Konjunktur Es geht voran
New York/Frankfurt - Das Wirtschaftswachstum in den Industrienationen könnte sich nach Einschätzung der OECD im Spätsommer weiter beschleunigen. Optimistisch zur Konjunkturentwicklung in den USA und in der Eurozone äußerten sich zudem die jeweiligen Notenbank Fed und EZB.
Der jüngste Anstieg der Rohölpreise dürfte nach Einschätzung der OECD nur moderate Auswirkungen auf die Entwicklung der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr haben. OECD-Chefvolkswirt Cotis hatte erklärt, dass sich die konjunkturelle Erholung im Großen und Ganzen wie erwartet entwickele. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde in den sechs größten Volkswirtschaften der Wirtschaftsorganisation in diesem Jahr um 3,6 Prozent wachsen.
Japan macht den größten Sprung
Die OECD erwartet für die USA 2004 nur noch ein BIP-Plus von 4,3 Prozent nach 4,7 Prozent in der Juni-Prognose. Da die Entwicklung in Deutschland, Frankreich und Italien positiver eingeschätzt wird als im Juni-Bericht, prognostiziert die Organisation nun für die Eurozone ein Wachstum von 2,0 Prozent, verglichen mit 1,6 Prozent im Juni. Die Prognose für Japan 2004 wurde auf 4,4 Prozent angehoben von 3,0 Prozent.
Fed signalisiert vorsichtig weitere Zinsschritte
Die US-Wirtschaft habe nach ihrer leichten Schwächephase im Sommer nun wieder Fahrt aufgenommen und werde von der lockeren Geldpolitik und dem Produktivitätswachstum unterstützt, hieß es in der Erklärung der US-Notenbank weiter. Auch der Inflationsdruck sei trotz der gestiegenen Energiekosten zurückgegangen. Die Fed hatte Leitzins in der weltgrößten Volkswirtschaft auf 1,75 Prozent angehoben und nähert sich damit dem Zinsniveau in der Euro-Zone von 2,00 Prozent weiter an.
Die Geldpolitik könne auch künftig in einem "maßvollen Tempo" gestrafft werden, bekräftigte die Fed ihre in den vergangenen Wochen oft verwendete Formulierung. Damit signalisieren die Währungshüter, dass die Leitzinsen in moderaten Schritten angehoben werden können, um Inflationsgefahren während des Wirtschaftsaufschwungs vorzubeugen. Volkswirte rechnen damit bereits beim nächsten Treffen am 10. November, eine Woche nach der Wahl.
"Vieles deutet daraufhin, dass sie bereit sind, bei jedem Treffen von jetzt bis Ende 2005 die Zinsen um 25 Basispunkte zu erhöhen", sagte Cary Leahey, Volkswirtin bei der Deutschen Bank in New York. Auch Peter Kretzmer von der Banc of America wertete die optimistischen Konjunkturäußerungen als klares Signal für weitere Anhebungen in den kommenden Monaten.
EZB sieht Eurozone weiter auf Erholungskurs
"Bedingungen für US-Arbeitsmarkt verbessert"
Die Auf- und Abwärtsrisiken für die Preisstabilität und das Wirtschaftswachstum hielten sich in den nächsten Quartalen in etwa die Waage, erklärte die US-Notenbank weiter. "Nach der leichten Abschwächung im früheren Jahresverlauf zum Teil wegen des deutlichen Anstiegs der Energiepreise scheint das Produktionswachstum nun wieder an Fahrt zu gewinnen." Auch die Bedingungen am Arbeitsmarkt hätten sich moderat verbessert.
Ähnlich optimistisch zur Konjunktur hatte sich Fed-Chef Alan Greenspan bereits Anfang September bei einer Kongressanhörung geäußert. Nach einem Rückgang der Einzelhandelsumsätze im August und angesichts des nur langsam in Schwung kommenden Arbeitsmarkts waren in den Sommermonaten Befürchtungen vor einer spürbaren Verlangsamung des US-Wirtschaftsaufschwungs aufgekommen.
EZB-Chef sieht weitere Erholung der Wirtschaft
Eine positive Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung gab am Montag auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet ab. Die Risiken für die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone seien ausgewogen, sagte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch vor dem Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel.
Die Erholung habe ihr Tempo beibehalten, sagte Trichet. Die Bedingungen für eine Fortsetzung seien gegeben. Die niedrigen Zinsen sollten die Investitionen stärken. Die Konjunkturdynamik dürfte sich in der Eurozone verstärken. Die EZB erwarte ein Anhalten und eine Stärkung des Wachstums.