Zinswende "Der Dollar wird langfristig fallen"

Viele Börsianer rechnen mit starkem Wirtschaftswachstum und rasch steigenden Zinsen in den USA. Nach Einschätzung von Stewart Cowley, Fondsmanager bei Newton Investment, sollten Zinsen und Konjunktur aber nicht so stark anziehen wie erwartet - mit negativen Konsequenzen für den Dollar.

London - Die Musik dürfte in den nächsten Monaten vor allem an den Währungsmärkten spielen, meint Cowley. Der Fondsmanager der britischen Fondsgesellschaft Newton Investment Management rechnet damit, dass der japanische Yen und der Euro trotz steigender Zinsen in den USA gegenüber dem US-Dollar stark aufwerten werden.

Viele Investmenthäuser gehen davon aus, dass der US-Leitzins bis Ende 2004 auf zwei Prozent und bis Mitte 2005 auf drei Prozent steigen wird. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, müsste die US-Notenbank Fed in den kommenden acht Sitzungen die Zinsen jeweils um 25 Basispunkte erhöhen, so Cowley.

Das Szenario eines starken Wirtschaftswachstums, begleitet von deutlich steigender Inflation, hält der Fondsmanager jedoch für unwahrscheinlich: Die Globalisierung wirke als Inflationsdämpfer, und auch das Wachstumstempo dürfte eher verhalten ausfallen. Für die Notenbank bestehe daher kein Anlass, die Zinsen rasch und aggressiv zu erhöhen.

Rendite von US-Staatsanleihen deutlich gestiegen

Auch in Großbritannien bestehe Anlass für ein eher verhaltenes Vorgehen der Notenbank. In den vergangenen Monaten hatte die Bank of England die Zinsen deutlich erhöht, um den überhitzten Immobiliensektor abzukühlen. Nach einer Umfrage von Newton Investment würde eine weitere deutliche Zinssteigerung aber das freie Einkommen der meisten britischen Haushalte deutlich mindern, mit allen negativen Konsequenzen für den Konsum. Daher müsse die Notenbank vorsichtig agieren.

Die Rendite von US-Staatsanleihen ist in Erwartung steigender Zinsen seit April deutlich gestiegen. Der Renditeanstieg der Zwei-, Fünf- und Zehnjährigen Anleihen fiel dabei mindestens doppelt so hoch aus wie bei europäischen Staatsanleihen. Bei den Unternehmensanleihen sieht der Fondsmanager dagegen gefährliches Terrain: Investoren sollten sich in diesem Bereich in den kommenden Monaten mit Käufen zurück halten.

Dollar-Schwäche trotz steigender Zinsen

Chancen dagegen bietet nach Ansicht des Newton-Fondsmanagers der Devisenmarkt. Die klassische Währungs-Reihenfolge Dollar - Euro - Yen werde sich langfristig umkehren: Der Yen werde auf Grund der wirtschaftlichen Erholung in Japan deutlich an Stärke gewinnen, während der Dollar - auch wegen eines langsameren Wirtschaftswachstums und eines langsameren US-Zinsanstiegs als bisher erwartet - weiter nachgeben werde.

Die neue Rangliste Yen-Euro-Dollar werde langfristig die Konsequenz des starken Wachstums in Asien sein. Auch das Pfund Sterling werde als der "Dollar Europas" gegenüber Yen und Euro an Boden verlieren. Daher seien Investitionen, die auf einen steigenden Yen und einen steigenden Euro gegenüber dem Dollar setzen, für Newton Investments in den kommenden Monate eine interessante Wette. Newton ist eine Tochtergesellschaft von Mellon Global Investments - die Mellon Financial Corp verwaltet weltweit derzeit rund 675 Milliarden Dollar.

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