Beiersdorf Optimistische Prognosen
Hamburg - Nach der Übernahme durch den Kaffeeröster Tchibo will der Körperpflegekonzern Beiersdorf (Nivea, Hansaplast) in den nächsten zehn Jahren seinen Umsatz auf über neun Milliarden Euro verdoppeln. "Unsere Zielrichtung ist, uns in zehn Jahren zu verdoppeln", sagte Vorstandschef Rolf Kunisch am Dienstag in Hamburg. Das bedeute eine Steigerung von 8 Prozent im Jahr.
Außerdem soll die Nettoumsatzrendite von 6,4 Prozent deutlich steigen. Im ersten Quartal 2004 ging es den Angaben zufolge schon bergauf: "Der Umsatz wird im ersten Quartal über dem Vorjahr liegen."
Beiersdorf hatte 2003 wegen des Euro-Höhenflugs zum ersten Mal seit über zehn Jahren einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen und zwar um 1,5 Prozent auf 4,67 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkursveränderungen stieg der Umsatz um 4 Prozent. Das betriebliche Ergebnis (Ebit) erreichte mit 480 Millionen Euro wieder einen Rekord. Der Jahresüberschuss betrug etwa 300 Millionen Euro.
Konzentration auf die Kernmarken
Mit dem gestiegenen Gewinn erntet Beiersdorf nun die Früchte seiner Markenpolitik: Der Erfolg des Unternehmens gründet vor allem auf bekannte Marken wie Nivea, Labello, 8x4, Eucerin, Tesa oder Hansaplast. So belegten Nivea-Produkte in mehr als 50 Ländern in den verschiedenen Kategorien 170 erste Plätze beim Absatz, wie mitgeteilt wurde. Umgekehrt hatte Beiersdorf sich von kleineren Marken getrennt.
Beim Wachstum sieht Kunisch keine Grenzen: Nach seinen Angaben beträgt der Weltmarkt an Körperpflegeprodukten rund 178 Milliarden Euro. Allein Haarwaschmittel machten 38 Milliarden Euro aus, Hautpflege komme auf 34 Milliarden Euro. Der Markt sei seit 1995 jedes Jahr rund 4 Prozent gewachsen.
Plagiate erobern den Markt
Beiersdorf hat in letzter Zeit immer mehr mit Fälschungen und Nachahmerprodukten zu kämpfen, wie Kunisch erklärte. "Das ist ein enormer Schaden", sagte er, nannte aber keine Zahlen. Er wies darauf hin, dass die nachgemachten Produkte etwa in Drogeriemärkten nicht so gut in der Qualität seien wie zum Beispiel Nivea.
Der Konzern kündigte an, die bisherige Aufteilung in die Sparten Cosmed (Nivea, 8x4) und Medical (Hansaplast, Bandagen) aufzulösen. Stattdessen soll es eine neue Sparte Consumer geben, in der alle direkt an den Verbraucher gerichteten Produkte zusammengefasst werden. Die für Profis wie Krankenhäuser bestimmten Spezialprodukte dagegen werden in einem Sonderunternehmen zusammengefasst und nur noch als Finanzbeteiligung geführt.
Offen für Zukäufe
Für Zukäufe zeigte sich Beiersdorf weiter offen. "Wenn sich etwas ergibt, würden wir es machen. Aber es muss Qualität haben", sagte Kunisch. Der Bestand an eigenen Aktien könnte dabei als Akquisitionswährung dienen. Beiersdorf hatte eigene Aktien erworben, als der Allianz-Konzern sein Beiersdorf-Paket an eine Investorengruppe um den Handelskonzern Tchibo verkauft hatte. Der Konzern hält nun knapp 10 Prozent eigene Anteile.
Die neue Aktionärsstruktur mache den Konzern schneller und flexibler bei Entscheidungen, sagte Kunisch. "In der Vergangenheit haben wir uns nicht sehr entscheidungsfreudig gezeigt", fügte er hinzu. Der einzige Großaktionär Tchibo hat Beiersdorf bereits seine Unterstützung für Expansionen zugesagt. Als Region für mögliche Zukäufe hatte Beiersdorf die USA genannt. Auf der Hauptversammlung im Mai solle auch wieder eine Ermächtigung zum Aktienrückkauf eingeholt werden.
Beiersdorf war Ende 2003 Mittelpunkt eines Übernahmepokers, bei dem sich am Ende der Hamburger Kaffeeröster Tchibo durchsetzte. Tchibo hält jetzt knapp unter 50 Prozent, die Stadt Hamburg 10 Prozent, die Allianz 7,85 Prozent, Beiersdorf selbst rund 10 Prozent und 22 Prozent sind im Streubesitz. Finanzvorstand Rolf-Dieter Schwalb äußerste die Erwartung, dass außer der Tchibo-Beteiligung langfristig alle Anteile in Streubesitz übergehen werden.
Die im MDax notierte Aktie wurde am Dienstagmittag unverändert zum Vortagsschluss mit 86,90 Euro notiert.