Märkte Dax schließt deutlich schwächer
Frankfurt am Main - Deutschlands wichtigster Börsenindex Dax schloss 1,3 Prozent tiefer bei 3912 Punkten und büßte damit seine Vortagesgewinne wieder ein. "Viele langfristig orientierte Anleger halten sich angesichts eines fehlenden Trends mit größeren Engagements zurück", sagte Postbank-Händler Norbert Pütz.
Sein Kollege Udo Becker von Merck Finck bleibt dennoch grundsätzlich optimistisch: "So schlecht wie es auf den ersten Blick aussieht, ist die Stimmung eigentlich gar nicht. Immerhin hält die Marke bei 3900 Punkten ganz gut."
Der US-Standardwerteindex Dow Jones lag bei Börsenschluss in Frankfurt 0,4 Prozent im Minus, der technologielastige Nasdaq Composite pendelte um seinen Vortagesschlusskurs. Als Grund für die schwächere Tendenz wurden die insgesamt meist enttäuschenden Zahlenvorlagen der letzten 24 Stunden genannt. Als Börsenschwergewichten wurden den Quartalzahlen von Motorola vom Vorabend und von JP Morgan jeweils großer Einfluss nachgesagt. Zudem blieben die Investoren wegen des hohen Ölpreises und des schwachen US-Dollar vorsichtig.
Stahlaktien unter Druck
Ein mögliches Ende des Stahlbooms angesichts einer nachlassenden Nachfrage aus China setzte die Aktien der Stahlkonzerne europaweit unter Druck. So bildeten die Titel von ThyssenKrupp mit einem Minus von 4,2 Prozent das Schlusslicht im Dax. Im Nebenwerteindex MDax fielen die Papiere von Salzgitter um 6,7 Prozent. "Es gibt Befürchtungen, der Stahlpreis könnte nach der Hausse der vergangenen Monaten wieder fallen", sagte ein Händler.
Nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen des US-Pharmakonzerns Wyeth weiteten die Aktien des Pharma- und Spezialchemieunternehmens Altana ihre Kursverluste auf ein Minus von rund 2,5 Prozent aus. "Das liegt an den Protonix-Umsätzen, die niedriger als erwartet ausfielen", sagte ein Händler. Wyeth ist der US-Vertriebspartner von Altana für dessen lukratives Magenmittel Pantoprazol, das dort unter dem Namen Protonix vermarktet wird.
Lehman-Studie belastet Siemens
Die Papiere des Dax-Schwergewichts Siemens büßten 2,1 Prozent auf 58,41 Euro ein. Händler führten den Kursrückgang vor allem auf eine Herunterstufung der Investmentbank Lehman Brothers auf "Underweight" von "Overweight" zurück.
Unter Druck gerieten im Leitindex auch die Finanzwerte. So verloren die Titel der Deutschen Bank, der HypoVereinsbank und der Commerzbank rund zwei Prozent. "Die Enttäuschung bei JP Morgan, vor allem die schwachen Umsätze im Rentengeschäft, belastet die Bankenaktien", sagte ein Händler. JP Morgan hatte für das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren einen Rückgang der Umsätze von 23 Prozent im dritten Quartal ausgewiesen.
Ein Lichtblick im Dax waren die Titel des Touristikkonzerns Tui, die gestützt von Übernahmespekulationen 1,3 Prozent gewannen. Börsianer führten das Plus auf einen spanischen Zeitungsbericht zurück, demzufolge die WestLB für die kommenden Wochen ein Treffen mit spanischen Investoren einberufen hat. "Das nährt natürlich Spekulationen, dass die spanischen Investoren an einer Übernahme des WestLB-Paktes an Tuiinteressiert sind", sagte ein Händler.
Medion-Aktie schmiert ab
Im MDax brachen die Medion-Aktien um zeitweise 17 Prozent ein. Am Morgen hatte der Verkauf des neuen Medion-Laptops bei Aldi begonnen und es hielten sich Spekulationen am Markt, der Verkauf laufe nicht so gut. Der Medion-Finanzvorstand sagte allerdings, das Aldi-Notebook habe sich "sensationell verkauft". Daraufhin machten die Titel einen Teil ihrer Kursverluste zwar wieder wett, schlossen aber immer noch rund elf Prozent im Minus. Händler führten den Kursrückgang auch auf die Konsumflaute in Deutschland zurück, die sich möglicherweise auch in den Geschäftszahlen von Medion niederschlagen könnte.
Im Technologieindex TecDax rutschten die Titel von Evotec um zeitweise knapp 20 Prozent. Das Biotechunternehmen rechnet nach einem schwachen dritten Quartal nun mit einem operativen Verlust im Gesamtjahr.