Mittwoch 1,20 Prozent auf 66,95 Dollar. Am Markt hieß es dazu, die Börsenaufsicht würde eine solch formelle Untersuchung nicht einleiten, wenn es nicht auch berechtigte Zweifel an der Stichhaltigkeit der Fannie-Mae-Bilanzen gebe.
Seit Monaten ist das Unternehmen bereits unter Druck. So hat die für Fannie Mae zuständige Aufsichtsbehörde OFHEO (Office of Federal Housing Enterprise Oversight) erst im September die bisherigen Bilanzierungspraktiken von Fannie Mae in scharfer Form kritisiert. Sie ordnete auch bessere firmeninterne Kontrollen an. Außerdem muss Fannie Mae einen Kapitalüberschuss von 30 Prozent über dem erforderlichen Mindestkapital anpeilen.
Zuvor haben die Vorwürfe der Bilanzmanipulation die Analysten von Morgan Stanley am Montag dazu veranlasst, die Fannie-Mae-Aktie von "Overweight" auf "Equal weight" abzustufen.
Aufgrund eines Berichtes der OFHEO hatte auch die SEC in den Fall eingeschaltet und eine informelle Untersuchung der Bilanzierungspraxis eingeleitet. Die OFHEO hatte Abweichungen von den Bilanzierungsregeln nach US-GAAP festgestellt, etwa bei Transaktionen mit Derivaten oder bei Sicherungsgeschäften. Die internen Kontrollen seien unzureichend gewesen. Das Unternehmen habe jahrelang stabile Gewinne vorgetäuscht. Die Behörde hatte die Bilanzen von Fannie Mae acht Monate lang auf Herz und Nieren geprüft.
Fannie Mae: Gigant für Baudarlehen
Fannie Mae gilt mit einer Bilanzsumme von einer Billion Dollar hinter der Citigroup als das weltweit zweitgrößte Finanzinstitut. Zusammen mit der kleineren Schwester Freddie Mac decken die beiden Banken etwa 40 Prozent der privaten Baudarlehen in den USA ab. Nach weiteren Presseberichten gilt Fannie Mae zudem als zweitgrößter Anleiheemittent nach dem amerikanischen Finanzministerium.
Eine Schieflage der Unternehmen, sagen Beobachter, könnte den US-Immobilienmarkt und damit die gesamte amerikanische Wirtschaft belasten. Die beiden Institute sind privatwirtschaftlich geführt und von der US-Regierung mit dem gesetzlichen Auftrag ins Leben gerufen worden, den privaten Wohnungsbau zu fördern. Sie profitieren von zahlreichen Steuerprivilegien und können sich dank ihres AAA-Ranking-Status günstiger als viele Konkurrenten finanzieren.
Bereits im vergangenen Jahr war Freddie Mac wegen seiner fragwürdigen Bilanzierungspraxis in die Schlagzeilen geraten. Das Unternehmen hatte in den Jahren 2000 bis 2002 effektive Gewinne in Höhe von rund fünf Milliarden Dollar in den Bilanzen versteckt, um langfristig eine stete Gewinnentwicklung ausweisen zu können.