Der Quartalsgewinn steigt deutlich. Doch die Erlöse aus dem Verkauf neuer Softwarelizenzen liegen unter den Erwartungen - ein schlechtes Omen für den Konkurrenten SAP. Die Aktie des deutschen Softwarkonzerns schmiert im Gleichschritt mit dem Oracle-Papier ab.
New York/Frankfurt - Die Aktien des amerikanischen Software-Unternehmens Oracle haben am Freitag nach Vorlage von Zahlen in New York zu Handelsbeginn etwa 6,5 Prozent verloren. Das Unternehmen hatte seinen Gewinn im ersten Quartal wie erwartet von sechs auf acht US-Cent gesteigert, jedoch mit den Lizenzumsätzen enttäuscht. Diese waren um sieben Prozent auf 525 Millionen Dollar gesunken.
Die Lizenzumsätze sind "enttäuschend" ausgefallen, wenngleich das zweite Quartal das wichtigere sein werde, sagte ein Analyst. So heftig sei das nicht zu erwarten gewesen. Er wies aber darauf hin, dass sich Probleme mit der neuen Datenbank-Software angedeutet hatten. Es sei wohl in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu optimistisch gewesen, die alte Version auslaufen lassen zu wollen.
Der Analyst hatte eher damit gerechnet, dass nach dem Übernahme-Angebot von Oracle an Peoplesoft Kunden von PeopleSoft zu Oracle abwandern würden. Anscheinend sei das aber nicht der Fall, sagte er mit Blick auf die Bilanz.
Darüber hinaus hatte der Markt insgesamt bei den Software-Unternehmen auf anziehende Umsätze gehofft. Diese Hoffnung sei nun getrübt und belaste jetzt weltweit zahlreiche Software-Titel wie SAP. Die Aktie des Walldorfer Softwareunternehmens rutschte bis 15.35 Uhr um 4,5 Prozent auf 112,42 Euro ab.
"Das ist eine schlechte Nachricht für SAP", sagte ein Software-Analyst in München. "Es bedeutet, dass sich die Ausgaben für Software und Informationstechnologie bislang nicht so erholt haben, wie es die Leute erwartet hatten." Auch Händler verwiesen auf die unerwartet schwachen Lizenzumsätze, die den Kurs der SAP-Aktie belasteten.
Der Konzernumsatz von Oracle dagegen kletterte um rund zwei Prozent auf 2,072 (Vorjahr: 2,028) Milliarden Dollar. Das operative Ergebnis stieg auf 616 (580) Millionen Dollar. Der Nettwogewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28 Prozent auf 440 Millionen Dollar.
Die operative Marge wuchs leicht von 29 auf 30 Prozent.
Finanzvorstand Jeff Henley äußerte sich zuversichtlich über das laufende Quartal. "Wir erwarten ein anhaltende Verbesserung beim Umsatz und bei neuen Lizenzen im zweiten Quartal in Nordamerika", sagte er laut Mitteilung.
Oracle ist auf dem Markt für betriebswirtschaftliche Software zweitgrößter Anbieter hinter SAP und hatte für den Konkurrenten Peoplesoft ein feindliches Übernahmeangebot über 7,3 Milliarden Dollar vorgelegt, das von den Wettbewerbshütern in den USA und Europa geprüft wird. Die Peoplesoft-Führung hatte das Oracle-Angebot wiederholt zurückgewiesen.