Motorola Lehrstunde für Nokia
Chicago - Der US-Handyhersteller und Telekomausrüster Motorola hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 25 Cent je Aktie (EPS) verdient und die Erwartungen des Finanzmarktes damit überraschend klar übertroffen. Die Aktie zog nach Bekanntgabe der Bilanz am späten Dienstagabend im außerbörslichen Handel stark an.
Ein Jahr zuvor hatte Motorola noch sieben Cent je Aktie verdient; damit konnte das Unternehmen das Ergebnis mehr als verdreifachen. Der Quartalsumsatz stieg den Angaben zufolge von sechs auf 8,6 Milliarden US-Dollar.
Ohne Einmaleffekte verdiente Motorola 18 Cent je Aktie. Analysten hatten im Schnitt mit sieben Cent je Anteilsschein gerechnet. Das Unternehmen selbst hatte im Januar einen Quartalsgewinn ohne Einmaleffekte zwischen fünf und sieben Cent je Aktie prognostiziert und einen Umsatz von 6,4 bis 6,8 Milliarden Dollar anvisiert.
Nach anfänglich leichten Verlusten haben die Motorola-Aktien im nachbörslichen Handel deutlich zugelegt. Das Papier stieg um 23,06 Prozent auf 19,96 Dollar. Das Papier hatte den regulären Handel mit minus 2,87 Prozent auf 16,22 Dollar geschlossen.
Der Handy-Absatz boomt
Motorola-Chef Ed Zander hob die steigende Kundennachfrage, die schnellere Auslieferung neuer Produkte und steigende Marktanteile in einigen Bereichen hervor. Die Bilanz sei ebenfalls gestärkt worden.
Motorola hat mit seiner Handy-Sparte den Umsatz um nicht weniger als 67 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar erhöht. Der operative Gewinn hat sich vervielfacht und stieg auf 398 (114) Millionen Dollar. Die Gesellschaft lieferte in der Berichtszeit 25,3 Millionen Handys aus, plus 51 Prozent. Sie erhöhte ihren Marktanteil. Dies galt vor allem für Europa. Die Sparte hatte 25 neue Handy-Modelle angekündigt, darunter 24 mit Farbanzeige und 16 mit integrierten Kameras.
Der Halbleiterumsatz erhöhte sich um 21 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar. Motorola verdiente in diesem Bereich 107 Millionen Dollar gegenüber einem operativen Verlust von 121 Millionen Dollar im ersten Quartal 2003. Motorola legte auch mit seiner Telekomsystem-Sparte und anderen Geschäftsbereichen deutlich zu.
Für das zweite Quartal gab sich Motorola optimistisch: So werde der Umsatz im zweiten Vierteljahr zwischen 8,2 und 8,6 Milliarden Dollar liegen. Nach US-GAAP rechnet das Unternehmen im zweiten Quartal mit einem EPS zwischen 14 und 18 Cent - allerdings ohne mögliche Effekte der geplanten Auslagerung der Halbleiter-Sparte, die danach an die Börse gebracht werden soll.
Platzhirsch Nokia in Bedrängnis
Erst in der vergangenen Woche hatte der weltgrößte Mobilfunkhersteller Nokia enttäuschende Zahlen vorgelegt. Die Finnen rechnen im zweiten Quartal angesichts wachsenden Konkurrenzdrucks mit einem Gewinnrückgang und schließen auch ein Minus beim Umsatz nicht aus. Der Ausblick bestätigt die Befürchtungen von Analysten, wonach Nokia an Konkurrenten wie Motorola oder Samsung Marktanteile verlieren könnte.