US-Berichtssaison Zittern vor den Zahlen
Hamburg/Frankfurt am Main - Es geht wieder los. Diesen Donnerstag startet die vierteljährliche US-Berichtssaison. Den Anfang macht wie immer der im Dow Jones notierte Aluminiumriese Alcoa . Einen Tag später folgt der - nach Marktkapitalisierung gerechnet - größte Konzern der Welt: General Electric (GE) .
Wenn die großen Konzerne an der Wall Street ihre Quartalsbilanzen veröffentlichen, beginnen Börsianer wieder zu rechnen und zu vergleichen: Wurden die Prognosen im abgelaufenen Quartal eingehalten, verspricht der Geschäftsausblick für das kommende Vierteljahr einen Gewinnanstieg, ist die Aktie angesichts der vorgelegten Zahlen fair bewertet? Geringste Abweichungen von den Prognosen wirbeln die Aktienkurse durcheinander. Aktienstratege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg sieht in dem Zahlenreigen einen "Stimmungstest für die Märkte".
Viele Börsianer zweifeln aber, ob das aktuelle Kursniveau noch gerechtfertigt ist und verweisen auf die jüngsten Gewinnwarnungen von Unternehmen wie Unilever , Coca-Cola oder eben Alcoa . Den Unternehmen bläst derzeit der Wind nämlich kräftig ins Gesicht, schließlich lasten hohe Rohstoffpreise auf den Produktionskosten. Zudem ist das Verbrauchervertrauen in den USA wieder gesunken, nicht zuletzt aufgrund der heftigen Wirbelstürme und der anhaltenden Terrorgefahr. All dies könnte dazu führen, so die Markt-Pessimisten, dass die US-Konsumenten künftig sparsamer und folglich die Unternehmensgewinne leiden werden.
Thomson senkt Prognosen
Die ersten Analysten haben bereits reagiert. Der Finanzdienstleister Thomson Financial hat seine Prognosen für das Gewinnwachstum der im S&P 500 notierten Aktien vergangene Woche von 14,1 Prozent auf 13,8 Prozent gesenkt. Die im Zuge des jüngsten Konjunkturaufschwungs aufgebaute Erwartungshaltung kann scheinbar nicht erfüllt werden.
Die Experten der Commerzbank erwarten, dass in den nächsten Wochen mit der Berichtssaison die fundamentalen Aspekte wieder stärker in den Vordergrund rückten. Momentan bestimmten vor allem Psychologie und Charttechnik das Marktgeschehen. "Die entscheidende Frage wird sein, ob und wie stark sich der wirtschaftliche Aufschwung in den Zahlenwerken niederschlägt", heißt es in einer Studie. Die Marktbeobachter der Commerzbank jedenfalls sehen weiter die Chance einer Herbstrallye. "Dies gilt besonders dann, wenn sich die Lage an den Rohstoffmärkten beruhigen sollte."
"Die Luft wird dünner"
Die Analysten der Frankfurter Helaba Trust weisen allerdings darauf hin, dass die Mehrheit der US-Unternehmen eher negative Gewinnvorankündigungen ausgesprochen habe. Dies zeige, dass "die Luft allmählich dünner" werde.
Auch die Landesbank Rheinland-Pfalz rechnet nicht mit allzu vielen positiven Überraschungen bei der Vorlage der US-Quartalsberichte. Von großer Bedeutung für das Marktgeschehen der kommenden Woche werde der Bericht des weltgrößten Konzerns General Electric sein, da das Unternehmen als "Spiegelbild" der gesamten amerikanischen Wirtschaft angesehen werden könne. Insgesamt sei mit einer Seitwärtsbewegung der Kurse in der kommenden Woche zu rechnen.