Google Börsengang noch im April?
New York - Dass Google an die Börse gehen will, steht seit der eher beiläufigen gemachten Äußerung von Unternehmensmitgründer Sergey Brin fest. Unklar ist jedoch immer das Wann und das Wie gewesen. Schenkt man den sich verdichtenden Gerüchten Glauben, könnte der IPO noch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres über die Bühne gehen. Vereinzelte Stimmen nennen sogar den Monat April.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg sollen Morgan Stanley und Goldman Sachs das Mandat für die Börseneinführung erhalten. Mit von der Partie seien unter anderem auch die Citigroup, Credit Suisse First Boston und JPMorgan Chase. Merrill Lynch sei nach Informationen der Börsen-Zeitung bereits aus dem Rennen. Insgesamt sollen 35 Investmentbanken bei Google vorstellig geworden sein.
Ein Drittel der Aktien könnte an die Börse kommen
Der Andrang verwundert nicht, denn Google gilt als dicker Fisch. Der Internetdienstleister legt zwar keine Bilanzen vor, doch Umsatzschätzungen von bis zu einer Milliarde Dollar schwarzen Zahlen hat Google schon lange nicht mehr widersprochen.
Ältere Schätzungen beziffern den Wert des Unternehmens auf bis zu 25 Milliarden Dollar. Konsenfähig seien aber eher zwölf Milliarden Dollar. Doch selbst damit läge Google auf gleicher Höhe mit dem Internet-Buchhändler Amazon und nur knapp hinter Yahoo. Ein Drittel der Aktien soll an die Börse gebracht werden. Den Banken dürfte dies rund 280 Millionen Dollar an Gebühren in die Kasse spülen. Sicher ist das allerdings nicht.
Das Umfeld ist derzeit günstig
Das Umfeld ist derzeit günstig
Bislang haben weder Google noch die potenziellen Emissionsbanken zu den Berichten Stellung genommen, doch nach Einschätzung von Experten spricht einiges für einen Börsengang im ersten Halbjahr. Denn das Umfeld ist derzeit günstig. Investoren suchten zurzeit mit großem Eifer nach attraktiven IT-und Technolgiewerten. Der Technologieindex Nasdaq Composite hat in den vergangenen Monaten eine steilen Anstieg hinter sich und notiert mittlerweile fest über der Marke von 2000 Zählern.
Für die IT-Branche käme ein Börsengang von Google wie gerufen, denn er könnte Vorbildfunktion für eine ganze Reihe von Technologiefirmen haben, die Pläne für einen solchen Schritt bereits in der Schublade haben, heißt es in verschienden Berichten.
So plant etwa der Konzern Motorola, seine Chipsparte an die Börse zu bringen. Als weitere Börsenasprianten nennt das "Handelsblatt" den E-Mail-Spezialisten "Brightmail" und die Online-Shops "Bizrate.com" sowie "Shopping.com". Für Asien werden als IPO-Kandidaten die Halbleiterunternehmen "Renesas Technology" und "Elpida Memory" genannt.
Aufkeimende Euphorie stimmt Experten skeptisch
Die wieder aufkeimende Euphorie stimmt Experten mittlerweile auch bedenklich. So warnt zum Beispiel Gottfried Heller, Chef der Münchner Vermögensverwaltung Fiduka und früherer Partner des verstorbenen Börsen-Gurus André Kostolany, in der "Berliner Zeitung" vor übertriebenen Erwartungen an die Google-Aktie. "Google hat mit Sicherheit keine Erfolgsstory vor sich, wie einst Microsoft es vorexerziert hat".
"Ich weiß nicht, ob die die immer noch hohen Bewertungen im IT-Sektor im Falle eines IPO von den Investoren aktzeptiert würden", ergänzt Experte Thomas Ehren von KPMG im Gespräch mit dem "Handelsblatt".
Google ist die unbestritten Nummer eins
Den Großteil seines Umsatzes erzielt Google mit dem Verkauf bezahlter Links. Dabei kaufen die Kunden das Recht, möglichst weit oben in den Trefferlisten aufzutauchen. Das Angebot ist attraktiv, weil die Suchmaschine täglich mehr als 200 Millionen Anfragen verarbeitet. Google ist damit die unbestrittene Nummer eins in der Liga der Suchmaschinen. Viele Konkurrenten bedienen sich bereits des Such-Algorithmus von Google oder haben das Google-Angebot in ihre Seite integriert. Der Verkauf der Technologie hat sich für Google deshalb zu einem wichtigen Standbein entwickelt.