Märkte Dax trotzt dem Ölpreis-Rekord
Hamburg/Frankfurt am Main/New York - Unterstützt von Kursgewinnen bei Henkel und Volkswagen hat der Dax am Donnerstag dem erneuten Anstieg des Ölpreises auf Rekordstände getrotzt. Der deutsche Leitindex hielt sich am Vormittag nahe der Vortagesschlusslinie bei 4050 Punkten.
"Man hat sich mit dem hohen Ölpreis abgefunden", sagte Händler Stephan Linz von der BW Bank. Zudem seien viele Anleger, die zunächst auf fallende Kurse spekuliert hätten, angesichts der jüngsten Dax-Stärke auf dem falschen Fuß erwischt worden und nun gezwungen, wieder Aktien zu kaufen. Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus Steubing äußerte sich ähnlich. Als weiteren Grund für Kursgewinne der vergangenen Tage nannte Linz die Hoffnung des Marktes auf positive Quartalsergebnisse der Unternehmen. Den Start bilden heute nach US-Börsenschluss die Geschäftszahlen von Alcoa .
Die Terminkontrakte auf die führenden Öl-Sorten Brent und Crude Light kletterten am Donnerstag zeitweise auf 48,45 beziehungsweise 52,53 Dollar je Barrel (159 Liter). Ein steigender Ölpreis schmälert das frei verfügbare Einkommen der Verbraucher und verteuert für die Unternehmen Produktion und Transport von Waren. Daher gilt er als Wachstumsbremse.
Grund für den erneuten Preisanstieg war Händlern zufolge der schwache Aufbau der Lagervorräte in den USA. Dieser erhöhte sich in der Woche bis 24. September lediglich um 1,1 Millionen Barrel, wie die US-Regierung mitteilte. Analysten hatten einen deutlicheren Anstieg vorhergesagt. Dies habe am Markt erneute Sorgen vor Lieferengpässen vor Beginn der Heizperiode ausgelöst, in der die Ölnachfrage besonders stark ist.
Ölpreis - "60 Dollar je Barrel möglich"
Einige Experten halten jetzt einen Anstieg auf bis zu 60 Dollar je Barrel für möglich. "Im November könnte ein Niveau um 55 Dollar erreicht werden, aber der Markt ist so nervös, dass es Spielraum für einen noch deutlicheren Anstieg gibt", sagte Analyst Jamal Quereshi von PFC Energy.
Dünne Umsätze im Dax vor den Konjunkturdaten
Dünne Umsätze im Dax vor den Konjunkturdaten
Insgesamt klagten Börsianer aber über dünne Umsätze. Viele Anleger hielten sich in Erwartung der wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe zurück, weil sie sich von diesen Daten Hinweise auf die Entwicklung der am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden US-Arbeitslosenzahlen für September erhoffen. Von Reuters befragte Analysten rechnen bei den Erstanträgen mit einem Rückgang auf 350.000 von 369.000 in der Vorwoche. Die Zahlen sollen am Donnerstag um 14.30 Uhr (MESZ) bekannt gegeben werden.
Henkel verkauft Clorox-Beteiligung
Mit einem Plus von 1,2 Prozent auf 63,32 Euro gehörten die Titel von Henkel zu den größten Dax-Gewinnern. Der Konsumgüterkonzern will seine knapp 30-prozentige Beteiligung an Clorox an das US-Unternehmen zurückverkaufen. Im Gegenzug erhält der deutsche Traditionskonzern ein Tochterunternehmen von Clorox, das eine Kombination aus operativen Geschäften im Bereich Reiniger und Insektizide, der Clorox-Beteiligung an der Henkel Iberica und Barmittel in Höhe von 2,1 Milliarden Dollar halten werde.
"Ich halte die Transaktion mit Clorox für sinnvoll", urteilte Analyst Alexander Groschke von der Landesbank Rheinland-Pfalz. "Henkel erhält dringend benötigte Barmittel und operatives Geschäft in den USA."
VW-Aktie nach Hochstufungen im Plus
Parallel dazu bauten die VW-Papiere ihre knapp achtprozentigen Vortagesgewinne aus und verteuerten sich um 0,6 Prozent auf 34,71 Euro. Mehrere Banken, darunter Goldman Sachs, hatten die Aktie hochgestuft. Analyst Michael Punzet von der Landesbank Rheinland-Pfalz begründete die Anhebung seiner Einstufung der VW-Titel auf "Outperform" damit, dass mit der Verpflichtung des als Sanierer geltenden ehemaligen DaimlerChrysler-Managers Wolfgang Bernhard der Markt die Chancen einer Umsetzung der geplanten Kostensenkungen beim Wolfsburger Konzern nun höher einschätze.
Im SDax kletterten die Aktien der beiden Chipbroker Azego und CE Consumer um 15,8 Prozent auf 1,32 Euro beziehungsweise um 20,4 Prozent auf 1,36 Euro. Am Morgen hatte Azego, das vormals unter dem Namen ACG firmierte, Fusionsverhandlungen mit dem Konkurrenten bestätigt. Die Firmen versprechen sich den Angaben zufolge von einer Fusion eine Ergänzung ihrer jeweiligen Dienstleistungsportfolios und eine Stärkung der Marktposition.
Unter Verkaufsdruck standen dagegen die im MDax gelisteten Titel der Comdirect . Sie verbilligten sich um 3,1 Prozent auf 6,49 Euro, nachdem Deutschlands größter Online-Broker für September einen siebenprozentigen Rückgang der Transaktionen bekannt gegeben hatte.