Konjunktur Am Rande der Rezession
Berlin - Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr erstmals seit dem Rezessionsjahr 1993 minimal geschrumpft. Dabei bremste erstmals seit langem auch der Außenhandel das Wirtschaftswachstum. Das reale deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei zum Niveau von 2002 leicht um 0,1 Prozent gesunken, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag auf Basis erster Berechnungen in Wiesbaden mit.
"Insgesamt gesehen ist in Deutschland im Jahr 2003 - wie bereits in den beiden Vorjahren - die wirtschaftliche Entwicklung enttäuschend verlaufen. Allerdings zeichnete sich in der zweiten Jahreshälfte eine schwache Erholung ab, von einer nachhaltigen Belebung kann jedoch noch nicht gesprochen werden", erklärte der Präsident des Bundesamtes, Johann Hahlen.
Der geringfügige Rückgang der Wirtschaftsleistung könne jedoch nicht als Rezession bezeichnet werden, sagte der Experte. Vielmehr handele es sich um eine Stagnation, in der Deutschland seit zwei Jahren stecke.
Außenhandel bremste 2003 das Wachstum zusätzlich
Bereits 2002 war Deutschland dank starker Exporte mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent nur knapp an einem Rezessionsjahr vorbeigeschrammt. Im vergangenen Jahr drückte dagegen der Außenhandel das Wachstum nach Hahlens Worten zusätzlich. Die Exporte stiegen im Gesamtjahr den Angaben zufolge zwar um 1,1 Prozent, die Importe legten mit plus 2,0 Prozent jedoch noch deutlicher zu. Damit habe der Außenhandel einen negativen Wachstumsbeitrag von 0,2 Prozentpunkten geliefert, sagte Hahlen. 1993 hatte Deutschland zuletzt einen Rückgang des BIP verbuchen müssen, die Wirtschaftsleistung sank damals um 1,1 Prozent.
Die Verbraucher geben weniger Geld aus
Die deutschen Verbraucher gaben im vergangenen Jahr real 0,2 Prozent weniger aus, nachdem der private Konsum 2002 bereits um ein Prozent gesunken war. Wie schon in den vergangenen beiden Jahren nahmen den Angaben zufolge die Ausrüstungsinvestitionen ab. Der Rückgang verlangsamte sich aber auf 4,0 Prozent von 9,1 Prozent im Vorjahr. Die staatliche Defizitquote betrug 4,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Kleiner Lichtblick im vierten Quartal
Nachdem die Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr sogar geschrumpft war, hatte die Wirtschaft im Sommer wieder ein Wachstum im Quartalsvergleich von 0,2 Prozent verzeichnet. Die genauen Daten zum vierten Quartal 2003 wird das Statistikamt Mitte Februar veröffentlichen. Das Statistikamt bestätigte, dass das vierte Quartal Wachstum gebracht hat, warnte aber vor zu großen Erwartungen. Der Anstieg des BIP zum Vorquartal dürfte deutlich weniger als 0,5 Prozent betragen, sagte Wolfgang Strohm vom Statistikamt. Dennoch erwartet das Amt einen geringfügigen positiven Statistischen Überhang für 2004, was die Wachstumsbasis verbessert.
2004 soll das Wachstum bis zu 2 Prozent betragen
Ökonomen gehen wie die Bundesregierung angesichts zuletzt ermutigender Konjunkturdaten davon aus, dass Deutschland 2004 getragen vom weltweiten Aufschwung mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und 2 Prozent die dreijährige Stagnation überwinden wird.