Schiffsfonds Der Steuervorteil lockt
Hamburg - Geld in Schiffsfonds zu investieren, ist groß in Mode. Allein 2003 steckten private Kapitalanleger die Rekordsumme von knapp 2,3 Milliarden Euro in 273 Containerschiffe, Tanker oder Frachter auf den Weltmeeren - so viel wie nie zuvor, wie Jürgen Dobert, Schiffahrtsexperte der Fachzeitschrift "Hansa" in Hamburg, errechnet hat. Was früher als Steuerspartipp für Besserverdiener galt, wird inzwischen als Massenprodukt am Bankschalter verkauft. Dabei sind Schiffsbeteiligungen reichlich riskant. Investoren können leicht damit baden gehen.
Gelockt werden die meisten Privatanleger durch die Aussicht, Steuern zu sparen und zugleich hohe Renditen zwischen acht und zwölf Prozent zu erzielen. Doch die Gewinner bei dem Geschäft sind zunächst einmal nur die Vermittler und Finanzvertriebe, wie "Finanztest" in Berlin betont. Bis zu 25 Prozent des Anlegerkapitals streichen die Verkäufer als Provision ein.
Wer mit "Schiffchen" Geld verdienen wolle, brauche deshalb Durchblick und einen langen Atem, warnt auch Peter Grieble, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Das investierte Geld kann 15, 16 Jahre und länger fest gebunden sein. Ein vorzeitiger Ausstieg muss meist mit hohen Verlusten erkauft werden.
Derzeit brummt das Geschäft
Schiffsbeteiligungen sind geschlossene Fonds. Sobald genug Geld für ein oder mehrere Frachter gesammelt worden ist, wird der Fonds geschlossen. Der Anleger finanziert mit seiner Einlage die unterschiedlichsten Schiffstypen mit. Diese werden an internationale Reedereien vermietet. Ein Großteil der Flotte ist in Asien unterwegs.
Momentan brumme das Geschäft mit Seetransporten, betont Grieble. China treibe das Wachstum an. Je stärker die Konjunktur anziehe, desto mehr boome die Schifffahrt. "Das klingt natürlich hochinteressant", räumt der Verbraucherschützer ein. Wer investiert, darf allerdings nicht aus den Augen verlieren, dass er als "Mitreeder" nicht nur an Gewinnen, sondern auch an Verlusten beteiligt ist. Niemand kann garantieren, dass das Schiff auch Jahre später noch mit voller Auslastung fährt. Und richtige Gewinne machen Schiffsfonds in der Regel erst nach vielen Jahren. Schlimmstenfalls kann das gesamte investierte Kapital der Anleger über Bord gehen.
"Deshalb ist es unseriös, wenn die Vertreiber der Fonds zunehmend Kleinanleger werben", kritisiert "Finanztest". Für diese Kunden sei das Produkt "völlig ungeeignet". Auch Grieble ist überzeugt: "Die Investition dürfte nur für 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung interessant sein." Und dann auch nur als Beimischung fürs Depot.
Schiffchen für Gutverdiener mit Spitzensteuersatz
Das finanzielle Jonglieren mit einem oder mehreren Schiffchen kommt also höchstens für risikobereite, vermögende Anleger in Frage - für die, die mit ihren Einkünften auch nach Abzug der Beteiligung noch den Spitzensteuersatz berappen müssen.
Auf die kräftigen Steuervorteile von früher wegen hoher Verlustzuweisungen lässt sich aber nicht mehr bauen. Was das Modell heute für Gutverdiener lukrativ machen kann, ist die extrem niedrige Pauschalbesteuerung auf die Gewinne aus der Schifffahrt, die so genannte Tonnagesteuer. Damit wird auch mächtig für das Produkt geworben.
"Das A und O bei diesem Investment ist jedoch, bei der Auswahl des Fonds einen sicheren Charternehmer zu finden", berichtet Grieble. Schiffe fahren nur dann Gewinn ein, wenn sie regelmäßig ausgelastet sind und von der Reederei gut gemanagt werden. Auch der Schiffstyp sei wichtig für den Fondserfolg, gibt Dobert zu bedenken. Zuletzt seien große Containerschiffe besser gelaufen als kleine Frachter.
Ein Großteil der Fonds enttäuscht
Auf die Versprechungen in den Hochglanzprospekten sei nicht immer Verlass, sind sich alle Experten einig. Viele Emissionshäuser und Reeder nähmen den Mund zu voll. Am Ende der Fonds-Laufzeit könnten viele Anleger enttäuscht sein: Über 60 Prozent der Schiffsfonds, die Dobert bei einer Untersuchung unter die Lupe nahm, schafften die Ausschüttungen nicht, die im Prospekt in Aussicht gestellt worden waren. Viele Schiffsfonds blieben wirtschaftlich schlichtweg erfolglos.
Berrit Gräber (AP)