Nach dem Rekordverlust im Vorjahr will die Commerzbank in 2004 einen Nachsteuergewinn von 800 Millionen Euro einfahren. Mit Ausnahme des Investmentbankings zeigt sich Vorstandschef Klaus-Peter Müller mit der Entwicklung der einzelnen Sparten zufrieden.
Washington - Die Commerzbank ist nach Einschätzung von Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller auf gutem Weg, den Gewinn nach Steuern in diesem Jahr auf etwa 800 Millionen Euro zu steigern. Allerdings scheint Deutschlands drittgrößte börsennotierte Bank im dritten Quartal das schwierige Marktumfeld zu spüren bekommen zu haben.
"Wir können in diesem Jahr unsere Kapitalkosten von etwa acht Prozent verdienen, werden die Analysten also nicht enttäuschen", sagte Müller am Sonntag (Ortszeit) in einem Reuters-Interview am Rande der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington. Bei einem Eigenkapital von derzeit etwa zehn Milliarden Euro entspricht diese Rendite einem Konzerngewinn nach Steuern von rund 800 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Commerzbank nach massiven Abschreibungen einen Rekordverlust von 2,31 Milliarden Euro verbucht. Zum ersten Halbjahr 2004 stand - auch dank einiger Anteilsverkäufe - ein Nettogewinn von 502 Millionen Euro zu Buche.
"Drittes Quartal traditionell schwächer"
Zur Entwicklung im dritten Quartal äußerte sich der Bankchef nicht, verwies aber auf das insgesamt schwierigere Umfeld und das erfahrungsgemäß schwächere Geschäft während der Ferienmonate im Sommer. "Vieles kommt auf den September an, diese Zahlen stehen aber noch nicht. Traditionell zählt das dritte Quartal bei uns aber nicht zu den stärksten", sagte Müller.
Bei der Risikovorsorge für faule Kredite erwartet Müller ungeachtet der aktuellen Krise bei KarstadtQuelle keine bösen Überraschungen. "Die für das Gesamtjahr angepeilten 850 Millionen Euro sind weiter drin." Ob und in welchem Umfang sein Institut das Karstadt-Engagement schon wertberichtigt hat, wollte er nicht sagen. In Bankenkreisen wird das Engagement der Commerzbank bei der Karstadt-Holding auf unter 100 Millionen Euro taxiert.
Wie es in den einzelnen Sparten läuft...
Neuer Zuschnitt der Investmentbanksparte in Planung
Müller will nach dem Abgang von Investmentbanking-Vorstand Mehmet Dalman wieder Ruhe in diese Sparte bringen, wobei der Bereich insgesamt wohl deutlich verkleinert wird. Derzeit wird der künftige Zuschnitt noch diskutiert. Dem Ergebnis wollte Müller nicht vorgreifen, machte aber klar, dass er das kundengetriebene Geschäft stärker in den Vordergrund rücken wird.
"Wir haben uns in der Vergangenheit zu stark im Eigenhandel engagiert. Eigenhandel darf kein Selbstzweck sein, sondern soll Kundengeschäft generieren." Für die übergangsweise von Vorstand Klaus Patig geführte Sparte wird so schnell wie möglich ein neuer Chef gesucht, denn mit dem zuvor favorisierten Wolfgang Matis von der Deutschen Bank wurde sich die Commerzbank am Ende nicht einig.
Firmenkunden sollen stärker in den Fokus rücken
Viel wichtiger als das Investmentbanking ist für die Commerzbank das Firmenkundengeschäft - es bindet weltweit immerhin fast die Hälfte des Kapitals im Konzern und trug im zweiten Quartal schon 162 Millionen Euro zum Vorsteuerergebnis der Bank bei. "Das ist unsere Großbaustelle, die Herausforderung
für 2005", sagte Müller. Es gehe darum, die einzelnen Kundenbeziehungen - vor allem zu einigen der größten Kunden - profitabler zu machen.
Müllers Analyse der anderen Sparten fällt recht deutlich aus. "Das Retail-Banking läuft gut, auch im Asset Management sind wir wieder solide schwarz - nur das Investmentbanking ist seit dem starken Auftaktquartal enttäuschend".
Beteiligung an Mediobanca soll steigen
Der Bankchef äußerte sich zuversichtlich, dass die Commerzbank ihren Anteil an der italienischen Mediobanca schon bald erhöhen wird. "Es sieht so aus, als würde unser Anteil von derzeit 1,8 Prozent noch in diesem Jahr auf knapp vier Prozent steigen", sagte er. Die italienischen Banken Capitalia und Unicredito Italiano wollen ihre Anteile an dem Schwesterinstitut abbauen. Neben Mediobanca ist für die Commerzbank nur noch das 1,1 Prozent starke Paket am Versicherer Generali strategisch.
"Alle anderen Beteiligungen wollen wir bei passender Gelegenheit abstoßen, deshalb sind auch in diesem Jahr noch Transaktionen denkbar." Zur Disposition stehen damit alleine in Deutschland Anteile an Linde oder MAN.