Tui Der Ausblick zählt
Frankfurt - Für das laufende Jahr plant Tui abschließende Verkäufe des ehemaligen Industriekonglomerats und den Börsengang der Containerschifffahrt-Tochter Hapag-Lloyd. Der damit erreichte Schuldenabbau soll den Hannoveranern wieder Spielraum im Kerngeschäft Touristik geben.
Das Ergebnis 2003 steht unterdessen noch im Zeichen von Irakkrieg, Sars und Konjunkturflaute sowie des Verkaufs von Tafelsilber. Konzernchef Michael Frenzel hatte bereits angekündigt, dass die Buchgewinne aus der Veräußerung der Energiesparte das Ergebnis der Sparten (Gewinn vor Zinsen und Steuern, Ebta) deutlich über den Vorjahreswert treiben würden. Das Ergebnis in der Touristiksparte werde zwar wegen der Einbrüche zu Jahresbeginn zurückgehen, dabei aber deutlich positiv ausfallen, hieß es wiederholt.
Ergebnis wird deutlich gestiegen sein
Analysten erwarten für das vergangene Jahr im Schnitt ein Ebta von 948 Millionen Euro im Vergleich zu 608,4 Millionen Euro im Vorjahr. In der Touristik wird ein Ebta von 199,36 (Vorjahr: 331,8) Millionen Euro erwartet. Den Jahresüberschuss schätzen die Experten auf 481 (41,1) Millionen Euro. Der Konzernumsatz dürfte auf 19,4 (Vorjahr: 20,3) Milliarden Euro zurückgegangen sein.
In der Kernsparte Touristik stiegen die Umsätze nach Einschätzung der Analysten auf 12,72 (12,4) Milliarden Euro. Besonders die Erlöse des wichtigen deutschen Marktes dürften dabei - nicht zuletzt wegen des anhaltenden Preisdrucks - unter Druck gestanden haben.
Die Sommersaison läuft gut an
Doch in diesem Jahr soll es endlich wieder aufwärts gehen: Steigende Buchungszahlen hatte Tui bereits Mitte des Monats auf der Reisemesse ITB in Berlin gemeldet. Das konzernweite Buchungsplus bei den Umsätzen betrug für das laufende touristische Jahr 3,3 Prozent zum allerdings außerordentlich schwachen Vorjahr, im Krisenmarkt Deutschland 1,4 Prozent.
Die wichtige Sommersaison sei nach einem schwachen Start in Schwung gekommen, das konzernweite Umsatzplus liege bei knapp 1 Prozent. Für das laufende Jahr rechnet Tui-Chef Frenzel weiter mit einem Umsatzplus über dem erwarteten Marktzuwachs von 5 Prozent.
Die Terroranschläge von Madrid dürften auf das Touristikgeschäft des Konzerns, zu dem Spanien immerhin gut 40 Prozent des Umsatzes beisteuert, keine gravierenden Auswirkungen haben, hatte Frenzel erst unlängst erklärt.
Analysten erwarten Informationen zum Börsengang
HVB-Tourismusexperte Christian Obst sagte, er erwarte nun neben neueren Buchungszahlen auch eine genauere Einschätzung der Folgen von Madrid. "Ich möchte auch zusätzliche Informationen zu dem geplanten Börsengang von Hapag-Lloyd." Tui will die Tochter im Herbst zu rund einem Drittel an die Börse bringen. Beobachter erwarten hierzu Details - zumal der Bielefelder Oetker-Konzern jüngst sein Kaufinteresse für Hapag-Lloyd erklärt hatte. Nach den Worten von Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt erzielte die TUI-Tochter 2003 ein operatives Rekordergebnis und zweistellige Umsatzzuwächse.
Schulden sollen deutlich sinken
Der Börsengang von Hapag-Lloyd und die Verkäufe der Logistikteile VTG-Lehnkering und Algeco sollen Tui etwa 1 Milliarde Euro zusätzlich bringen und den Schuldenstand bis Ende diesen Jahres auf deutlich unter 2 Milliarden Euro senken. Tui strebt eine Investment-Bewertung durch die Rating-Agenturen an. Ende des vergangenen Jahres dürfte Tui mit knapp 4 Milliarden Euro in der Kreide gestanden haben. "Ich rechne mit einem Nettoschuldenstand von 3,6 Milliarden Euro am Jahresende 2003", sagte Analystin Oana Floares von HelabaTrust. Die Dividende 2003 soll unverändert 77 Cent betragen, kündigte der Konzern bereits an.
Neben dem weiteren Ausbau der Internet-Aktivitäten könnte Tui auch Neues zu den Entwicklungen bei der Charterflugtochter Hapag-Lloyd Flug bekannt geben. Sie soll den Kostenstrukturen beim Billigflugableger Hapag-Lloyd Express (HLX) angenähert werden, Verhandlungen mit dem Personal laufen. Die Ende 2002 mit einem Anlaufkostenbudget von 100 Millionen Euro an den Start gegangene HLX soll Ende diesen Jahres die Gewinnschwelle erreichen.