Tagesausblick MLP meldet sich zurück
Hamburg/Frankfurt am Main - Die Krake des Terrors hat den Investoren am Dienstag schmerzlich in Erinnerung gerufen, dass die Märkte auf geopolitische Zwischenfälle immer noch sehr sensibel reagieren. Feige und abscheulich sind die Anschläge auf türkische Synagogen in der Türkei. Etwa 25 Menschenleben haben sie derzeit gefordert. Die Attentate ideologisch Verblendeter werden die Aktienmärkte nicht aus den Angeln heben. Gleichwohl stellt sich die bange Frage - und das nicht nur für die Finanzwelt - ob es noch weitere Anschläge geben wird.
Für diesen Fall glauben Marktbeobachter, dass der im bisherigen Jahresverlauf scheinbar ungebremste Optimismus an den Märkten sehr schnell weichen wird. So machten Händler in Frankfurt vor allem aufkeimende Terrorängste für die Verluste des Dax am Montag verantwortlich. Investoren sollten die Verluste aber nicht überbewerten, da der Index nun 'mal einen starken Aufwärtstrend hinter sich habe.
"Einen Grund zur Panik gibt es nicht", sagte auch Händler Raed Mustafa von der BW Bank und fasste damit die Einschätzung zahlreicher Marktteilnehmer zusammen. "Wir sehen die aktuelle Entwicklung als Zwischenkorrektur."
Der Dax schloss 3,2 Prozent schwächer auf 3674 Zählern. An der Wall Street konnten die Indizes nach Handelsschluss in Deutschland ihre Verluste begrenzen, was den Handel in Frankfurt heute zunächst stützen dürfte. Der Dow Jones notierte 0,6 Prozent leichter bei 9710 Zählern. Der Nasdaq Composite verbuchte Verluste von rund 1,1 Prozent auf 1909 Punkte.
US-Haushaltsdefizit wächst langsamer als erwartet
Optimistisch stimmt in diesem Zusammenhang, dass die unerwartet hohen Lagerbestände der Industrie- und Handelsunternehmen in den USA im September keine großen Auswirkungen auf die Kurse zeigten. Zugleich ist positiv zu vermelden, dass das US-Haushaltsdefizit im Oktober im Vergleich zum Vorjahr auf 69,5 Milliarden Dollar und damit weniger als erwartet gestiegen ist. Volkswirte hatten mit einem Anstieg auf 71 Milliarden Dollar gerechnet. Der Oktober ist der erste Monat des Fiskaljahres 2004. Mit den Realeinkommen und den Verbraucherpreisen im Monat Oktober erwarten die Märkte heute weitere Konjunkturdaten aus den USA.
Investoren an Commerzbank-Anteil der WCM interessiert
Aus deutscher Sicht dürften heute zunächst Unternehmen und Werte aus der zweiten Reihe im Fokus der Anleger stehen. Die angeschlagene WCM Beteiligungs- und Grundbesitzgesellschaft hat einem Bericht der "Financial Times" (FT) zufolge ein Angebot für ihren Anteil an der Commerzbank für mindestens 507 Millionen Euro erhalten.
Das Angebot solle mindestens 19 Euro je Aktie entsprechen und von einer nicht näher bestimmten Gruppe aus den USA stammen. Unter den Bietern sollen die Eigner der Investmentgruppe Cobra sein, die bereits einmal versucht hatten, die Commerzbank zu übernehmen. WCM selbst beziffert seinen Anteil an der Bank auf 5,5 Prozent, also rund 29,95 Millionen Aktien.
Das Angebot soll allerdings an die Bedingung geknüpft sein, dass weitere Commerzbank-Aktionäre mit Verbindungen zu WCM ihre Anteile demselben Bieter verkaufen. Der vermeintliche Käufer sei daran interessiert, dass eine Holding zwischen 10 und 20 Prozent der Commerzbank-Aktien übernimmt. Diese sollten von mehreren Parteien gehalten werden. Die Meldung dürfte ein weiteres Mal die Commerzbank mit Übernahmespekulationen in Verbindung bringen.
MLP steigert Ergebnis stärker als erwartet
Der Finanzdienstleister MLP hat Gesamterlöse und Gewinn im dritten Quartal dieses Jahres unerwartet deutlich gesteigert und hält an seinen Erwartungen für das Gesamtjahr fest. Das Ergebnis vor Steuern kletterte gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 84 Prozent auf 14,1 Millionen Euro, wie MLP heute vor Handelsbeginn mitteilte.
Analysten hatten MLP im Schnitt nur 13,1 Millionen Euro zugetraut. Die Gesamterlöse lagen bei 261,4 (Vorjahr bereinigt um MLP Leben Österreich: 211,4) Millionen Euro. Die Kundenzahl stieg zwischen Juli und September um 13.000 auf 544.000. MLP bekräftigte seine Erwartung eines Gewinns von etwa 65 Millionen Euro vor Steuern im laufenden Jahr.
Epcos wieder in der Verlustzone
Der Hersteller passiver Bauelemente Epcos hat wegen Restrukturierungskosten im Schlussquartal wie erwartet Verluste geschrieben, das Gesamtjahr 2002/03 (zum 30. September) aber mit schwarzen Zahlen abgeschlossen. Die Ergebniserwartung der Analysten für das Quartal konnte das im TecDax gelistete Unternehmen nicht treffen.
Vor Steuern und Zinsen (Ebit) sei von Juli bis September ein Verlust von elf Millionen Euro nach einem Gewinn im Vorquartal von drei Millionen Euro angefallen, teilte der Münchener Konzern am Dienstag mit. Darin enthalten seien Rückstellungen für Restrukturierung in Höhe von 15 Millionen Euro. Den Umsatz bezifferte Epcos auf 317 (Vorquartal 302) Millionen Euro.
Analysten hatten im Schnitt mit einem operativen Verlust von acht Millionen Euro bei einem Umsatz von 307 Millionen Euro gerechnet. Ausblickend hieß es, sowohl für das erste Quartal 2003/04 als auch für das gesamte angelaufene Geschäftsjahr rechne Epcos mit einem Umsatzplus sowie einer Ergebnisverbesserung.
Gute Zahlen bei Stada in Sicht
Kräftiges internes Wachstum sowie kleinere Akquisitionen dürften bei dem Arzneimittelhersteller Stada in den ersten neun Monaten wieder zu einem deutlichen Erlösplus geführt haben. Parallel zum Umsatzausbau erwarten Analysten auch eine weitere Ertragsverbesserung. Für den Zeitraum Januar bis September prognostizieren Analysten im Durchschnitt einen Umsatzanstieg auf 541,5 (465,1) Millionen Euro. Das Ebit dürfte auf 70,4 (56,8) Millionen Euro gestiegen sein.
In Japan konnte der Nikkei einen Teil seiner Vortagesverluste wieder wett machen. Nach Verlusten 3,7 Prozent am Vortag schloss der Leitindex am Dienstag 1,1 Prozent fester bei 9897 Punkten.