Thilenius-Kolumne Vom Neuanfang profitieren
Die Leverkusener Bayer AG gibt sich eine neue Struktur. Teile des Chemiegeschäftes werden in eine eigene Gesellschaft übertragen, die bis zum Jahr 2005 an die Börse gebracht werden soll. Damit verabschiedet sich Bayer von der bisherigen Vier-Säulen Strategie bestehend, aus Gesundheit, Polymere, Chemikalien und Agrochemie.
Bayer möchte sich stärker auf die forschungsgetriebenen Kerngeschäfte konzentrieren. Ausgegliedert werden Geschäfte mit einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro oder 20 Prozent des derzeitigen Konzernumsatzes.
Damit folgt Bayer der Strategie, die vor Jahren auch schon Hoechst eingeschlagen hat. Hoechst hatte damals die Chemiesparte ausgegliedert und sich mit Rhone Poulenc zu Aventis zusammengeschlossen. Hintergrund der Transaktion war damals, das zyklische, nicht sehr rentable Chemiegeschäft abzugeben und die vorhandenen Kräfte des Konzerns in der Pharmaforschung und Produktion zu konzentrieren, da dort angesichts der demographischen Entwicklung wesentlich mehr zu verdienen sein würde.
Hohe Gewinne mit patentgeschützten Medikamenten
Die Entwicklung bei Bayer ist sehr logisch. Die Entwicklung eines neuen Medikamentes kostet durchschnittlich 500 Millionen Euro und dauert fünf Jahre. Danach winken jedoch Patente mit Laufzeiten bis zu 18 Jahren. Patentgeschütze Arzneimittel sind ein hochprofitables Geschäft.
Demgegenüber ist das Chemiegeschäft als Daueranlage nicht interessant. Der Kurs von Bayer hat auf die Ankündigung hin recht freundlich reagiert. Mit einen Kursgewinnverhältnis von zwölf auf der Basis für das Jahr 2004 erwarteten Gewinns ist Bayer für den langfristigen Investor aber immer noch eine günstige Anlage.
Da die Umsetzung der Aufspaltung eine komplizierte und langwierige Angelegenheit ist, sollte man nicht in der Hoffnung auf schnelle Kursgewinne auf Grund der guten Nachrichten noch aufspringen. Wer jedoch drei Jahre Zeit hat, erwirbt per Termin 2007 ein dann ziemlich lupenreines Unternehmen der Pharmazie und Agrochemie.
Dafür ist ein Kursgewinnverhältnis von zwölf aus heutiger Sicht recht günstig. Die meisten der internationalen Mitbewerber in diesem Geschäft haben wesentlich höhere Bewertungen. Daher ist ein langfristiger Kauf sinnvoll; es muss jedoch damit gerechnet werden, dass auf dem Weg zur Neuausrichtung viele Schlaglöcher zu überwinden sein werden, die kurzfristig erhebliche Rückschläge im Kurs bringen können.